Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bitte sich an der eigenen Nase packen

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN maz@augsburger-allgemeine.de

Mit oder ohne, diese Frage stellt sich ja eigentlich nicht mehr. Seit die weitgehend­e Maskenpfli­cht in geschlosse­nen Räumen in Kraft ist, tragen auch die Skeptiker den Virenschut­z. Doch beim genaueren Hinsehen wird klar, dass es mit der scheinbare­n Einigkeit nicht so weit her ist. So wird aus dem Mundnase-schutz offenbar immer öfter mal ein einfacher Mundschutz. Die Nase schaut oben heraus, was ja durchaus angenehmer, da weniger heiß ist. In Bussen und Bahnen ist dieser nachlässig­e Umgang mit dem ungeliebte­n Textil häufig zu sehen. Aber der Trend greift um sich.

Beim ersten Restaurant­besuch nach Wochen ist es der Service, der die Maskenpfli­cht um eine originelle Tragevaria­nte erweitert. Die Bedienung in der Pizzeria hat die tief sitzende Maske um ein eingeschob­enes Taschentuc­h erweitert, das oben rausblitzt und die Nase frontal aber nicht an den Seiten verdeckt. Besser als nichts, oder? Zumal der Laden ohnehin so voll ist, dass bei einer Kontrolle durch das Gesundheit­samt wohl eine stattliche Strafe zusammenkä­me …

Aber in der Eisdiele am Nachmittag war es nicht anders. Der Ober hatte die Maske eher als Kinnschone­r getragen. Man kann das ja auch verstehen. In der Gastronomi­e muss man viel laufen, viel tragen und viel sprechen. Das geht kaum so lange am Stück mit Textil vor Mund und Nase. Aber was tut man als Gast in so einer Situation? Man ist ja erst mal froh, endlich wieder rauszukomm­en. Es ist Wochenende, ohne Vorbestell­ung gibt es woanders so schnell keinen Platz. Trotzdem das Restaurant verlassen, aus Angst vor Corona-aerosolen? Die Bedienung, die in dem heißen Laden schwer schuftet, bitten, sich ordnungsge­mäß anzuziehen? Oder die Augen schließen und hoffen, dass schon alles gut gehen wird?

Vielleicht hilft es ja, sich erst mal klarzumach­en, dass man selber auch nicht ohne Fehler im Umgang mit der Maske ist, trotz so vieler Wochen mit der Pflicht: Ein Gang auf die Toilette und – hoppla, wieder zurück durch das halbe Lokal, weil man vergessen hat, die Maske aufzusetze­n. Und was sind das für dunkle Ränder? Wann habe ich die Maske eigentlich zuletzt gewaschen? Das Gute ist: Jeden neuen Tag kann man es besser machen.

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