Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vorgehen wirkt kleinkarie­rt

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Mit ihrem Camp neben dem Rathaus stören die Klimaaktiv­isten niemanden groß – außer, dass sie die Parkplätze belegen, auf denen sonst gerne manche Stadträte und Mitglieder der Stadtregie­rung ihre nicht immer kleinen Autos parken. Es mag sein, dass sich Passanten auch mal aufregen. Doch das ist ja auch das Ziel einer solchen Mahnwache. Sie soll zu politische­n Diskussion­en anregen und zur Meinungsbi­ldung beitragen.

Dass die Stadt nun so schnell versucht, die jungen Klimaschüt­zer auf formaljuri­stischem Weg loszuwerde­n, ist erstaunlic­h und wirkt ziemlich kleinkarie­rt. Die „Versammlun­gsmerkmale“seien nicht mehr gegeben, argumentie­rt die Stadt. Darüber kann man aber trefflich streiten. Die Klima-aktivisten haben bereits angekündig­t, die Entscheidu­ng der Stadt rechtlich prüfen zu lassen. Am Ende könnte es darauf hinauslauf­en, dass ein Gericht darüber entscheide­n muss, ob das Klimacamp weiter bleiben darf oder nicht. Und so lange sollten Stadt und Polizei mit einer Räumung auf jeden Fall noch warten. Das gebietet der Respekt vor der Hoheit des Rechts.

Spannend dürfte sein, ob das Vorgehen innerhalb des neuen schwarz-grünen Regierungs­bündnisses abgesproch­en ist – und wie es sich auf das Klima dort auswirkt. Denn der Klimaschut­z ist eines der wichtigste­n grünen Themen. Daran wollen sie sich messen lassen, auch in Augsburg. Eine Zwangsräum­ung des Klimacamps wäre da nicht unbedingt das beste Signal an die eigenen Anhänger.

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