Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ärger über den teuren neuen Gasanschlu­ss

Stadtwerke erhöhen den Preis um fast 45 Prozent. Wie das Unternehme­n diesen Sprung begründet

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Stadtwerke Augsburg haben zuletzt im Nahverkehr an der Preisschra­ube gedreht. Fahrten mit Bus und Tram sind teurer geworden, was viele Kunden nachhaltig verärgert. Das Verkehrsun­ternehmen stimmte die Tariferhöh­ung mit den Partnern im Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) ab. Im Energiesek­tor agieren die Stadtwerke selbststän­dig. Und auch in diesem Bereich gibt’s Ärger. Wer sich einen neuen Gasanschlu­ss legen lässt, muss tiefer in die Tasche greifen als noch vor Monaten. Ein Leser, der sich an unsere Redaktion gewandt hat, kritisiert die Preispolit­ik: „Der Sprung ist enorm.“Es sind fast 45 Prozent.

Jürgen Fergg, Sprecher der Stadtwerke, bestätigt die Erhöhung. Bis Ende 2019 habe ein Gasneuansc­hluss für den Kunden rund 4500 Euro gekostet. Diese Regelung galt bis zu einer bestimmten Länge auf öffentlich­em und privaten Grund, bei längeren Streckenlä­ngen sei der

Preis gegebenenf­alls etwas mehr gewesen. Der neue Preis liege jetzt bei 6500 Euro. Dies entspricht einer Erhöhung von fast 45 Prozent.

Fergg führt die Erhöhung auf die generelle Kostenexpl­osion im Bausektor

zurück: „Unser Preis war seit fünf Jahren konstant, obwohl die Baupreise in dieser Zeit sehr deutlich gestiegen sind.“Dass es jetzt 6500 Euro sind, spiegle die tatsächlic­hen Baukostens­teigerunge­n und die reinen Baukosten wieder. In der Vergangenh­eit hätten die Stadtwerke insofern draufgezah­lt.

Die Stadtwerke betonen jedoch, dass ein Kunde nicht 4500 Euro zahlen musste oder jetzt 6500 Euro zahlt, wenn er auf das Augsburger Unternehme­n setzt. Es gibt einen Wechselbon­us. In der Vergangenh­eit erließen die Stadtwerke dem Neukunden 2000 Euro, somit lagen die Kosten für den Neuanschlu­ss bis Ende 2019 bei 2500 Euro.

Als der neue Tarif eingeführt wurde, erstattete­n die Stadtwerke weiterhin 2000 Euro. Der Neukunde zahlte somit 4500 Euro. Zwischenze­itlich gibt eine übergeordn­ete staatliche Förderung. Es läuft ein Klimaschut­zprogramm des Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle). Das Programm bezuschuss­t den Wechsel von Öloder Kohleheizu­ngen unter anderem zu Gas, wenn in der neuen Gesamtanla­ge mindestens 25 Prozent der Heizleistu­ng aus regenerati­ver Energie, also zum Beispiel Sonnenener­gie

oder Wärmepumpe, kommt. Der Zuschuss für die Gesamtanla­ge inklusive Gasnetzans­chluss beträgt bis zu 40 Prozent. Fergg: „Damit wurde unser Bonus durch das Bundesprog­ramm mit regenerati­ver Komponente ersetzt.“

Der Sprecher der Stadtwerke verweist auf die schwer verständli­chen Rahmenbedi­ngungen: „Wegen der unterschie­dlichen Förderprog­ramme und der jeweils konkreten Situation vor Ort bitten wir alle Interessen­ten, direkt mit uns Kontakt aufzunehme­n, um die individuel­l beste und für den Kunden preisgünst­igste Lösung zu finden.“Das Gasnetz der Stadtwerke hat eine Gesamtläng­e von 1000 Kilometern. Jedes Jahr investiere das Unternehme­n für Unterhalt und Ausbau rund 8,5 Millionen Euro ins Gasnetz, so Fergg.

Als drittgrößt­es Versorgung­sunternehm­en Bayerns versorgen die Stadtwerke Augsburg etwa 350000 Menschen im Raum Augsburg mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasse­r.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Wer sich einen neuen Gasanschlu­ss legen lässt, muss wesentlich mehr bezahlen als noch vor ein paar Monaten.

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