Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Arena am Flughafen geplant

Die Halle am Münchner Airport soll Platz für bis zu 20000 Besucher bieten. Das Vorhaben ist in einem frühen Stadium, aber Kritiker machen sich schon jetzt Sorgen

- VON ANNA KABUS

Freising Steht schon bald eine Multifunkt­ionshalle für bis zu 20000 Besucher auf dem Areal des Münchner Flughafens? Dort könnten Kongresse und Konferenze­n sowie Konzerte und Tv-produktion­en stattfinde­n. Das Projekt befindet sich laut Gert Waltenbaue­r, einem der Geschäftsf­ührer der verantwort­lichen Firma Swmunich Real Estate, noch in einer frühen Projektpha­se und die finale Standort-entscheidu­ng sei auch noch nicht gefallen. Zurzeit würden noch andere Standorte in der Metropolre­gion geprüft. In München selbst gebe es allerdings keine geeignete Fläche, sagt Waltenbaue­r.

Obwohl also noch vieles unklar ist, macht sich Susanne Günther, die für die Grünen im Freisinger Stadtrat sitzt, bereits Sorgen. „Bei uns sind die Straßen jetzt schon völlig überlastet“, sagt sie. Falls die Arena tatsächlic­h dort gebaut wird, wäre ihrer Meinung nach ein vierspurig­er Ausbau des Flughafenz­ubringers B301 eine zwingende Folge. Auch kritisiert die Stadträtin die geplante „Fast-food-kultur“: „Die Leute fahren hin, konsumiere­n Kultur und fahren wieder fort. Sie identifizi­eren sich nicht damit.“

Günther meldet noch bei einem weiteren Punkt Zweifel an. Sie vermutet, dass eine „Anschubges­chichte für Lufthansa“hinter dem Bau stecken könnte, weil die Halle und die dortigen Veranstalt­ungen viele „Eventflieg­er“mobilisier­en würden. Das Unternehme­n Swmunich Real Estate, das eigens für die Entwicklun­g dieses Projekts gegründet wurde, ist ein Joint Venture des Vermögensv­erwaltungs­unternehme­ns KGAL aus Grünwald, das

an der Finanzieru­ng der Allianz Arena beteiligt war, und der Freisinger Eventfirma Logo Partners. Die KGAL wiederum hat zwei Joint Ventures mit der Lufthansa.

Waltenbaue­r weist diese Vorwürfe zurück. „Das hat rein gar nichts damit zu tun“, sagt er. „Der Standort am Flughafen ist deshalb von uns favorisier­t, weil er die geringsten externen Effekte haben wird.“Lärm oder Verkehr störten kaum Anwohner. Zudem gebe es viele Parkplätze, auch für Mitarbeite­r. „Und wir können eine bereits bestehende Verkehrsin­frastruktu­r nutzen.“Er verstehe zwar Bedenken zur Verkehrssi­tuation. Doch erste

Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass das Projekt hinsichtli­ch des Verkehrs umsetzbar wäre – vor allem dank der antizyklis­chen Nutzung außerhalb der Rushhour.

Stadträtin Günther hat aber noch weitere Bedenken: „Ich gehe davon aus, dass die Münchner Olympiahal­le dann tot ist.“Große Konzerte werden dann ihrer Meinung nach dort nicht mehr stattfinde­n. „Und auch für die Messe München wird es ein Problem werden.“Sie befürchtet sogar negative Auswirkung­en bis nach Ingolstadt und Landshut.

Auch hier widerspric­ht Waltenbaue­r. „Wir gehen fest davon aus, dass wir so etwas wie ein Kulturvera­uch stärker in der Region sein werden“, sagt er. Er rechnet nicht mit einem Verdrängun­gseffekt, sondern sogar mit einem Mehrwert für den ganzen Großraum München. Vor allem was große Liveshows angeht, sei München im Vergleich zu anderen Großstädte­n ein Stück weit nach hinten gerutscht. Er ist sich sicher, dass kein Konkurrenz­kampf zwischen den Veranstalt­ungsorten entbrennen wird, sondern dass die Menge an Veranstalt­ungen dann insgesamt sogar zunimmt. Auch für den Tourismus könne die geplante Arena ein Impulsgebe­r sein.

Gleichzeit­ig betont Waltenbaue­r, dass bei der Planung der Multifunkt­ionshalle der Aspekt der Nachhaltig­keit eine große Rolle spiele – „von den Baustoffen bis zum Betriebsko­nzept.“Auch optisch soll das Gebäude hervorstec­hen: „Wir wollen keine beliebige Schuhkarto­n-architektu­r“, sagt er. Vorbild könne beispielsw­eise die Royal Arena in Kopenhagen sein.

Das Projekt wird laut Waltenbaue­r privat finanziert und soll auch langfristi­g im Firmeneige­ntum der Swmunich Real Estate bleiben. Auch sei bisher keine Beteiligun­g von Investoren geplant. Angaben zur Höhe der Kosten könnten noch nicht getroffen werden. Der Münchner Merkur brachte kürzlich eine Summe von 200 Millionen Euro ins Spiel. Waltenbaue­r hofft, dass die Halle 2024 eröffnet werden kann.

Erste Sondierung­sgespräche mit Vertretern der Stadt Freising und des Flughafens hätten bereits stattgefun­den, sagt er – und „wechselsei­tiges Interesse“offenbart. Die Gespräche sollen fortgesetz­t werden. Einen genauen Zeitplan gibt es allerdings noch nicht.

 ?? Foto: GEPA Pictures, Imago Images ?? So ähnlich wie die Royal Arena Kopenhagen könnte auch die Multifunkt­ionshalle aussehen, die am Münchner Flughafen entstehen soll.
Foto: GEPA Pictures, Imago Images So ähnlich wie die Royal Arena Kopenhagen könnte auch die Multifunkt­ionshalle aussehen, die am Münchner Flughafen entstehen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany