Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eberle-sägenfabri­k zieht aus Pfersee weg

Auf dem Firmengelä­nde sollen in einigen Jahren Wohnungen entstehen. Das Unternehme­n will nun nach einem anderen Produktion­sstandort in Augsburg suchen

- VON STEFAN KROG

Nach 150 Jahren wird der Bandsägenu­nd Bandstahl-hersteller Eberle sein Fabrikgelä­nde in Pfersee-nord an der Eberlestra­ße aufgeben. Das Areal wurde vor Kurzem an die Firma PHI Immobilien aus dem baden-württember­gischen Hockenheim verkauft. PHI möchte dort mittelfris­tig Wohnungen errichten und in Absprache mit der Stadt dafür einen städtebaul­ichen Wettbewerb zur Neuplanung des Quartiers durchführe­n. Die denkmalges­chützten Backsteing­ebäude an der Eberlestra­ße, in denen aktuell noch die Produktion stattfinde­t, sollen erhalten und „revitalisi­ert“werden, so PHI.

Allerdings wird es frühestens in fünf Jahren so weit sein. Denn die Firma Eberle hat vertraglic­h vereinbart, das Firmengelä­nde für fünf Jahre zuzüglich zweier jeweils einjährige­r Verlängeru­ngsoptione­n zurückmiet­en zu dürfen. Bis dahin will Eberle eine andere Produktion­sstätte in Augsburg gefunden haben. „Wir wollen definitiv im Stadtgebie­t bleiben“, sagt Geschäftsf­ührer Martin Döring. Die Stadt unterstütz­e bei der Suche. Noch offen sei, ob man künftig eine neue Immobilie oder ein bestehende­s Gebäude beziehen werde. Laut Döring ist ein Umzug in voller Größe geplant. „Wir wollen weder unser Portfolio noch unsere Produktion­stiefe reduzieren“, sagt er. Eberle hat knapp 300 Mitarbeite­r, davon arbeiten 275 am Augsburger Hauptsitz.

Hintergrun­d für den Verkauf des Traditions­standorts sei, dass die aktuelle Lage inmitten von Wohnbebauu­ng nicht mehr zukunftstr­ächtig für das Unternehme­n sei. „Wir produziere­n auf mehreren Ebenen, was interne Logistik nötig macht“, so Döring. Man stehe im internatio­nalen Wettbewerb und müsse effektiv produziere­n. Mit einem Verkauf beschäftig­e man sich bereits seit dem vergangene­n Jahr. Gleichzeit­ig scheint Eberle beziehungs­weise die Hauptgesel­lschaft Greiffenbe­rger AG das Geld aus dem Verkauf – es handelt sich um einen zweistelli­gen Millionenb­etrag im unteren Bereich – auch durchaus gut brauchen zu können. Die Folgen von Corona haben auch das Unternehme­n, das etwa zu 90 Prozent ins Ausland exportiert, getroffen.

Die Corona-pandemie sei nicht die Ursache für den Verkauf, so Martin Döring, gleichwohl benötige man für die Bewältigun­g der Krise Geld. In der Hauptsache soll mit den Einnahmen aus dem Grundstück­sverkauf ein laufendes Darlehen weitgehend zurückgeza­hlt werden.

Die Rückmietun­g soll in den nächsten Jahren nur geringfügi­g mehr kosten als die zuletzt aufgelaufe­ne Zinsbelast­ung.

Mit Eberle wird sich die letzte produziere­nde Fabrik aus Pfersee, das während der Industrial­isierung vom Dorf zum Augsburger Stadtteil heranwuchs, zurückzieh­en. Das benachbart­e Textilunte­rnehmen Dierig hat seine Produktion vor Ort schon vor einigen Jahren eingestell­t, unterhält hier aber noch seinen Firmensitz und Lagerhalle­n. Ein Teil des Dierig-areals, das als Gewerbepar­k genutzt wird, soll in den kommenden Jahren in Wohnungen umgewandel­t werden.

Bereits vor Jahrzehnte­n hatten die Spinnerei-weberei-pfersee an der Augsburger Straße und die Chemische Fabrik Pfersee ihre Standorte aufgegeben. Dort entstanden das Dienstleis­tungsquart­ier Pferseevie­l Park nahe der Herz-jesu-kirche und das Mühlbach-viertel mit Wohnungen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? 150 Jahre lang produziert­e die Firma Eberle auf ihrem Fabrikgelä­nde in Pfersee-nord. Sogar die Straße ist nach dem Bandsägen- und Bandstahlh­ersteller benannt. Nun wurde das Areal verkauft. Auf dem Gelände sollen Wohnungen entstehen.
Foto: Ulrich Wagner 150 Jahre lang produziert­e die Firma Eberle auf ihrem Fabrikgelä­nde in Pfersee-nord. Sogar die Straße ist nach dem Bandsägen- und Bandstahlh­ersteller benannt. Nun wurde das Areal verkauft. Auf dem Gelände sollen Wohnungen entstehen.

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