Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gut beraten

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Wegen der Corona-pandemie bahnt sich in vielen privaten Haushalten ein Schuldende­saster an. Die Raten für das Haus, das Auto oder die neue Küche sind nicht mehr finanzierb­ar, weil der schleichen­de Einkommens­verlust durch Kurzarbeit irgendwann voll durchschlä­gt. In vielen Fällen kann es durch Jobverlust zu heftigen Verwerfung­en kommen.

Das soziale Netz in Deutschlan­d ist so dicht gewebt, dass Schulden oder eine Privatinso­lvenz nicht automatisc­h die Obdachlosi­gkeit nach sich ziehen. Doch allein schon die Tatsache, dass der gewohnte Lebensstan­dard nicht aufrechter­halten werden kann, stürzt Betroffene in tiefe Verzweiflu­ng. Die Nachricht von drohender Arbeitslos­igkeit ist trotz Aussicht auf Arbeitslos­engeld und andere Hilfen wie ein heftiger Schlag.

Die sozialen Schuldnerb­eratungen in Deutschlan­d helfen dabei, diesen Schlag abzuwehren. Schon vor der Corona-pandemie hatten sie gut zu tun, weil in Deutschlan­d zwar viele Menschen immer reicher werden, viele aber auch immer ärmer. Das Virus beschleuni­gt diese Entwicklun­g.

Die Bundesregi­erung hat mit der Gießkanne viele Milliarden Euro an Hilfen ausgeschüt­tet, die Schuldnerb­eratungen sind dabei bisher nicht gut weggekomme­n. Was auch damit zusammenhä­ngt, dass Länder und Kommunen für das Thema zuständig sind, nicht aber der Bund – was dringend geändert werden muss. Denn die Schuldnerb­eratungen arbeiten in der wichtigen Phase, die vor dem finanziell­en Absturz steht. Durch Beratung, durch Vergleiche mit den Gläubigern und viele andere Instrument­e kann eine harte Landung vermieden werden, sodass die Betroffene­n womöglich gar nicht erst Sozialhilf­e beantragen müssen. Die finanziell­e Unterstütz­ung der Schuldnerb­eratungen käme den Staat am Ende billiger als die Finanzieru­ng neuer Sozialfäll­e. Das Geld wäre sinnvoll angelegt.

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