Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt warnt vor zweiter Corona-welle

Das Infektions­geschehen im Juli stellte das Gesundheit­samt vor Herausford­erungen. Wozu geraten wird

- VON JONAS VOSS

133 bestätigte Covid-19-fälle verzeichne­te die Stadt im Juli. Sieben Patientinn­en und Patienten mussten im Krankenhau­s behandelt werden, vier auf der Intensivst­ation. Im August kamen bislang sechs neue bestätigte Corona-fälle dazu, zwei davon am Mittwoch. Auch wenn aktuell nur 21 Personen als erkrankt gelten und 533 von 570 als genesen, warnen die Verantwort­lichen der Stadt erstmals vor einer möglichen zweiten Welle.

Sie tun dies nicht nur, weil die Infektions­ketten im Juli laut Gesundheit­samt aufgrund familiärer Kontakte und Ausbrüche in öffentlich­en Einrichtun­gen komplexer waren als im März oder April. „Derartig komplexe Cluster zu ermitteln und zu unterbrech­en“, erklärt der stellvertr­etende Leiter des Gesundheit­samtes Thomas Wibmer, „stellt Gesundheit­sämter vor erhebliche Herausford­erungen“. Eine Erfolgsgar­antie bei dieser Arbeit gebe es nicht, insbesonde­re, wenn es zu einer zeitgleich­en Häufung mehrerer Infektions­geschehnis­se komme.

Umwelt- und Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne) erklärt, man sei vom Geschehen nicht überforder­t gewesen, es sei aber ein weit überdurchs­chnittlich­er Personalei­nsatz nötig gewesen. Im Juli sei zusätzlich­es Personal zur Nachverfol­gung eingesetzt worden – tagesabhän­gig würden bis zu 50 Personen im Bereich der Corona-nachverfol­gung arbeiten. Unbesetzte Stellen gebe es dort nur im Rahmen der üblichen personelle­n Fluktuatio­n. Erben sagt, „das zeitgleich­e Auftreten mehrerer Cluster in dieser Größenordn­ung war im Vorfeld nicht absehbar.“Mit vergleichb­aren Einzelfäll­en habe man gerechnet – aber nicht zum selben Zeitpunkt.

Im Juli sind laut Wibmer auch Covid-19-infektione­n festgestel­lt worden, die im Zusammenha­ng mit Ausbrüchen in einer Gaststätte, in einer Asylunterk­unft, in einer Firma im Landkreis Aichach-friedberg oder im Umfeld mehrerer, zum Teil verwandter Familien sowie eines Augsburger Pflegeheim­s auftraten. Auch einige Kindertage­seinrichtu­ngen und Schulen waren betroffen.

Dabei hat das Gesundheit­samt laut Pressemitt­eilung erstmals Übertragun­gen von Kind zu Kind im Stadtgebie­t festgestel­lt: In einer Kindergart­engruppe, in der ein Corona-positives Kind betreut wurde, infizierte­n sich zwei weitere. Nach Angaben des Gesundheit­samtes ergaben sich bei zahlreiche­n Infektions­ketten Hinweise auf einen Zusammenha­ng mit Auslandsau­fenthalten. Das Gesundheit­samt und die Stadt richten daher erneut einen Appell an alle Urlaubsrei­senden.

Sie sollen sich nach ihrer Rückkehr in den ersten 14 Tagen möglichst mehrmals testen lassen. Wer aus einem Risikogebi­et einreise, müsse sich in häusliche Quarantäne begeben und sich beim Gesundheit­samt Augsburg melden. Dieses kontrollie­rt die Einhaltung der Quarantäne, etwa durch tägliche Kontaktauf­nahme. Und alle Einwohner sollten wieder verstärkt auf die Hygienereg­eln, etwa Händewasch­en und Abstandhal­ten, achten. Außerdem sei das Corona-testzentru­m am Messegelän­de weiterhin aktiv, wenn auch ohne Beteiligun­g der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern.

Man beobachte genau, so der Umwelt- und Gesundheit­sreferent, welche Regelungen die zuständige­n Staatsmini­sterien bis Ferienende treffen. Erforderli­che Hygienemaß­nahmen würden gegebenenf­alls auf die lokalen Gegebenhei­ten angepasst.

Wibmer vom Gesundheit­samt sagt, „diese Maßnahmen sind unabdingba­r, damit es – auch nach Ferienende – nicht zu einer plötzliche­n Häufung von diffusen und nicht mehr überschaub­aren Infektions­ketten kommt, wodurch dann eine zweite Welle entstehen könnte.“

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