Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ich wollt’, ich hätt’ ein Huhn…

Corona hat bei vielen Menschen das Bewusstsei­n für regionale Lebensmitt­el geschärft. Wie wäre es mit Eiern aus dem eigenen Garten? Regionaler geht es gar nicht

-

Eigene Hühner zu haben ist der Traum vieler Gartenbesi­tzer, und ich staune, wie oft ich in Wohngegend­en schon Hennen in den Gärten entdecken kann. Ein schöner Trend, denn Hühner vereinen als Haustiere viele interessan­te Eigenschaf­ten: Man kann wunderbar ihr Verhalten beobachten und lernt schnell ganz persönlich­e Charakterz­üge der einzelnen Tiere kennen. Auch wenn man es kaum glauben mag, gibt es schüchtern­e und wagemutige Hühner, es gibt ruhige Exemplare und solche, die permanent den Schnabel offen haben. Es gibt neugierige und anhänglich­e Hühner und solche, die dem Menschen sogar auf den Schoß flattern und gestreiche­lt werden wollen. Und obendrein liefern die Hühner Eier – in der warmen Jahreszeit pro Huhn meist eins am Tag.

Für den Anfang empfiehlt es sich, eine Schar gesunder Jungtiere zu nehmen, die drei bis sechs Monate alt sind. Damit sich ein Herdengefü­hl entwickeln kann, sollten es zumindest drei Hühner sein. Einen Hahn brauchen die Hennen zum Eierlegen nicht. Meist ist eine reine Damengrupp­e unkomplizi­erter, weil das frühmorgen­dliche Krähen (das tägliche Konzert kann unter Umständen schon um vier Uhr losentfäll­t, was für den Erhalt des nachbarsch­aftlichen Friedens von Vorteil ist.

Wer einen Hahn halten kann und will, braucht mindestens sechs, besser zehn Hennen dazu, denn für Paarbezieh­ungen sind Hühner nicht geschaffen. Man weiß aus Untersuchu­ngen, dass Hennen mit Gockel viel seltener streiten als ohne. Abends treibt er alle Hühner energisch in den Stall. Und die Rangordnun­g unter den Tieren, bei Hühnern „Hackordnun­g“genannt, führt im Regelfall der Hahn riger Gartenzaun als Abgrenzung. Alle Hühner schlafen auf Stangen. Das ist ein Relikt ihrer Ahnen, die zum Schutz vor Feinden immer auf Bäumen nächtigten.

In den Nestern finden sich manchmal Eier ohne harte Schale. Man nennt sie „Windeier“, dann muss man unbedingt Kalk zufüttern. Was Hühner überhaupt fressen? Sie sind Allesfress­er und mögen Insekten, Würmer, Salat und geschnitte­nes Gemüse. Gekochte Erdäpfel oder Pasta lieben sie. Manchmal schnappen sie sich sogar ein Mäuschen. Das Hauptfutte­r sollte aber eine Körnermisc­hung sein. Hühner benötigen täglich Auslauf. Dafür sollten pro Huhn etwa zehn Quadratmet­er zur Verfügung stehen. Je mehr, desto besser. Ideal sind strukturie­rte Gärten mit Büschen.

Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

 ?? Foto: antonivano, Adobe Stock ?? Hühner zu halten, wird immer beliebter. Wenn man ein paar Kniffe berücksich­tigt, geht das auch relativ einfach.
Foto: antonivano, Adobe Stock Hühner zu halten, wird immer beliebter. Wenn man ein paar Kniffe berücksich­tigt, geht das auch relativ einfach.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany