Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schieles Werk und Magaths Beitrag

Der Aufstieg der Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga hat sehr viel mit deren Trainer zu tun – aber auch mit dem Mann, der eigentlich nur beratende Funktion hat

- VON FRANK KRANEWITTE­R

Würzburg Felix Magath, 66, kam, dem Dresscode entspreche­nd, im weißen Dreiteiler mit einem weißen Hut. Mit einer „White Night“, einer Party für Team und enge Sponsoren im Anstoßkrei­s des Stadions, feierten die Würzburger Kickers am Montag den Aufstieg in die 2. Fußball-bundesliga. Bei der großen Sause am Samstag hatte Magath noch gefehlt. Nach dem 2:2 der Unterfrank­en gegen Halle, dem dramatisch­en Saisonfina­le, hatte er mit einem Foto samt Aufstiegs-t-shirt an der Seite seines Assistente­n Christian Ortlepp aus Innsbruck gratuliert.

Dort kämpfte gerade der zweite Klub, an dem das Würzburger Online-druckunter­nehmen beteiligt ist, um den Klassenerh­alt. Das 0:0 bei WSG Tirol reichte Admira Wacker Mödling. Es war für Magath ein guter Saisonabsc­hluss als Head of Flyeralarm Global Soccer, so seine offizielle Bezeichnun­g. Seit Januar ist der Trainer-altmeister Chef des neuen unterfränk­isch-niederöste­rreichisch­en Fußballkon­zerns. Seine Bilanz kann sich sehen lassen.

Zu Beginn der weißen Nacht von Würzburg gab’s dann wieder ein Foto, Magath steht am Rand und reckte den Daumen in die Höhe. In der Mitte des Bildes ist Michael Schiele zu sehen, der Trainer der Würzburger Kickers. Die Botschaft war klar: Schiele bleibt. Sein Vertrag hat sich mit dem Aufstieg um ein Jahr verlängert.

Alles andere als den Verbleib des nicht nur erfolgreic­hen, sondern auch beliebten Übungsleit­ers, hätte auch kaum jemand verstanden. Aber was heißt das schon. Verstanden hat das Theater der vergangene­n Wochen in Würzburg sowieso kaum jemand. Den fast schon unterschri­ftsreifen neuen Vertrag in Würzburg, den Schiele mit den Kickers im Winter aushandelt­e, hat der 42-Jährige bis heute nicht unterzeich­net. Als Magath kam, stellte er erst einmal alles infrage.

Die Kickers lagen da auf Platz 13 der dritten Liga. Die Abstände zu den Top-plätzen waren aber gering. Und weil die Würzburger fortan wie aus einem Guss kickten, Schieles bevorzugte offensive, aggressive Spielweise perfekt umsetzten, ging es Schritt für Schritt nach oben – und sie stiegen mit einem Fußball der Marke Schiele und trotz insgesamt 60 Gegentoren (genauso viele wie Absteiger Chemnitz) tatsächlic­h auf.

Auf den Verbleib des Trainers wollte sich Magath erst festlegen, als der Aufstieg feststand. Die Fans forderten schon seit Monaten mit Transparen­ten und Sprechchör­en eine Vertragsve­rlängerung. Bei der spontanen Aufstiegsf­eier am letzten Spieltag auf dem Stadionpar­kplatz, war Schiele der gefeierte Mann. Magath mag sich nun bestätigt fühlen. Das Reizklima, das er mit der Unsicherhe­it über die Zukunft des Trainers schuf, mag womöglich noch ein paar Prozent mehr aus den Spielern herausgeki­tzelt haben. Es war eine riskante Taktik, die aufging.

Im Alltagsges­chäft hat der Fußball-chef des Investors vor allem beratende Tätigkeit. Neuzugänge darf Schiele bestimmen. Auf dem Trainingsp­latz war Magath nur wenige Male als Zaungast. Der Aufstieg war, da lässt auch Magath keinen Zweifel, Schieles Werk.

Der Kickers-trainer ist ein ganz anderer Typ als Magath. Nahbar und emotional. Als er nach dem Aufstieg mit seinen Schützling­en über den Platz tollte, sah er eher aus wie ein Spieler, als wie ein Trainer. Der Aufstieg hat ihn interessan­t gemacht. Die Namen und Möglichkei­ten waren andernorts in der 3. Liga größer. In Würzburg wurde er Etat zuletzt zweimal in Folge gekürzt, Leistungst­räger gingen. Aufgestieg­en sind trotzdem nicht der MSV Duisburg, Hansa Rostock, der 1. FC Kaiserslau­tern, die Münchner Löwen und erst Recht nicht der KFC Uerdingen mit Ex-nationalsp­ieler Kevin Großkreutz, sondern eben die Kickers. Weniger Geld, mehr Erfolg – so ein Trainer ist begehrt.

Mehrmals in der Woche telefonier­t Schiele derzeit mit Magath, redet über den neuen Kader. Die Kickers sind zurück in Liga 2, drei Jahre nachdem das letzte Gastspiel mit einer sieglosen Rückserie dramatisch zu Ende ging. Der jüngste Erfolg der Würzburger wird immer auch mit Magath verbunden sein. Wie groß sein Anteil wirklich ist, darüber kann man nur spekuliere­n.

 ?? Foto: Twitter ?? Trainer Michael Schiele (rechts) hat mit den Würzburger Kickers die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft – sehr zur Freude von Felix Magath.
Foto: Twitter Trainer Michael Schiele (rechts) hat mit den Würzburger Kickers die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft – sehr zur Freude von Felix Magath.

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