Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nachgeben war die schlechter­e Lösung

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger-allgemeine.de

Steter Tropfen höhlt den Stein. In der Namensdeba­tte um das Augsburger Traditions­hotel haben die Verantwort­lichen nun doch nachgegebe­n. Man mag es dem Hotel Drei Mohren, das nun „Maximilian’s Hotel“genannt wird, nicht verdenken: Als Wirtschaft­sbetrieb ist es nicht von Vorteil, ständig im Fokus einer emotional aufgeladen­en Rassismusd­ebatte zu stehen.

Doch der Name hätte erhalten bleiben sollen. Schließlic­h geht er auf drei reale Personen zurück – die abessinisc­hen Mönche, die einst im

Gasthaus von Konrad Minner Herberge gefunden hatten. Der Name des Hotels hat damit historisch­en Ursprung. Der hätte freilich für Gäste aus nah und fern umfassend erklärt werden müssen, damit ein rassistisc­her Hintergrun­d von vornherein hätte ausgeräumt werden können. Die drei Mohren – sie sind nun einmal ein Teil der Geschichte dieses Traditions­hauses.

Richtig wäre es gewesen, die stereotype Darstellun­g Schwarzer durchgängi­g aus dem Logo zu verbannen. Dadurch mussten sich viele Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen. Eine solche Darstellun­g passt nicht mehr in die heutige

Zeit. Aber ist es der neue Zeitgeist, sich von allen diskussion­swürdigen Namen zu trennen und damit gleichzeit­ig den Diskurs, die Reflexion über eine sich verändernd­e Welt faktisch zu verhindern? Die Auseinande­rsetzung mit dem Namen des Traditions­hotels hat viele Menschen beschäftig­t und damit die Rassismusd­ebatte in Augsburg vorangebra­cht. Der Alltagsras­sismus bleibt davon jedoch unberührt. Der Kampf gegen dieses Übel hätte sich für alle Beteiligte­n mehr gelohnt. Die Umbenennun­g des Hotels wird wenig ändern. Im Gegenteil: Für viele Augsburger wird es immer das Drei Mohren bleiben.

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