Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lufthansa will kündigen
Konzern schreibt massive Verluste
Frankfurt am Main Nach einem weiteren Milliardenverlust hat die Lufthansa mit Entlassungen in Deutschland gedroht. Der Vorstand stimmte die Mitarbeiter auf betriebsbedingte Kündigungen ein, weil neben der schleppenden geschäftlichen Entwicklung auch die Sparverhandlungen mit den Gewerkschaften nicht schnell genug vorangekommen seien. Das Ziel der Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen sei nicht mehr realistisch, sagte Vorstandschef Carsten Spohr.
Der Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-krise hat der Lufthansa im zweiten Quartal einen neuen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand im Quartal ein Minus von rund 1,5 Milliarden Euro, wie der inzwischen vom Staat gestützte Konzern mitteilte. Bereits im ersten Quartal 2020 hatte der Konzern Geld verloren. Dass es nicht noch schlimmer kam, verdankte das Unternehmen einem Rekordergebnis seiner Frachttochter Lufthansa Cargo, die von der stark gestiegenen Nachfrage nach Frachtflügen profitierte.
Zur Jahreshälfte 2020 beträgt der Konzernverlust unter dem Strich 3,62 Milliarden Euro. Seine Liquidität bezifferte der Konzern einschließlich der deutschen Staatshilfe von rund neun Milliarden Euro auf 11,8 Milliarden Euro. Der Konzern will die Flotte um mindestens 100 Flugzeuge verkleinern und 22000 Vollzeitstellen abbauen. Davon entfallen rund 11000 auf Deutschland. Bis Ende Juni hat die Lufthansa die Zahl ihrer Beschäftigten bereits um knapp 8300 auf 129400 gesenkt, allerdings fast ausschließlich im Ausland. Unter anderem in den USA habe man Leute entlassen, sagte Spohr. In Deutschland sei bislang kaum etwas passiert.
Es fehlen Sparabkommen mit Verdi und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Auch die Mitglieder der Kabinengewerkschaft Ufo haben dem Eckpunkte-papier, mit dem Entlassungen verhindert werden sollen, noch nicht zugestimmt. „Es geht mir viel zu langsam“, kritisierte Spohr. „Wir erleben eine Zäsur des globalen Luftverkehrs“, sagte Spohr. „Vor 2024 rechnen wir nicht mehr mit einer anhaltenden Rückkehr der Nachfrage auf das Vorkrisenniveau.“Die Gewerkschaften wiesen Spohrs Kritik zurück.