Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hitze trifft Stadtbewoh­ner am härtesten

In Augsburg maßen Forscher die Temperatur­en in 500 Schlafzimm­ern. Teils wurden mehr als 30 Grad registrier­t

- VON STEFAN KROG

Augsburg Hitzewelle­n, wie sie im Zuge des Klimawande­ls häufiger prognostiz­iert werden, dürften vor allem für Menschen in dicht bebauten Städten zu einem Problem werden. In den Stadtviert­eln dort wirken sie sich massiver aus als auf dem flachen Land und sorgen für teils deutlich zu heiße Schlafzimm­er.

Zu diesen Ergebnisse­n kommt eine Studie aus Augsburg. Dabei verteilten die Forscher im vergangene­n Sommer mehr als 500 Digitalthe­rmometer an Haushalte, die die Temperatur­en in Augsburger Schlafzimm­ern während einer Hitzewelle im Juli aufzeichne­ten.

Die Wissenscha­ftler interessie­rten sich dafür, welche Stadtviert­el in Augsburg „Hitze-hotspots“sind. Stadtteile mit großen Grünfläche­n etwa am Stadtrand kühlen nachts besser ab. Relativ warm bleibt es nachts in dicht bebauten Vierteln wie der Innenstadt, wo es zudem wenig Grünfläche­n oder Gewässer gibt.

Ein neuer Ansatz der Studie, die die Unis Ulm und Augsburg mit mehreren Projektpar­tnern durchführe­n, ist die Messung der Temperatur­en in Innenräume­n. Ist es draußen erst einmal heiß, heizen sich die Innenräume zwar mit einiger Verzögerun­g auf, halten die Wärme dann aber tagelang. Besonders kritisch seien die Hitzewelle­n nachts, wenn der Körper keine Erholung findet, so die Forscher. Denn während die Temperatur­en draußen in der Nacht sinken, wird die Hitze in Schlafzimm­ern gespeicher­t. Teils wurden nachts Temperatur­en von mehr als 30 Grad in Augsburger Schlafzimm­ern gemessen.

Besonders heiß wird es in mehretagig­en Häusern mit zunehmende­r Stockwerkz­ahl und Häusern in dicht bebauten Vierteln mit wenigen Grünfläche­n. Für Teile der Augsburger Innenstadt haben die Forscher

anhand von Satelliten­daten des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR) schon simuliert, welchen Effekt Begrünungs­maßnahmen mit zusätzlich­en Bäumen, Gründächer­n und mehr Grünfläche­n hätten. Das Ergebnis: Teils gäbe es deutliche Abkühlungs­effekte sowohl draußen wie auch drinnen, allerdings nicht an allen Stellen gleichmäßi­g.

Interessan­t sind die Ergebnisse auch für die Stadt Augsburg, die als Projektpar­tner mit im Boot ist. Man müsse, zusätzlich zu den Klimaschut­zbemühunge­n, Städte auf den schon laufenden Klimawande­l vorbereite­n, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Augsburg erarbeitet aktuell eine so genannte Klimaanpas­sungsstrat­egie.

Als besonders heiß empfunden wird die Innenstadt, so Sabrina Beckmann von der Uni Ulm zu einer

Umfrage unter Bürgern. Eine der ersten Aktivitäte­n, die vermieden wird, ist das Einkaufen, gefolgt von Sport und Gartenarbe­it. Gewünscht werden von den Bürgern mehr öffentlich­e Trinkwasse­rbrunnen und Grünfläche­n – Freibäder und Parks zählen während Hitzewelle­n zu den Lieblingso­rten der Augsburger.

Mit Hitzeperio­den in unserer Region ist künftig wohl häufiger zu rechnen. In einer Auswertung von Klimaprogn­osen für den Raum Lech/iller geht das Landesamt für Umwelt davon aus, dass die Zahl der Tage mit mehr als 25 bzw. 30 Grad bis 2050 nach oben geht. In Augsburg wurden in den vergangene­n Jahren in der Regel zwischen 30 und 50 Tage pro Jahr mit mehr als 25 Grad registrier­t – die Berechnung für den Raum Iller/lech geht im Maximalsze­nario von bis zu 27 zusätzlich­en Tagen über 25 Grad aus.

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Häusern
Archivfoto: Wyszengrad Vor allem in wird es heiß. mehrstöcki­gen Häusern

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