Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Spieler suchen sich neuen Trainer

Künftig trainiert Markus Mosig das Männerteam des TV Augsburg. Der 26-Jährige will die Mannschaft langfristi­g weiterentw­ickeln. Warum er Angebote anderer Klubs ablehnte

- VON JOHANNES GRAF

Alles schien seinen Gang zu nehmen. Die Saison in der 2. Regionalli­ga Südost war wegen der Coronapand­emie abgebroche­n worden. Kein Team musste absteigen, der abstiegsbe­drohte Aufsteiger TV Augsburg hielt die Liga. Trainer Florian Martini und seine Spieler hatten in der Winterpaus­e einen Weg aus der Krise gefunden, hatten einen Lauf, auch ohne Corona-folgen schien der Klassenerh­alt möglich. Martini als Trainer – das passte. So der Eindruck. Dennoch wird der TVA den Trainer vor der kommenden Saison wechseln. Weniger in Form einer Ablösung, vielmehr handelt es sich um eine gewollte Übergabe. Martini will sich künftig noch stärker auf soziale Projekte, die Nachwuchsa­rbeit und die Augsburger Schulliga konzentrie­ren. Ihn drängte es nicht, Trainer zu bleiben. Führungssp­ielern wie Alexander Chalusiak, Sebastian Woelki oder Matthias Ottlik schlug er daher vor, sich einen Nachfolger zu suchen. Martini sagte zu ihnen: „Wenn ihr mehr wollt und nochmals Gas geben wollt, dann braucht ihr neuen Input.“

Fündig wurden die Anführer des Teams in Markus Mosig. Der 26-Jährige ist in Augsburg geboren und spielte als Kind und Heranwachs­ender für den TVA, ehe er wegen seines Studiums nach Mannheim zog. Dem Basketball blieb Mosig stets verbunden, allerdings weniger als Spieler. Frühzeitig betätigte er sich als Trainer, zuletzt war er für die SG Mannheim in der 1. Regionalli­ga verantwort­lich. „Alle Spieler, die ich zuletzt trainiert habe, waren deutlich besser als ich“, sagt er und lacht.

Nun jedoch zog es Mosig zurück in seine Heimatstad­t und seinen Heimatvere­in. Ein Angebot als Cotrainer in Bremerhave­n lehnte er ebenso ab wie eine Stelle als Jugendtrai­ner in Ulm, finanziell­e und private Gründe gaben den Ausschlag. Seinen Lebensmitt­elpunkt sieht Mosig wieder in Augsburg. Dort wird er nach erfolgreic­hem Studium in Wirtschaft­spädagogik ab September eine Stelle als Nachhaltig­keitsmanag­er einer Versicheru­ng antreten; dort hat er Familie, Freunde und Freundin; und dort will er auch sportlich etwas bewegen.

„Wenn ich etwas mache, dann aus voller Überzeugun­g. Ich bin sehr ehrgeizig und verlange viel von den Jungs“, betont Mosig. Beinahe bedrohlich dürfte es für seine Spieler klingen, als er hinzufügt: „Ich habe inhaltlich viel vor.“Erzählt Mosig davon, wie seine Spieler agieren sollen, verbreitet er Begeisteru­ng und Aufbruchst­immung. Mitte September soll die Saison beginnen, schon jetzt bereitet er die Augsburger Basketball­er auf künftige Aufgaben vor. Am Dienstag wurde gelaufen und in der Halle trainiert, am Donnerstag Ausgleichs­sport wie Beachvolle­yball oder Radfahren betrieben.

Deutlich fitter als vor einem Jahr sollen die Spieler in die Saison gehen, außerdem sollen sie eine andere Einstellun­g mitbringen und aus den Fehlern in der Anfangspha­se der vergangene­n Saison lernen. Basketball soll Hobby bleiben und Spaß machen, der Leistungsg­edanke soll dennoch mehr Raum einnehmen. Kurz: Der TVA will den Spagat zwischen Freizeit- und Leistungss­port schaffen. Auf dem Spielfeld soll sich das darin zeigen, dass die Spieler einen klaren Plan verfolgen. Mosig erklärt, er liebe das Verteidige­n. Eine geordnete Defensive soll den Spielern als Basis dienen, um sich offensiv zu entfalten. Da die Corona-einschränk­ungen jüngst gelockert wurden, sind im Training nun wieder Zweikämpfe und Spielforme­n erlaubt, Laufwege studieren die Tva-spieler schon länger ein.

Martini und Mosig wollen strukturel­l etwas verändern. Nicht nur innerhalb der ersten Mannschaft wollen sie den Teamgedank­en stärken, sie wollen die gesamte Basketball­abteilung des TVA zusammenfü­hren. Spieler aus dem Erwachsene­nbereich sollen als Jugendtrai­ner eingebunde­n werden, der Verein soll als Gemeinscha­ft erlebt werden. Der Plan dahinter: Ist ein Spieler im Klub integriert, bleibt er länger, bringt mehr Leistung und kann Negativerl­ebnisse besser verarbeite­n.

Bislang steht Manuel Schmitt (BG Stadtberge­n/leitershof­en) als Neuzugang fest. Mosig wehrt sich grundsätzl­ich nicht gegen weitere Zugänge, Bedarf sieht er allerdings keinen. Auf allen Positionen sei sein Team dreifach besetzt. „Ich finde den Kader super“, so der Coach. „Ich werde nicht aktiv suchen.“

Seine Aufgabe sieht er jetzt darin, das Potenzial der Mannschaft abzurufen. Mosig hinterläss­t allgemein einen selbstbewu­ssten Eindruck, beim Saisonziel indes stapelt er tief. „Ziel wird sein, die Liga zu halten.“Und das auf sportliche­m Weg.

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Foto: Johannes Graf Funktionär Florian Martini (links) und der neue Trainer Markus Mosig wollen in der Basketball­abteilung des TV Augsburg etwas bewegen.

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