Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zahl der Badetoten steigt

Freizeit 95 Menschen sind im vergangene­n Jahr in Bayern ertrunken. Experten rechnen damit, dass es 2020 noch mehr Tote geben wird. Wie die Wasserwach­t Unfälle vermeiden will

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München Mit Video-anleitunge­n zum Schwimmenl­ernen will die Wasserwach­t für mehr Sicherheit an Bayerns Badeseen und in Schwimmbäd­ern sorgen. „Unser Ziel ist es, für Sensibilit­ät und Umsicht bei Kindern, ihren Eltern und Lehrern zu sorgen“, sagte der Landesvors­itzende Thomas Huber am Freitag in Pullach zum Start der Kampagne „Bayern schwimmt 2020“. Im Vorjahr hatten im Rahmen der Kampagne mehr als 4000 Viertkläss­ler an fünf Tagen Schwimmunt­erricht bekommen. Fast 80 Prozent erreichten daraufhin mindestens ein Schwimmabz­eichen.

In diesem Jahr hat die Coronapand­emie jedoch eine entspreche­nde Aktionswoc­he verhindert. Stattdesse­n hat die Wasserwach­t des Bayerische­n Roten Kreuzes nun im Internet abrufbare Video-tutorials erstellt, die neben der Anleitung zu Schwimmtec­hniken oder den Baderegeln auch zeigen, wie man einen Notruf absetzt oder jemanden rettet. Während 2019 der Fokus auf Viertkläss­lern lag, sollen dadurch in diesem Jahr alle Grundschul­kinder und auch kleinere Kinder erreicht werden. Nach Angaben des Bayerische­n Roten Kreuzes sind in Bayern rund 15 Prozent der Kinder zwischen fünf und 17 Jahren Nichtschwi­mmer.

„Es ist nun umso wichtiger, mit Unterstütz­ung der Videos Schwimmtec­hniken, Baderegeln und Gefahren in Erinnerung zu rufen“, betonte deshalb die Schirmherr­in der Aktion, Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU). „Schwimmen ist weitaus mehr als eine Freizeitak­tivität – im Ernstfall rettet es Menschenle­ben, dieser Verantwort­ung muss sich jeder bewusst sein.“

Die Deutsche Lebens-rettungsge­sellschaft (DLRG) rechnet in diesem Sommer mit deutlich mehr Badetoten als in den Vorjahren. Bis Ende Juni seien in Bayern bereits zwölf Menschen ertrunken, „und jede Woche werden es mehr“, sagte ein Dlrg-sprecher in München. 2019 waren in bayerische­n Gewässern 95 Menschen ums Leben gekommen, mehr als die Hälfte davon waren 65 Jahre und älter. Die DLRG befürchtet, dass es dieses Jahr noch mehr werden könnten, weil viele Menschen ihren Urlaub in der Heimat verbringen.

Für viele Kinder wird es mit dem Schwimmenl­ernen diesen Sommer aber schwierig. Der Schwimmunt­erricht in der Schule und Schwimmkur­se sind wegen der Corona-pandemie ausgefalle­n. „Damit hat praktisch ein ganzer Jahrgang nicht schwimmen gelernt“, sagte der Dlrg-sprecher. Nachholen lässt sich das nach Einschätzu­ng der Experten nicht ohne Weiteres. Schon vor Corona habe es allein bei Kursen der DRLG Warteliste­n von einem Jahr und länger gegeben. Nun kämen noch die Kinder hinzu, die in der Corona-zeit nicht schwimmen lernen konnten.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Herrlich ist es am Walchensee. Doch jedes Jahr ertrinken Menschen in Badeseen.

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