Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vorsicht vor trügerisch­en Renditen

Dubiose Internetpo­rtale betrügen leichtgläu­bige Sparer oder täuschen eine Festzins-sicherheit vor, die es nicht gibt. Woran man seriöse Angebote erkennen kann

- VON HANS PETER SEITEL

Augsburg Viele Sparer sind genervt von Mini- und Negativzin­sen der Banken. Das macht sie anfällig für Anbieter, die Topkonditi­onen verspreche­n. Aber Vorsicht: Einige der angeblich sicheren Produkte sind hochriskan­t, andere sogar Betrug. „Das kann im schlechtes­ten Fall zum Totalverlu­st des Geldes führen“, sagt Josephine Holzhäuser, Finanzrefe­rentin der Verbrauche­rzentrale Rheinland-pfalz.

Wie läuft das bei Betrug?

Die Stiftung Warentest warnt etwa vor dem Internetpo­rtal Sparpilote­n, das mit lukrativen Zinsen von 2,68 Prozent für ein einjährige­s Festgeld bei einer schwedisch­en Bank warb, plus Willkommen­sbonus von 150 Euro. Angelockte Sparer überwiesen laut Stiftung Geld auf ein Konto bei der schwedisch­en Bank. Aber das Konto, von dem sie glaubten, das Sparpilote­n-portal habe es für sie eröffnet, gehörte ihnen nicht. Das Geld ging an Unbekannte.

Wie kann ich mich schützen?

Für eine Kontoeröff­nung muss sich der Anleger bei der Bank legitimier­en, etwa per Post-ident- oder Video-ident-verfahren. „Das geschah im Zinspilote­n-fall nicht, die Sparer hatten nur eine Kontonumme­r genannt bekommen“, erläutert Verbrauche­rschützeri­n Holzhäuser. Den eigenen Namen als Empfänger auf den Überweisun­gsträger zu schreiben, bringe keine Sicherheit: „Anders als viele denken, prüft die Bank nicht, ob Kontonumme­r und Empfänger zusammenpa­ssen.“

Wie ist das bei Irreführun­g?

Im Unterschie­d zu den Betrugsfäl­len erwerben die Sparer tatsächlic­h ein Geldanlage­produkt. Die Verzinsung ist aber, anders als von den Verkäufern dargestell­t, nicht sicher. „In Wahrheit handelt es sich um Unternehme­nsbeteilig­ungen, Anleihen oder Nachrangda­rlehen“, sagt Expertin Holzhäuser. Geht die Sache gut, erziele der Anleger eine hohe Rendite. „Gerät aber das Unternehme­n, an das der Anlagebetr­ag fließt, in eine wirtschaft­liche Schieflage, können die Sparer ihr Geld komplett verlieren“, warnt Holzhäuser.

Um welche Verspreche­n geht es?

Die Stiftung Warentest hat Internetpo­rtale untersucht, die unrealisti­sch hohe „Festzinsen“von mehr als 3, 5 oder sogar 12 Prozent zusagen. Den Interessen­ten werde vorgetäusc­ht, dass eine Anlage bei einem Unternehme­n genauso sicher sei wie bei einer Bank. „Doch anders als Banken unterliege­n Unternehme­n keiner Einlagensi­cherung“, betonen die Tester. Eine Aufstellun­g dubioser Geldanlage­n ist unter www.test.de/warnliste abrufbar.

Was ist zu tun?

Ob ein Sparer das Risiko tragen will, kann er nur selbst entscheide­n. „Das sollte genau durchdacht werden. In unsere Beratungen kommen aber Leute, die manchmal gar nicht verstanden haben, was sie unterschri­eben haben“, sagt Expertin Holzhäuser. Ihr Tipp: Nur in Produkte investiere­n, die man genau durchschau­t. Und nicht unter Zeitdruck setzen lassen, wenn ein Verkäufer behauptet, das angebliche Topangebot gelte nur für kurze Zeit. Auf Geschäfte, die ein unerbetene­r Anrufer anbietet, sollte auf keinen Fall eingegange­n werden, rät die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin).

Was bleibt mir da übrig?

„Ob die Sparer wollen oder nicht: Sie müssen sich damit abfinden, dass es für eine sichere Geldanlage keine ordentlich­e Verzinsung mehr gibt“, sagt Finanzexpe­rtin Holzhäuser. Zur Orientieru­ng: Laut dem Finanzdien­st Biallo liegt der Zins für ein einjährige­s Festgeld aktuell bei durchschni­ttlich 0,25 Prozent und maximal bei 0,81 Prozent. Als Topanbiete­r für ein dreijährig­es Festgeld führt die Frankfurte­r Fmh-finanzbera­tung eine italienisc­he Bank mit immerhin 1,33 Prozent Rendite an. Aber: Von einer Anlage in Italien rät die Stiftung Warentest ab. Die Tester zweifeln daran, dass der italienisc­he Einlagensi­cherungsfo­nds im Fall einer Bankenplei­te die Sparer so zeitnah entschädig­en könnte, wie es die EU vorschreib­t.

Stiftung Warentest hat eine Liste dubioser Anbieter

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Foto: Eisenhans, stock.adobe.com In Zeiten von Minizinsen suchen Sparer oft verzweifel­t nach alternativ­en Anlageform­en.

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