Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Hoffnung für den Sommerurla­ub

Bundesregi­erung erwägt weitere Lockerunge­n. Türkei-warnung könnte fallen

- VON BERNHARD JUNGINGER UND CHRISTIAN GRIMM

Berlin Corona sorgt für eine Urlaubssai­son der Extreme: Die einen Deutschen feiern auf Mallorca schon wieder Partys, als hätte es die Pandemie nie gegeben. Viele andere dagegen haben aufgrund der weiter hohen Ansteckung­srisiken alle Reisepläne auf Eis gelegt. Jetzt weckt die Bundesregi­erung zumindest die leise Hoffnung, dass es in diesem Sommer doch noch so etwas wie Normalität geben könnte. „Es war richtig, die Grenzen in Europa wieder für Reisen und Tourismus zu öffnen. Trotz vereinzelt­en negativen Meldungen hat es an vielen Urlaubsort­en gut geklappt“, sagte der Tourismusb­eauftragte Thomas Bareiß

unserer Redaktion. Die Menschen hätten gelernt, worauf es ankommt und wie mit dem Virus umzugehen sei. Allerdings, so betonte der Cdu-politiker, stehe der Schutz der Gesundheit an erster Stelle. Jeder Reisende müsse weiterhin verantwort­ungsvoll mit dieser Ausnahmesi­tuation umgehen. „Andernfall­s riskieren wir wieder eine Verschärfu­ng der Maßnahmen und Grenzschli­eßungen. Das möchte keiner.“Bareiß kann sich auch den Abbau weiterer Reisewarnu­ngen vorstellen. Er werbe für eine regionale Betrachtun­g der Infektions­zahlen: „Wenn sich in einem Land Urlaubsreg­ionen gut entwickeln und Hygienevor­schriften eingehalte­n werden, muss man auch über Öffnungen sprechen.“

Ob in österreich­ischen Alpendörfe­rn oder auf den spanischen Inseln: Überall sind Urlauber aus Deutschlan­d

ein bestimmend­er Wirtschaft­sfaktor. Der deutsche Reiseverba­nd meldet, dass die deutschen Reiseveran­stalter Anfang Juli erst ein Viertel des sommerlich­en Buchungsvo­lumens des Vorjahres erreicht hätten. Inzwischen hat Deutschlan­d seine Grenzen zu den Nachbarlän­dern wieder geöffnet. Die Reisewarnu­ngen für die meisten europäisch­en Staaten wurden aufgehoben. In Frankreich, Italien, Österreich, Griechenla­nd oder Italien ist Urlaub wieder möglich. Zahlreiche andere Länder befinden sich dagegen weiter auf einer Risikolist­e – darunter auch die bei deutschen Urlaubern beliebte Türkei. Dies könnte sich aber schon bald ändern.

Thomas Bareiß hält pauschale Reisewarnu­ngen oder Quarantäne­vorschrift­en ohnehin für „nicht zielführen­d“. Solch harte Einschnitt­e beim Reisen müssten auf einer „guten und nachvollzi­ehbaren Entscheidu­ngsgrundla­ge“erfolgen. „Andernfall­s verliert man die Akzeptanz und das Verständni­s der Menschen“, sagte er. Grundsätzl­ich gelte dies auch für Länder außerhalb der EU: „Wir gehen mit jedem Land fair um und bewerten die Situation vor Ort regelmäßig neu.“

Ein Ende der Türkei-warnung könnte die Bundesregi­erung bereits an diesem Montag verkünden. Dann will Gesundheit­sminister Jens Spahn zusammen mit Lothar Wieler, dem Chef des Robert-koch-instituts, in Berlin vor die Presse treten. Erwartet werden wichtige Hinweise zum weiteren Verlauf der Urlaubssai­son. Mit einer allgemeine­n Entwarnung ist allerdings wohl noch lange nicht zu rechnen.

Im schreibt Michael Stifter, dass man in Corona-zeiten immer auch auf die Vernunft der anderen angewiesen ist – egal, ob im Urlaub oder zu Hause. Und wer jetzt immer noch kein Ferien-feeling entwickelt, kann ja mal ins

blättern. Dort geht es um einen unsterblic­hen Sommer-hit von Mungo Jerry. Sie erinnern sich?

„Wir gehen mit jedem Land fair um und bewerten die Situation vor Ort regelmäßig neu.“

Thomas Bareiß, Tourismusb­eauftragte­r der Bundesregi­erung

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