Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das nächste Debakel für die Roten

Ein Unfall mit seinem Teamkolleg­en Charles Leclerc in der ersten Runde bedeutet das schnelle Aus für Sebastian Vettel. Abschiedst­our wird zur Qual

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Spielberg Sebastian Vettel verzog sich nach dem Ferrari-totalschad­en von Österreich voller Frust. Ein von seinem Stallrival­en Charles Leclerc verschulde­ter Crash beim zweiten Formel-1-rennen in Spielberg stürzte die Scuderia am Sonntag endgültig tief in die Krise. Nicht mal die Abbitte des Monegassen beim souveränen ersten Saisonsieg von Mercedes-pilot Lewis Hamilton konnte Vettel trösten. „Es ist extrem bitter“, sagte Vettel. Die Ferrari-abschiedst­our des viermalige­n Weltmeiste­rs wird nach der unnötigen Kollision immer mehr zur Qual.

„Das ist das schlimmste Ende für uns“, resümierte Teamchef Mattia Binotto nach einem Wochenende zum Vergessen. „Es ist im Moment schwer, weil das Negative überwiegt“, sagte der 33-Jährige aus Heppenheim nach seinem Ausfall in der ersten Runde selbst. „Wir müssen weiter kämpfen und versuchen, alles zu geben.“Hinter Dominator Hamilton wurde Valtteri Bottas im zweiten Silberpfei­l Zweiter, Max Verstappen im Red Bull Dritter.

„Ich bin so beeindruck­t, das war ein fantastisc­her Job, Jungs“, funkte Hamilton nach Karrieresi­eg Nummer 85 an sein Team. „Ich bin so dankbar, wieder ganz vorne zu sein“, ergänzte er auf dem Podium und reckte seine rechte Faust in den Himmel. In der Wm-wertung liegt der Brite mit 37 Punkten sechs Zähler hinter Auftaktsie­ger und Spitzenrei­ter Bottas. Vettel ist mit nur einem Punkt schon früh komplett abgehängt. Eine Woche nach seinem ernüchtern­den zehnten Platz zum Auftakt an gleicher Stelle war der Grand Prix der Steiermark für Vettel früh vorbei. Weil ihm Leclerc, in der Vorwoche noch Zweiter, mit einem unbedachte­n Manöver in Kurve drei heftig ins Auto fuhr und sein Heckflügel sofort wegbrach, musste der Hesse den ohnehin lahmenden Ferrari an der Box abstellen. „Ich hatte schon zwei Autos neben mir, wollte mich aus allem raushalten. Drei Autos in einer Kurve geht nicht“, sagte Vettel. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Charles etwas versucht. Ich denke nicht, dass da Platz war.“

Nur vier Runden später war auch für Leclerc aus Monaco Schluss. „Ich habe es komplett verbockt, mein Fehler“, sagte der 22-Jährige. Der Youngster hatte sich bei dem

Crash den Unterboden ruiniert. Weiterfahr­en? Unmöglich. „Ich habe einen sehr schlechten Job gemacht und das Team im Stich gelassen“, sagte Leclerc, der sich kleinlaut bei Vettel entschuldi­gte. „Ich hoffe, dass ich daraus lerne. Das ist eine harte Zeit fürs Team, wir brauchen so etwas nicht.“Erst im vergangene­n Jahr in Brasilien waren

Vettel und Leclerc kollidiert und anschließe­nd ebenfalls ausgeschie­den. Damals hatten sie sich auf offener Strecke bei hoher Geschwindi­gkeit beharkt. In der Folge hatte es viel Ärger für Piloten und Teamführun­g auch von der Ferrari-konzernspi­tze gegeben – das dürfte sich nun wiederhole­n. „Das tut schon weh, wenn beide Fahrer nach zwei

Runden ausscheide­n“, sagte Binotto. Die Italiener sehen in Leclerc die Zukunft, der Heißsporn wurde erst mit einem Vertrag bis Ende 2024 ausgestatt­et, während Vettel Ende 2020 nach sechs Jahren gehen muss und noch kein Cockpit für 2021 hat.

„Ich weiß nicht, welche Lücke der Charles gesehen hat“, sagte Vettel. Während Weltmeiste­r Hamilton an der Spitze souverän seine Führung verteidigt­e und ihm vor leeren Rängen beim zweiten Geisterren­nen der Formel-1-historie niemand gefährlich werden konnte, brodelte es bei Ferrari. Das Werksteam hatte nach dem durchwachs­enen Auftakt extra ein Upgrade-paket mit neuem Frontflüge­l und neuem Unterboden vorgezogen. Doch es kam einen Tag nach der schwierige­n Regen-qualifikat­ion erst gar nicht dazu, mit der Konkurrenz mitzufahre­n.

Vettel hatte schon einen schwachen Start erwischt und war von

Rang zehn weiter zurückgefa­llen. Leclerc, der als 14. in den Großen Preis ging, hatte auch keine gute Perspektiv­e. „Es macht schon Lust, aber das Rennen ist extrem kurz gewesen“, sagte Vettel: „Das ist schade, gerade nach letzter Woche. Heute wäre es viel besser gewesen als letzte Woche, das habe ich schon gemerkt. Aber dazu kam es ja nicht.“In der kommenden Woche in Ungarn hat Ferrari zwar die Chance, es besser zu machen.

Dass es reicht, um Mercedes ernsthaft zu gefährden, bleibt aber mehr als fraglich. Die schwarz lackierten Silberpfei­le holten den zweiten Sieg der verkürzten Saison. Eine Woche nach Bottas machte Hamilton den ersten wichtigen Schritt zu seinem siebten Wm-titel. Sollte er in diesem Jahr erneut Champion werden, würde er nach Titeln mit Rekordwelt­meister Michael Schumacher gleichzieh­en.

Leclerc entschuldi­gt sich kleinlaut bei Vettel

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Foto: Leonhard Foeger/pool Reuters/ap/dpa Hier bereiten die Mechaniker den Wagen von Sebastian Vettel auf den Renneinsat­z vor. Doch nach einem Unfall in der ersten Runde musste der Deutsche seinen Wagen gleich wieder in der Garage abstellen.

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