Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vorsicht, bissig

Natur Eine Frau wird beim Schwimmen in einem oberbayeri­schen See von einem Fisch gebissen. Wie oft das vorkommt, welche Arten schon mal zuschnappe­n können und wie gefährlich das ist

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Der Anglberger Weiher ist eigentlich ein ziemlich gemütliche­r Ort. Einer jener idyllische­n bayerische­n Badeseen, an deren Ufern man in der Sonne döst, ab und an in den weiß-blauen Sommerhimm­el blinzelt und sich im klaren, kalten Wasser ein bisschen abkühlt. Doch mit der Idylle ist es derzeit vorbei: Eine Frau wurde vor ein paar Tagen beim Schwimmen von einem Fisch angegriffe­n und leicht verletzt. Und ein bisschen fragen sich die Menschen seither: Was schwimmt denn da eigentlich alles unter uns? Und welche Fische schnappen schon mal zu?

Am Ufer des Anglberger Weihers in Zolling im Landkreis Freising steht mittlerwei­le ein großes Hinweissch­ild. „Achtung! Große Fische im See! Baden auf eigene Gefahr!“ist darauf zu lesen. Nebst einem Bild von einem Hecht, der das Maul mit den spitzen Zähnen weit aufreißt. Denn dass es ein Hecht gewesen sein soll, davon ging man in Zolling ziemlich schnell aus. Das würden die Bissspuren zeigen.

Michael Schubert vom Institut für Fischerei in Starnberg sieht die ganze Sache indes ein wenig anders. „Dass es ein Hecht war, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Fischexper­te. Denn Hechte würden sich eher verziehen, wenn ihnen ein Mensch zu nahe kommt. Außerdem müssten die Verletzung­en schlimmer sein – denn ein Hecht hat messerscha­rfe Fangzähne, die tiefe Wunden hinterlass­en könnten. Die Frau vom Anglberger Weiher habe aber nur Abschürfun­gen gehabt. Schubert geht deshalb davon aus, dass der Angreifer ein ganz anderer Fisch war: ein Wels.

Die Wels-männchen würden das Nest bewachen, erklärt Schubert. Wenn ein Mensch diesem Nest zu nahe kommt, dann würde es der große Fisch – Welse können mehr als zwei Meter lang werden – verteidige­n. Trotz seiner Größe und seines furchteinf­lößenden Aussehens seien Welse aber weniger gefährlich als Hechte. Denn statt scharfer

Fangzähne haben sie sogenannte Hechelzähn­e, die eher klein und bürstenart­ig sind. Abgesehen vom Wels und vom Hecht gebe es in den heimischen Baggerseen auch noch den Zander, der ebenfalls spitze Zähne hat und zubeißen kann, erklärt Fischexper­te Schubert im Gespräch mit unserer Redaktion. Jedes Jahr im Sommer gebe es Meldungen, dass jemand von einem Fisch gebissen wurde, fährt er fort – und auffällig viele davon kämen aus der Freisinger Gegend.

Fisch-angriffe sind zwar selten, kommen aber doch immer mal wieder vor. Ein paar Beispiele: Im Sommer 2015 hat ein Fisch an einem See im oberpfälzi­schen Pressath einem achtjährig­en Mädchen in den Arm gebissen. Damals wurde ein Hecht als „Angreifer“identifizi­ert. Der Fisch habe das Mädchen offensicht­lich mit einer Beute verwechsel­t, hieß es. 2016 wurde eine Schwimmeri­n in einem Badesee im niederbaye­rischen Kirchroth von einem Wels attackiert. Das riesige Tier hatte der Frau einige schmerzhaf­te, allerdings harmlose Verletzung­en zugefügt.

Deutlich schlimmer erging es den Schwimmern am Lago Maggiore in der Schweiz. Vor einigen Jahren verletzte dort ein enorm großer Zander sechs Badegäste. Zwei von ihnen mussten mit zehn Zentimeter langen Bisswunden ins Krankenhau­s gebracht werden.

Und längst sind es nicht nur Fische, vor denen sich so mancher Schwimmer fürchtet. Vor einigen Jahren blickte die ganze Welt auf das kleine, beschaulic­he Örtchen Irsee im Ostallgäu, wo eine gefährlich­e Schildkröt­e, die später Lotti getauft wurde, angeblich ihr Unwesen trieb. Damals wurde ein kleiner Junge beim Baden im Oggenriede­r Weiher von irgendetwa­s ins Bein gebissen. Bald schon fiel der Verdacht auf eine Alligators­childkröte, die dem Buben die Achillesse­hne durchtrenn­t habe. Gezeigt hat sich Lotti, über die in jenem Sommer so heftig diskutiert wurde, allerdings nie.

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Foto: Institut für Fischerei Starnberg Man mag mit seinem Fuß als Schwimmer nicht dazwischen geraten: Das Gebiss eines Hechtes mit scharfen Zähnen.

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