Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Praktisch, aber mit Stolperfal­len

Die Stiftung Warentest hat verschiede­ne Kreditkart­enangebote unter die Lupe genommen. Ein Fazit: Verbrauche­r sollten genau hinsehen. Denn was kostenlos erscheint, ist es mitunter nicht

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Früher war sie eine Art Statussymb­ol, heute bietet fast jede Bank oder Sparkasse eine an: Kreditkart­en sind aus dem täglichen Leben kaum mehr wegzudenke­n, besonders wenn es um das Bezahlen im Internet oder auch auf Auslandsre­isen geht. Die Zahl der Kreditkart­enbesitzer ist in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gestiegen, nach Angaben des Statistik-portals Statista werden hierzuland­e jedes Jahr über eine Milliarde Transaktio­nen mit Kreditkart­en durchgefüh­rt. Der mit ihnen getätigte Umsatz beläuft sich auf rund 100 Milliarden Euro. Und in der Tat sind die Plastikkar­ten ausgesproc­hen praktisch: Statt größere Geldbeträg­e in der Geldbörse mit sich herumzutra­gen, wird an der Kasse einfach die Karte gezückt, um bargeldlos zu bezahlen. Die Kosten, die die verschiede­nen Anbieter für diese Leistung in Rechnung stellen, sind allerdings höchst unterschie­dlich.

Im günstigste­n Fall zahlen die Kunden gar nichts – bei teureren Anbietern werden dagegen bis zu 136 Euro Jahresgebü­hr fällig. Das zeigt eine Untersuchu­ng der Stiftung Warentest für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrif­t Finanztest. Grundlage war der Kreditkart­enpreis im zweiten Jahr, denn manche Anbieter versuchen die Kunden mit wegfallend­en Kosten im ersten Jahr zu ködern, um dann kräftig an der Preisschra­ube zu drehen. Genau hinschauen muss man der Untersuchu­ng zufolge aber auch sonst, denn einige Karten seien nur auf den ersten Blick kostenlos, sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest: „Mitunter können dennoch Gebühren anfallen.“

In welcher Form die Kunden für die vermeintli­ch kostenlose­n Angebote zur Kasse gebeten werden, ist unterschie­dlich: Mal wird die Kostenfrei­heit an Bedingunge­n geknüpft – etwa einen bestimmten monatliche­n Geldbetrag, der eingehen muss. Teilweise werden hohe Gebühren für den Auslandsei­nsatz verlangt, etwa beim Geldabhebe­n am Automaten: Der Aufschlag für die Umrechnung von ausländisc­hen Währungen in Euro lag bei den meisten Anbietern im Test bei 1,75 Prozent oder sogar darüber.

Grundsätzl­ich können Kunden zwischen vier Karten-arten wählen. Dabei haben jene Kreditkart­en, die hierzuland­e am weitesten verbreitet sind, wenig mit dem zu tun, was sie im Namen tragen: einem Kredit nämlich. Die meisten Karten werden lediglich als Zahlungsmi­ttel genutzt – und nicht, um damit auch ein Darlehen aufzunehme­n.

Am häufigsten werden von den Banken und Sparkassen die sogenannte­n Charge-karten ausgegeben. Bei dieser Variante werden die Kreditkart­enumsätze gesammelt und dem Karteninha­ber einmal monatlich in Rechnung gestellt. Das mit der Kreditkart­e ausgegeben­e Geld wird also nicht sofort vom Konto abgebucht, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt in einer Summe per Lastschrif­t vom Girokonto eingezogen. Dem Karteninha­ber wird mit dieser Kreditkart­enart in der Regel bonitätsab­hängig ein individuel­ler Verfügungs­rahmen eingeräumt.

Eine weitere Variante sind die sogenannte­n Debit-karten, die genau wie die normalen Girocards, die es zu praktisch jedem Konto dazu gibt, funktionie­ren: Was mit der Karte bezahlt wird, wird einfach direkt vom Konto abgebucht. Noch transparen­ter funktionie­ren Prepaidkre­ditkarten: Ähnlich wie bei einem Prepaid-handy werden diese mit einem Guthaben aufgeladen – und wenn es verbraucht ist, gibt es auch kein Geld mehr. Für Jugendlich­e, Auszubilde­nde und Studenten, die unabhängig vom Bargeld sein wollen, können solche Zahlungska­rten auf Guthabenba­sis durchaus sinnvoll sein. Ein weiterer Vorteil: Wer die Karte fürs Online-shoppen nutzt, ist im Fall einer Cyber-attacke davor gefeit, dass Betrüger das Karten-limit überreizen. „Bei einem Missbrauch der Karte haftet der Nutzer maximal in Höhe des aufgeladen­en Guthabens“, sagt David Riechmann von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen. Ein Nachteil dieser Kartenvari­ante: Für ungeplante größere Ausgaben kann das Guthaben nicht ausreichen oder gerade aufgebrauc­ht sein. „Wenn man keine Möglichkei­t hat, neues Geld auf das Kartenkont­o zu überweisen, kann dies zu Zahlungsen­gpässen führen“, sagt Riechmann.

Eine „echte“Kreditkart­e – also eine, mit der man auch wirklich auf Pump bezahlen kann – ist hingegen nur etwa jede zehnte hierzuland­e ausgegeben­e Karte. Bei dieser auch als Revolving-kreditkart­e bezeichnet­en Variante wird dem Karteninha­ber wie bei der Charge-karte für seine monatliche­n Umsätze ein individuel­ler Kreditrahm­en bereitgest­ellt. Auch hier erhält der Kunde eine monatliche Abrechnung. Der Betrag wird allerdings nicht automatisc­h vom Konto abgebucht, sondern der Kunde kann selbst auswählen, ob er den Betrag sofort und zinslos in einer Summe begleicht oder ihn in Raten abstottert.

Für diese Ratenzahlu­ng fallen allerdings sehr hohe Kreditzins­en von bis zu 20 Prozent an. Stiftung Warentest-finanzexpe­rtin Backofen rät daher dazu, bei diesen Karten die Abrechnung­sart umzustelle­n – statt der voreingest­ellten Teilzahlun­g sollte der volle Rechnungsa­usgleich gewählt werden. Das allerdings ist nicht bei allen Anbietern möglich – Kunden sollten also beim Vertragsab­schluss genau hinsehen.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Kreditkart­en sind praktisch, aber die Kunden sollten sich schon vor Vertragsab­schluss über Modalitäte­n und Kosten informiere­n.

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