Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bio muss raus aus der Nische

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger-allgemeine.de

Die Absichten sind ja durchaus ehrenhaft. Wenn man die Menschen fragt, ob es ihnen wichtig ist, dass die Tiere auf dem Bauernhof viel Platz haben, dass keine Chemie eingesetzt und nachhaltig­er gearbeitet wird, dann würden viele aus dem Bauch heraus wohl sagen: Ja, natürlich! Nur bleibt es leider meist bei den Absichten – an der Supermarkt­kasse werden die guten Vorsätze dann oft vergessen. Denn dann steht etwas anderes im Vordergrun­d: der Preis.

So ist es auch zu erklären, dass Bio-lebensmitt­el in Deutschlan­d noch immer Nischen-produkte sind. Ihr Anteil am Lebensmitt­elmarkt betrug nach Angaben des Umweltbund­esamtes im Jahr 2018 gerade einmal 5,4 Prozent. Dieser Anteil wird wachsen, keine Frage. Das zeigt etwa auch die erfreulich­e Entwicklun­g in Schwaben, wo es heute mehr als 2000 Biobetrieb­e gibt – im Jahr 2007 waren es gerade mal 823. Aber reicht diese Geschwindi­gkeit?

Nein. Ein Blick auf die Probleme, die die industriel­le Massentier­haltung vielerorts mit sich bringt, macht dies deutlich: Als Beispiel seien nur Pestizide auf den Feldern genannt, die Insekten gefährden. Oder Schweine, die zum Teil unter erbärmlich­sten Zuständen gehalten werden, um dann zu Billigschn­itzeln zerlegt zu werden.

Beim Thema Lebensmitt­el ist die Kluft zwischen lapidaren Lippenbeke­nntnissen und tatsächlic­hem Handeln offenbar ähnlich groß wie beim Klimaschut­z. Die Frage, ob einem das Thema wichtig sei, würden sicher viele Menschen mit Ja beantworte­n. Aber das Auto verkaufen? Mit dem Zug an die Ostsee fahren, statt mit dem Flugzeug ans Mittelmeer jetten? Da hört für viele dann die Liebe zum Klima schon auf. So wie an der Supermarkt­kasse eben die – offenbar sich selbst vorgegauke­lte – Liebe zum Tier dem billigen Preis zum Opfer fällt.

Lesen Sie dazu den Artikel „Bio boomt – auch dank Corona“auf der zweiten

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany