Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ignaz Walter: „Das Buch ist eine Herzenssac­he“

Der einstige Baukonzern-chef hat bereits einige Bücher veröffentl­icht. Aber sein neuestes Werk „Woher wohin aber mit Sinn“hat für ihn eine besondere Bedeutung. Wem der 84-Jährige das Buch gewidmet hat

- VON INA MARKS

Ignaz Walter hat schon einige Bücher veröffentl­icht. Fachlitera­tur und Mathematik­bücher. Doch was der einstige Augsburger Bauunterne­hmer jetzt in seinen Händen hält, wiegt schwer. Nicht nur wegen der knapp 600 Seiten. Auch wegen des Inhalts. „Wer es liest, wird es nicht mehr weggeben.“Der 84-Jährige ist überzeugt von seinem neuen Werk. Sein Leben lang, sagt er, habe er darauf hingearbei­tet.

Immer wieder, verrät Ignaz Walter, streichle er über den schwarzen Einband. Der stattliche grauhaarig­e Mann im Jackett mit Einstecktu­ch und Manschette­nknöpfen wirkt stolz und zufrieden. „Woher wohin aber mit Sinn“heißt der Titel, der in goldener Farbe auf dem Buchdeckel eingeprägt ist. „Ich bin das schwarze Buch von Ignaz Walter. Mich sollten sie lesen“, wird dafür nicht nur im Internet geworben. Walter scheute keine Kosten, einen Werbeplatz im ZDF zu buchen – zur Primetime kurz vor den „Heute“-nachrichte­n. Es scheint, als ob der Mann, der einst aus dem Nichts einen der größten Baukonzern­e Europas mit zur Hochzeit mehr als 50 000 Mitarbeite­rn aufgebaut hatte, noch einmal etwas Großes schaffen wollte. Vielleicht beginnt Walter deshalb mit dem Urknall.

Auf den vielen Seiten befasst er sich mit dem Menschsein, hinterfrag­t die Welt. Die Kapitel umspannen viele Themen, wie die Entstehung des Menschen, der Frage, ob er vom Affen abstammt, dem Klimawande­l, Europa, Flüchtling­e, Wirtschaft­smächte, dem Verhältnis von Mann und Frau oder Fortschrit­t und Technik. Der Autor wirft auch einen Blick in die Zukunft. Walter hat sein Buch dem Menschen, „der Krönung dieses Planeten“, wie er findet, gewidmet. Schon immer sei es sein Traum gewesen, über den Menschen ein Buch zu schreiben. „Irgendwann sagte ich mir, ich gehe auf die 85 zu. Entweder ich schreibe dieses Buch jetzt oder nie.“

Der einst einflussre­iche Mann, der mal als Präsident an der Spitze des Verbandes der Deutschen Bauindustr­ie stand und Vizepräsid­ent Deutschen Industrie (BDI) war, lehnt sich in seinem Stuhl im früheren Konzernsit­z zurück. Es ist nicht nur heiß in dem großen Büro im Atriumpala­st mit der gläsernen Front und dem dicken Teppich, auf dem ein großes W prangt. Ignaz Walter brennt vor allem für sein neues Werk. „Es ist so eine Erfüllung für mich, dass es fertig und gut ist.“

Ein Jahr lang hat der ehemalige Konzernche­f daran gearbeitet. Tagsüber machte er sich im Garten, im Gewächshau­s oder bei Spaziergän­gen Notizen. Nachts, wenn alles still war, konnte er sich aber am besten konzentrie­ren, um an dem Inhalt zu feilen. Eigentlich hat sich Ignaz Walter schon jahrzehnte­lang auf dieses eine Buch vorbereite­t. Er erhebt sich und geht zu dem langen Holzregal. Walter zeigt auf zwei Reihen voller Leitz-aktenordne­r. „Darin“, erklärt er stolz, „ist das abgeheftet, was ich mein Leben lang über die Menschheit gesammelt habe.“

Mit 25 Jahren habe er angefangen, alles aufzuheben, was über die Erde geschriebe­n wurde und was er interessan­t fand. All das sei, zusamder men mit seinen Notizen, in den Ordnern abgeheftet. In ihnen steckt die Grundlage für sein Buch.

Ignaz Walter, der mit der Walter Bau AG vor 15 Jahren Insolvenz anmelden musste, sagt von sich, er sei ein Menschenfr­eund. „Ich liebe das Leben und diese Welt. Natürlich richtet der Mensch auch Schaden an. Aber die Erde ist nicht kaputt zu kriegen.“Davon ist er überzeugt. Bekehren will er mit seinem Buch niemanden. Er stelle lediglich positive und negative Fakten gegenüber. Der Leser soll zu seiner eigenen Überzeugun­g kommen. „Ich bin kein Prediger, Prophet oder Besserwiss­er.“Als Visionär jedoch sieht er sich offenbar schon. Ignaz Walter klopft mit dem Finger auf den schwarzen Buchdeckel. „Das mit Corona, das finden sie hier in meinem Buch. Ich habe über einen Laborunfal­l und eine Pandemie geschriebe­n, da wusste man noch nichts von Corona“, sagt er mit Nachdruck.

Seinen drei Kindern habe er zunächst nichts von seinem Vorhaben erzählt. Seiner Frau, mit der er seit 60 Jahren verheirate­t ist, habe er zumindest den Inhalt des Buches nicht vorab verraten. So konnte sie ihn lediglich ermahnen, nichts Böses zu schreiben. Erst als es fertig war, durfte sie es lesen, bevor es in den Druck ging. Das Buch ist übrigens im Eigenverla­g erschienen. „Meine Frau ist meine größte Kritikerin“, betont Walter. Sie habe aber nichts auszusetze­n gehabt. „Dabei würde sie damit nicht hinter dem Berg halten“, versichert er. Immer wieder nimmt er das Buch in die Hand. „Ich habe viele Bücher geschriebe­n, aber kein Buch war so eine Herzenssac­he für mich.“Sein Ziel hat er nun erreicht. Und jetzt?

Er werde viel Schlaf nachholen, sagt der 84-Jährige. Jeden Tag fährt er nach wie vor in sein Büro. Dort kümmere er sich um private Angelegenh­eiten. Seinen Söhnen, die das Unternehme­n „Walter Beteiligun­gen und Immobilien AG“führen, rede er jedenfalls nicht ins Geschäft rein – auch wenn er im Aufsichtsr­at sitze. „Ich spiele kein Golf, Fußball auch schon länger nicht mehr, ich sitze nicht am Tennisplat­z – eigentlich war mein Hobby immer das Schreiben“, meint Ignaz Walter nachdenkli­ch. Als er das Buch vollendet hatte, habe seine Frau als Erstes gefragt: Ist jetzt Schluss? „Es ist wohl die größte Angst meiner Frau, aber ich schreibe kein Buch mehr.“Vielleicht auch, weil Ignaz Walter glaubt, sich selbst nicht mehr übertreffe­n zu können.

Info „Woher wohin aber mit Sinn“gibt es nur gedruckt für 27,40 Euro bei Amazon und im Buchhandel. Das Geld will der Autor für einen guten Zweck stiften.

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Foto: Silvio Wyszengrad „Woher wohin aber mit Sinn“heißt das neueste Buch von Ignaz Walter. Ein Jahr lang hat der ehemalige Konzernche­f daran gearbeitet.

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