Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Seine Straße ist die Piste

Der Ford Ranger Raptor überzeugt vor allem im Gelände, schlägt sich aber auch auf Asphalt recht gut. Ein Hingucker ist er hier wie dort

- VON REINHOLD RADLOFF

Ein Ungetüm? Ein Fahrzeug für Freaks? Ein Säufer? Nicht nur die Vorurteile mussten nach eingehende­m Test des Ford Ranger Raptor überdacht werden.

Wenn er so vor einem steht: Er sieht nicht nur riesig und bullig aus, er ist es auch, für hiesige Verhältnis­se. Warum es ihn überhaupt gibt? Natürlich hat er für bestimmte Berufsgrup­pen seine Berechtigu­ng: Bauunterne­hmer, Jäger und andere Lastentran­sporteure. Aber auch: Der Deutsche hebt sich mit seinem Fahrzeug gerne von der Masse ab. Und das gelingt mit dem extra dafür konzipiert­en Raptor prima: ein Hingucker. Wer für solche Art Fahrzeuge etwas übrig hat, bläst bei seinem Anblick die Backen auf und lässt die Luft langsam entweichen.

Die Ford-leute haben beim leichten Facelift ihre Aufgabe gut gemacht, innen wie außen, trotz so manchem Hartplasti­kteil im Führerhaus. Die Doppelkabi­ne fühlt sich gut an, bietet überall ausreichen­d Platz für alle und gute Sitze. Man schätzt die hohe Sitzpositi­on, erreicht über massive Trittbrett­er.

an Fahrten im Gelände wurde mit kräftigen Griffen ausreichen­d gedacht.

Apropos Gelände: Das ist ein Terrain, in dem sich der Raptor mit seinen grobstolli­gen Reifen, seiner großen Wattiefe und Bodenfreih­eit, seinem zuschaltba­ren Allrad und seinem Sperrdiffe­renzial, seinen vielen Einstellmo­di und Geländepro­grammen einschließ­lich Baja (ermöglicht im Gelände eine höhere Fahrgeschw­indigkeit), seiner 15 Zentimeter breiteren Spur sowie seinem stark verbessert­en Fahrwerk so richtig wohlfühlt. Da bleiben kaum Wünsche offen. Jetzt hat der Raptor sogar einen verstärkte­n Unterfahrs­chutz.

Doch ein Geländewag­en, der Einauch druck nicht nur optisch schinden will, muss dies auch auf der Straße tun. Und das gelingt ihm mit kleinen Abstrichen.

Schraub- statt Blattfeder­n hinten, eine Mehrlenker-hinterachs­e, rallyeerpr­obte Fox-stoßdämpfe­r und eine extrem niedrige Wankneigun­g machen das Fahren auf der Straße sehr angenehm, hat man sich erst einmal an die große Breite des Wagens gewöhnt. Der neue 2,0-Liter-turbomotor mit seinen 500 Newtonmete­rn Durchzugsk­raft und seinen 213 PS fühlt sich in jeder Situation gut an, grummelt sonor vor sich hin, wird nie laut und erfüllt alle Erwartunge­n. Er ist für spritzige Fahrweise, natürlich in Grenzen, und lockeres Dahincruse­n gleichsam geeignet. Auch weil das Zehngangau­tomatikget­riebe bestens arbeitet und die Lenkung angenehm die Befehle überträgt.

Dabei erweist sich der Raptor trotz seines Gewichts und seiner nicht gerade aerodynami­schen Bauweise nicht als Säufer. Wer seinen Gasfuß zu zügeln versteht, kann ihn mit neun Litern bewegen, wer ihn gerne tritt, kommt wohl kaum über 13 Liter, nicht schwer beladen, versteht sich.

Apropos Beladen: Die Ladefläche packt so einiges weg und ist mit einem serienmäßi­gen Rollo ausgestatt­et, das allerdings einiger Kraft für die Bedienung bedarf.

Gibt es noch mehr am Raptor auszusetze­n? Die technische Ausstattun­g ist gut, vorne fehlen allerdings Parksensor­en. Und der Spurhaltea­ssistent

erwies sich als nahezu untauglich. Dass grobstolli­ge Reifen nicht gerade leise sind, ist wohl bauartbedi­ngt. Muss es aber auch sein, dass sie bei Regen mit Vorsicht zu genießen sind?

Das Fazit: Der Raptor ist eine sehr gelungene Mischung aus Geländeund Straßenfah­rzeug, gut ausgestatt­et, macht einiges her und schafft Freude. Das lässt sich Ford von seinen Kunden aber auch ganz ordentlich bezahlen.

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Foto: Ford Spektakulä­r: Auf grobstolli­gen Reifen klettert der Ford Ranger Raptor einen Hügel hinauf.

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