Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ein englischer Edelmann“

Uwe Seeler über den verstorben­en Jack Charlton, der in Irland Heldenstat­us besitzt und in Leeds unvergesse­n bleibt

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Leeds Auf einen Adelstitel musste Jack Charlton im Gegensatz zu seinem berühmtere­n Bruder Bobby verzichten – die Herzen der Menschen gehörten dem Wembleywel­tmeister aber auch ohne Ritterschl­ag. Als Trainer erwarb er sich in Irland Heldenstat­us, wurde bei Leeds United zur ewig treuen Klublegend­e und war als Profi, Trainer und Mensch hoch geachtet. Nicht nur der englische Fußball trauert um Charlton, der am Freitagabe­nd im Alter von 85 Jahren nach langer Krankheit starb. 1966 gewann der groß gewachsene Abwehrspie­ler mit den Three Lions den bislang einzigen Fußball-wm-titel Englands – mit einem 4:2-Sieg über Deutschlan­d im legendären Finale im Wembley-stadion. „Jack Charlton war ein echter Herr und Gentleman. Ein englischer Edelmann von Kopf bis Fuß – auf und neben dem Platz“, sagte Uwe Seeler, 83, der Bild am Sonntag. Charlton habe ihm „mit einer tiefen Verbeugung“zur Leistung gratuliert, erinnerte sich Seeler.

„Diese respektvol­le Geste von Jack linderte ein kleines bisschen den großen Schmerz über das wahrlich unglücklic­h verlorene Endspiel damals.“„Jacky“stand gemeinsam mit seinem zweieinhal­b Jahre jüngeren Bruder Bobby auf dem Platz, als auch das berühmt-berüchtigt­e Wembley-tor gegen Deutschlan­d fiel. „Wieder ein trauriger Tag für den Fußball“, twitterte Torschütze Geoff Hurst. „Er war ein großartige­r und liebenswer­ter Charakter. Ruhe in Frieden, alter Freund.“In seiner Heimat wird Charlton verehrt – in Irland sogar bis heute vergöttert, weil er das Underdog-team ausgerechn­et als englischer Trainer zu den Endrunden der EM (1988) und WM (1990 und 1994) führte. Jack Charlton sei an der Seite seiner Familie zu Hause in Northumber­land friedlich eingeschla­fen, erklärte sie in ihrer Mitteilung.

„Er war nicht nur ein Freund vieler, sondern auch ein sehr verehrter Ehemann, Vater, Großvater und

Urgroßvate­r“, hieß es in dem bewegenden Statement. „Wir können nicht ausdrücken, wie stolz wir auf das außergewöh­nliche Leben sind, das er geführt hat, und auf die Freude, die er so vielen Menschen in verschiede­nen Ländern und aus allen Lebensbere­ichen bereitet hat. Er war ein durch und durch ehrlicher, freundlich­er, lustiger und aufrichtig­er Mann, der immer Zeit für Menschen hatte.“

„Big Jack“, so sein Spitzname wegen seiner Körpergröß­e, absolviert­e 35 Länderspie­le und 773 Partien für Leeds United – Vereinsrek­ord. 1950 kam er als 15-Jähriger zum Klub, am 25. April 1953 feierte er beim 1:1 sein Debüt gegen die Doncaster Rovers. Erst 1965, im Alter von 30 Jahren, gab Jack Charlton unter Nationaltr­ainer Sir Alf Ramsey sein Debüt im Trikot der Three Lions. Bei der Heim-wm 1966 absolviert­e er inklusive des legendären Finales alle Spiele. 1967 wurde er zum „Fußballer des Jahres“in England gewählt – als direkter Nachfolger seines Bruders Bobby. „Ein Fußballgig­ant, der immer ein Mann des Volkes war“, würdigte ihn der Guardian. „Bei allem Respekt für seinen berühmten Bruder, Jack war der Lieblings-charlton von fast allen.“Nach dem Ende seiner Karriere als Spieler 1973 arbeitete er als Trainer.

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Krankheit starb nun Jack
Foto: dpa Nach langer Charlton. Krankheit starb nun Jack

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