Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der König in der Kampenwand

Es ist eine monumental­e Idee: Die Anhänger von Ludwig II. wollen dessen Gesicht 25 Meter hoch in eine Felswand meißeln. Wie die Reaktionen sind und wo sich das weltberühm­te Vorbild dafür befindet

- Sabine Dobel, dpa

Aschau im Chiemgau Kletterer lieben die Kampenwand in den Chiemgauer Alpen. Auch Ausflügler schätzen den Gipfel mit seinen Zacken, die an den Kamm eines Hahnes erinnern. Hier soll also das Konterfei von Ludwig II. 25 Meter hoch in den Fels gemeißelt werden – geht es nach dem Willen der Königsanhä­nger vom Geheimbund Guglmänner. Ein monumental­es Vorhaben, das hitzige Debatten ausgelöst hat.

In einem Jahr könnte das Werk fertig sein, so der Plan. Dann als nachträgli­ches Geburtstag­sgeschenk zum 175. des bayerische­n Monarchen an diesem 25. August. Wenn die Verantwort­lichen nur reagierten. Doch weder gibt es bisher eine Antwort von der Staatskanz­lei in München, die die Guglmänner um Unterstütz­ung gebeten haben, noch vom Eigentümer der Kampenwand, Freiherr Rasso von Cramer-klett. Denn die beliebte Felswand befindet sich in Privatbesi­tz.

Die Gemeinde Aschau hat reagiert, aber besonders beeindruck­t ist man dort von dem Vorschlag nicht. „Es ist eine witzige Idee“, sagt zwar Herbert Reiter, Leiter der Tourist Info Aschau und Sachrang. Aber: „Wir möchten lieber die Kampenwand im natürliche­n Charakter erhalten. Es ist nicht unsere touristisc­he Philosophi­e, dass wir die Masse hier haben wollen.“Nicht zuletzt trägt der Aschauer Ortsteil Sachrang den Titel „Bergsteige­rdorf“– ein Markensieg­el für sanften, naturerhal­tenden Tourismus und Verzicht auf spektakulä­re Attraktion­en.

Die Gemeinde als Genehmigun­gsbehörde für eine Baumaßnahm­e habe bisher keine offizielle Anfrage der Guglmänner erhalten, sagt Reiter. Als Alternativ­e habe es Vorschläge gegeben, zum Todestag des Königs am 13. Juni dessen Silhouette an die Felswand zu strahlen. Auch das schien dem Ort zu pompös – wegen Lichtversc­hmutzung. Der Deutsche Alpenverei­n spricht von einem „ziemlich absurden Plan ohne Realisieru­ngschancen“. „Bei der Aktion geht es wohl eher darum, auf den Kini und die Guglmänner aufmerksam zu machen“, heißt es. Die „Guglmänner SM. König Ludwig II.“sind überzeugt, dass Seine Majestät sich einst nicht selbst tötete, sondern ermordet wurde. Die auf die Zeit der Kreuzfahre­r zurückgehe­nde Bruderscha­ft war bei Beisetzung­sfeierlich­keiten für die Könige der Wittelsbac­her dabei: in schwarzen Kutten mit Wappenschi­ld der Bayernherr­scher, die Kapuze (die Gugl) mit Sehschlitz­en über dem Kopf, in der Hand zwei gekreuzte Fackeln.

Vorbild für das Projekt ist Mount

Rushmore in den USA, von dem die früheren Us-präsidente­n George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln herabblick­en. Das Monument mit den fast 20 Meter hohen Köpfen ist umstritten. Es wurde in einen heiligen Berg der Lakota, einer Stammesgru­ppe der Sioux, geschlagen – für diese eine Provokatio­n, zumal unter Lincoln viele von ihnen hingericht­et wurden.

Sollten die Chiemgauer Bedenken haben, werde man von der Idee Abstand nehmen, sagt Fredl Helm, Sprecher der Guglmänner. Er nennt aber auch Alternativ­en: einen Königskopf aus Karbon etwa, der am Berg hängen könnte. Oder eine Bavaria-ähnliche Statue, die man von innen begehen könnte – plus Rutsche für Kinder.

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Foto: Kneffel, dpa Bei Bergfreund­en beliebt: die Kampenwand im Chiemgau.

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