Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kann die SKI-WM in Oberstdorf stattfinde­n?

Die Organisato­ren bekräftige­n trotz der Corona-beschränku­ngen ihr Vorhaben, die Großverans­taltung im Februar nächsten Jahres wie geplant durchzuzie­hen. Tickets können ohne Risiko gekauft werden

- VON THOMAS WEISS

Oberstdorf Die Countdown-uhr auf dem Vorplatz des Oberstdorf­er Bahnhofes tickt. 226 Tage sind es noch, bevor am 24. Februar 2021 die Nordische SKI-WM mit der Eröffnungs­feier beginnt. 23 Medaillene­ntscheidun­gen werden in den Diszipline­n Langlauf, Skispringe­n und Nordische Kombinatio­n an elf Tagen auf dem Programm stehen. Trotz der Corona-pandemie deutet vieles darauf hin, dass das Großereign­is stattfinde­t.

Findet die WM wie geplant statt?

„Ja, definitiv“, sagt Moritz Beckerssch­warz, einer der Geschäftsf­ührer der Nordischen SKI-WM Gmbh. Als einen weiteren Meilenstei­n Richtung WM bezeichnet er das Versenden der offizielle­n Einladung an die Athleten und nationalen Skiverbänd­e. 51 Seiten umfasst die Broschüre. Das Wort Corona oder ein paar erklärende Sätze zur derzeitige­n Pandemie findet man in den Einladunge­n von Fis-präsident Gian-franco Kasper und Dsv-präsident Franz Steinle nicht. Die

Oberstdorf­er rechnen mit bis zu 1500 Teilnehmer­n aus 65 bis 68 Länder. Und sie hatten – vor Corona – mit einer ähnlichen Zuschauerz­ahl gerechnet wie bei den Titelkämpf­en 2005; nämlich etwa 350000. Ob die Zahl der Zuschauer in den Stadien aus Hygienegrü­nden reduziert werden muss, sei eine Entscheidu­ng der Behörden oder der bayerische­n Staatsregi­erung. „Momentan planen wir mit der Kapazität von 100 Prozent“, so Beckers-schwarz.

Gibt es ein fixes Datum, wann die Oberstdorf­er oder der Internatio­nale Skiverband eine endgültige Entscheidu­ng treffen?

„Nein, das gibt es nicht“, klärt Beckers-schwarz auf. In den letzten Wochen geisterten – auch im Marktgemei­nderat – immer wieder Gerüchte herum, wonach sich die Organisato­ren bis Ende September, Anfang Oktober entscheide­n könnten, ob die WM stattfinde­n soll oder nicht. „Das ist ein großer Trugschlus­s. Wir können nicht absagen“, bekräftigt Beckers-schwarz. Es gäbe einen unterschri­ebenen Veranstalt­ervertrag, den weder der Internatio­nale Skiverband (Fis) noch die Oberstdorf­er einseitig kündigen könnten – ohne Gefahr zu laufen, horrende Schadenser­satzforder­ungen zahlen zu müssen. Selbstvers­tändlich müsse sich das Organisati­onskomitee im operativen Geschäft gewisse Fristen setzen, bis wann zum Beispiel spätestens der Auftrag für das Errichten einer Zuschauert­ribüne erteilt werden muss. Das habe aber nichts mit einer Frist Pro oder Contra SKI-WM zu tun, so der Geschäftsf­ührer.

Warum soll die Alpin-wm in Cortina jetzt doch ganz normal stattfinde­n, obwohl die Italiener um eine Verschiebu­ng gebeten hatten?

Dass Veranstalt­er-verträge mit der Fis wenig Spielräume lassen, sieht man auch am Beispiel der Alpinwm, die unmittelba­r vor Oberstdorf im italienisc­hen Cortina d’ampezzo stattfinde­t. Die Italiener wollten die Titelkämpf­e wegen Corona um ein Jahr auf 2022 verschiebe­n. Nach wochenlang­en Diskussion­en gaben vergangene Woche sowohl die Fis als auch die Organisato­ren von Cortina bekannt: Die WM findet wie geplant 2021 statt. Aufgrund einer fehlenden Ausfallver­sicherung, so wird gemunkelt, sei das Risiko für den italienisc­hen Verband sogar existenzge­fährdend gewesen.

Ist die WM in Oberstdorf gegen einen Ausfall versichert?

Ja. Der Deutsche Skiverband hat für Weltcup-veranstalt­ungen und Weltmeiste­rschaften Versicheru­ngen abgeschlos­sen, die nicht nur bei Schneemang­el, sondern auch bei Pandemien greifen. Beckerssch­warz erklärt: „Die Versicheru­ng deckt aber nur die ausgefalle­nen Einnahmen ab und keine weiteren Kosten.“Das habe für den Winterspor­t-fan die positive Folge, dass er sich ohne Risiko sein Wm-ticket besorgen kann. „Bei einer Absage oder bei Kapazitäts­beschränku­ngen werden die Ticketkost­en netto zurückerst­attet“, sagt Beckerssch­warz. Es werde keine Gutscheinl­ösung geben.

Wie viele Tickets sind verkauft?

Der Vorverkauf sei gut angelaufen. Etwa 25000 Kartenbest­ellungen, darunter teilweise Mehrtagest­ickets für mehrere Wettkämpfe, seien bereits abgearbeit­et. Die Sprungwett­bewerbe seien am stärksten gefragt. Beckers-schwarz betont dabei, dass mit dem Kauf eines Tickets die Anreise mit Bus und Bahn im Umkreis von etwa 60 Kilometer kostenlos ist: „Damit ist eine organisier­te und ökologisch­e An- und Abreise der Zuschauer gewährleis­tet.“

Arbeitet das Organisati­onskomitee (OK) bereits an Hygienekon­zepten?

Ja, und zwar mehrgleisi­g. Walter Vogel vom Deutschen Skiverband, Mitglied im Wm-marketinga­usschuss, ist derzeit mit allen Wmund Weltcup-ausrichter­n in engem Austausch, um ein einheitlic­hes Konzept abzustimme­n. Nächste Woche soll es, das bestätigte auch das Landratsam­t in Sonthofen, einen engen Austausch zwischen dem OK Oberstdorf und dem Gesundheit­samt geben. Hier werden gemeinsam mit Ärzten und Verbänden alle weiteren Hygienemaß­nahmen besprochen und vorbereite­t.

Benötigt der Wm-zuschauer einen negativen Corona-test, wenn er ins Stadion will?

Nein, das sei derzeit nicht geplant. Wichtig sei den Behörden die Rückverfol­gbarkeit bei einer Infektion. Eintrittsk­arten müssten deshalb personalis­iert, also einem namentlich bekannten Zuschauer eindeutig zuzuordnen sein.

Was sagt der Internatio­nale Skiverband?

Stefan Huber, viele Jahre Organisato­r in Oberstdorf, und nun Eventdirek­tor bei der Fis, lobt die Arbeit der Wm-planer. „Hier wird die WM mit viel Optimismus und doch nicht blind vorbereite­t.“Keiner wolle eine Veranstalt­ung „auf Teufel komm raus“. Was dabei herauskomm­en könne, habe das Tennis-turnier von Novak Djokovic in Belgrad gezeigt. Ein solches Negativ-beispiel mit vielen Infektione­n könne sich der Weltsport nicht noch einmal leisten.

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Moritz Beckerssch­warz

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