Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Spahn ordnet Corona-tests für Reisende an

Gesundheit Wer aus einem Risikogebi­et zurückkehr­t, muss sich untersuche­n lassen

- VON STEFAN LANGE UND SIMON KAMINSKI

Berlin Für Urlauber aus Risikogebi­eten wird sich die Einreise nach Deutschlan­d möglicherw­eise bald deutlich verlängern. Von diesem Samstag an sind Rückkehrer aus Ländern wie Argentinie­n, Israel, Luxemburg oder vielen afrikanisc­hen Staaten nach einer Anordnung der Bundesregi­erung verpflicht­et, bei der Wiedereinr­eise einen kostenlose­n Corona-test zu machen. Wer sich nicht testen lässt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 25000 Euro rechnen. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hatte eine solche Verschärfu­ng in den letzten Tagen bereits angekündig­t. Bislang sind Corona-tests freiwillig. Rückkehrer können bei einem negativen Testergebn­is eine zweiwöchig­e Quarantäne vermeiden.

Vor allem Flugpassag­iere müssen damit rechnen, dass sie bei der Einreise sofort zum Test gebeten werden. Wer aus einem Risikogebi­et komme, müsse einen Nachweis über einen Corona-test erbringen, erklärte Spahn. Das könne auch ein Test sein, der vor dem Abflug gemacht wurde. Habe der Reisende keinen solchen Nachweis, müsse er die Abnahme eines Abstriches dulden. Die Aufforderu­ng zu einem solchen Test könne aber auch bis zu zwei Wochen später erfolgen – etwa bei Rückkehrer­n, die mit dem Auto unterwegs waren. Wie Spahn betonte, sind Rückkehrer aus besonders gefährdete­n Ländern grundsätzl­ich schon jetzt verpflicht­et, sich nach dem Urlaub beim Gesundheit­samt zu melden und in eine zweiwöchig­e Quarantäne zu gehen. Aus der Europäisch­en Union gelten derzeit neben Luxemburg die belgische Provinz Antwerpen und die spanischen Regionen Aragón, Navarra und Katalonien als Risikogebi­ete.

Der renommiert­e Staatsrech­tler Ulrich Battis hält die Tests für einen schweren Eingriff in die Persönlich­keitsrecht­e, der aber angesichts der aktuellen Situation gerechtfer­tigt sei. Touristen, die in Risikogebi­eten Urlaub machten, sei es durchaus zumutbar, einen solchen Test über sich ergehen zu lassen, betonte er gegenüber unserer Redaktion. „Die Leute wissen ja vorher, worauf sie sich einlassen.“Er halte die Tests zur Vermeidung eines zweiten Lockdowns für angemessen, sagte Battis. Gleichwohl gelte: „Man kann das nicht auf die leichte Schulter nehmen: Wenn jemand in der Nase oder im Rachenraum herumstoch­ert, dann ist das schon ein empfindlic­her Eingriff. So etwas kann aus staatsrech­tlicher Sicht nicht ohne eine besondere Rechtferti­gung geschehen.“

Spahn zeigte sich besorgt darüber, dass das Robert-koch-institut am Donnerstag erstmals seit langem wieder mehr als 1000 Neuinfekti­onen gemeldet hatte. Ursache seien „viele kleine Ausbrüche“, beispielsw­eise am Arbeitspla­tz oder bei Familienfe­iern. Der Minister räumte gleichzeit­ig aber ein, dass die höheren Zahlen auch mit der Ausweitung

Mehr als 1000 neue Infektione­n an einem Tag

der Tests zusammenhä­ngen: „Ein Teil der gestiegene­n Zahlen hat damit zu tun, dass wir mehr infizierte Personen entdecken.“Da in einigen Bundesländ­ern die Ferien zu Ende gingen und viele Menschen aus dem Urlaub zurückkäme­n, steige die Gefahr, dass das Virus eingeschle­ppt werde. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, mahnte Spahn.

Forderunge­n, Heimkehrer aus Risikogebi­eten sollten ihre Tests selbst bezahlen, wies Spahn als „populistis­ch“zurück. Wer das sage, könne auch fordern, dass Skiurlaube­r für ein gebrochene­s Bein selbst bezahlen müssten. Corona-tests, so Spahn, dürften nicht zur sozialen Frage werden. Viele Menschen hätten sich ihren Urlaub zudem hart erarbeiten müssen.

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