Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ärger über den teuren neuen Gasanschluss
Stadtwerke erhöhen den Preis um fast 45 Prozent. Wie das Unternehmen diesen Sprung begründet
Die Stadtwerke Augsburg haben zuletzt im Nahverkehr an der Preisschraube gedreht. Fahrten mit Bus und Tram sind teurer geworden, was viele Kunden nachhaltig verärgert. Das Verkehrsunternehmen stimmte die Tariferhöhung mit den Partnern im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) ab. Im Energiesektor agieren die Stadtwerke selbstständig. Und auch in diesem Bereich gibt’s Ärger. Wer sich einen neuen Gasanschluss legen lässt, muss tiefer in die Tasche greifen als noch vor Monaten. Ein Leser, der sich an unsere Redaktion gewandt hat, kritisiert die Preispolitik: „Der Sprung ist enorm.“Es sind fast 45 Prozent.
Jürgen Fergg, Sprecher der Stadtwerke, bestätigt die Erhöhung. Bis Ende 2019 habe ein Gasneuanschluss für den Kunden rund 4500 Euro gekostet. Diese Regelung galt bis zu einer bestimmten Länge auf öffentlichem und privaten Grund, bei längeren Streckenlängen sei der
Preis gegebenenfalls etwas mehr gewesen. Der neue Preis liege jetzt bei 6500 Euro. Dies entspricht einer Erhöhung von fast 45 Prozent.
Fergg führt die Erhöhung auf die generelle Kostenexplosion im Bausektor
zurück: „Unser Preis war seit fünf Jahren konstant, obwohl die Baupreise in dieser Zeit sehr deutlich gestiegen sind.“Dass es jetzt 6500 Euro sind, spiegle die tatsächlichen Baukostensteigerungen und die reinen Baukosten wieder. In der Vergangenheit hätten die Stadtwerke insofern draufgezahlt.
Die Stadtwerke betonen jedoch, dass ein Kunde nicht 4500 Euro zahlen musste oder jetzt 6500 Euro zahlt, wenn er auf das Augsburger Unternehmen setzt. Es gibt einen Wechselbonus. In der Vergangenheit erließen die Stadtwerke dem Neukunden 2000 Euro, somit lagen die Kosten für den Neuanschluss bis Ende 2019 bei 2500 Euro.
Als der neue Tarif eingeführt wurde, erstatteten die Stadtwerke weiterhin 2000 Euro. Der Neukunde zahlte somit 4500 Euro. Zwischenzeitlich gibt eine übergeordnete staatliche Förderung. Es läuft ein Klimaschutzprogramm des Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Das Programm bezuschusst den Wechsel von Öloder Kohleheizungen unter anderem zu Gas, wenn in der neuen Gesamtanlage mindestens 25 Prozent der Heizleistung aus regenerativer Energie, also zum Beispiel Sonnenenergie
oder Wärmepumpe, kommt. Der Zuschuss für die Gesamtanlage inklusive Gasnetzanschluss beträgt bis zu 40 Prozent. Fergg: „Damit wurde unser Bonus durch das Bundesprogramm mit regenerativer Komponente ersetzt.“
Der Sprecher der Stadtwerke verweist auf die schwer verständlichen Rahmenbedingungen: „Wegen der unterschiedlichen Förderprogramme und der jeweils konkreten Situation vor Ort bitten wir alle Interessenten, direkt mit uns Kontakt aufzunehmen, um die individuell beste und für den Kunden preisgünstigste Lösung zu finden.“Das Gasnetz der Stadtwerke hat eine Gesamtlänge von 1000 Kilometern. Jedes Jahr investiere das Unternehmen für Unterhalt und Ausbau rund 8,5 Millionen Euro ins Gasnetz, so Fergg.
Als drittgrößtes Versorgungsunternehmen Bayerns versorgen die Stadtwerke Augsburg etwa 350000 Menschen im Raum Augsburg mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser.