Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warten auf den Anfang
Das Lilienthal-finale der Kammerspiele
München Zum Ende der Intendanz von Matthias Lilienthal gab es für die Münchner Kammerspiele die wohl größte Bühne der Stadt: Im Münchner Olympiastadion zeigte das Ensemble am Samstag die Performance „Opening Ceremony“von Toshiki Okada. Das Stück kreist um „ein globales Event“, vielleicht die Olympischen Spiele in Tokio, die dieses Jahr wegen der Corona-pandemie abgesagt werden mussten.
Im Stadion pflegen Arbeiter den Rasen für das Ereignis, von dem keiner weiß, wann – und ob es kommt. Nur ein ominöser Super Mario, so wie der aus dem Videospiel, weiß vielleicht etwas. Während alle warten, erobern Pflanzen, Vögel, Insekten die Arena.
Parallelen zu realen Ereignissen und zu Corona gibt es einige. Auch die Theater waren wochenlang geschlossen, ohne Aussicht auf eine Eröffnung. Bitter für Lilienthal, der für das letzte Vierteljahr in München große Pläne hatte, die aber jäh durchkreuzt wurden. Einen Höhepunkt sollte „Olympia 2666“markieren. 24 Stunden lang sollten die Teilnehmer bei einer Bustour durch München auf eine ungewöhnliche Weise Theater erleben und am Ende frühstücken. Auch Toshiki Okada sollte dazu einen Beitrag liefern und im Olympiastadion zeigen.
Stattdessen studierte er mit dem Ensemble in fünf Tagen etwas Neues ein, eben die „Opening Ceremony“. Man versuche sich lieber an einem Neuanfang, als Tränen einem nicht stattgefundenen Ende nachzuweinen oder sich der vergeblichen Hoffnung hinzugeben, eine vergangene Zeit wiederherstellen zu können, hieß es dazu im Programmheft.
Münchens Kulturreferent Anton Biebl erinnerte im Anschluss der Vorstellung an den schwierigen Start, den Lilienthal in München hatte, weil sein Theater viele zunächst befremdete. Inzwischen genieße er aber Liebe und Anerkennung des Publikums. Lilienthal habe sich auch nicht angepasst. „Du hat uns ein Theater geschenkt, das es hier noch nie gegeben hat“, sagte Biebl.