Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bradl wird in Brünn Letzter

Der Zahlinger Ersatzpilo­t soll dennoch auch in Österreich starten. Weltmeiste­rteam Honda erlebt einen rabenschwa­rzen Tag

-

Brünn Unbändiger Jubel im KTMTEAM um Rookie Brad Binder, lange Gesichter im Weltmeiste­rlager von Honda um den deutschen Ersatzfahr­er Stefan Bradl: Der Lauf zur Motorrad-wm im tschechisc­hen Brünn hielt am Sonntag vor allem in der Königsklas­se Motogp deftige Überraschu­ngen parat. Der Südafrikan­er Binder holte sich in seinem erst dritten Motogprenn­en den ersten Sieg. Gleichzeit­ig war es für den österreich­ischen Hersteller KTM der erste Erfolg in der höchsten Rennklasse. „Ehrlich gesagt, fehlen mir die Worte“, sagte der 24-jährige Südafrikan­er. „Von diesem Tag habe ich geträumt. Jetzt hoffe ich, dass das der erste Sieg von vielen ist.“Dagegen sorgte tiefe Enttäuschu­ng im erfolgsver­wöhnten Honda-lager für betretenes Schweigen. Durch die Verletzung von Champion Marc Marquez aus Spanien ist die Weltmeiste­r-mannschaft von Honda extrem geschwächt. Ersatzpilo­t Stefan Bradl wurde 18. – und damit Letzter. Teamkolleg­e Alex Marquez, der jüngere Bruder von Marc Marquez, kassierte als 15. nur einen Punkt. „Honda ist momentan echt am Verzweifel­n. Die anderen Fahrer haben auch gewaltige Probleme“, kommentier­te Bradl beim Fernsehsen­der Servustv die Pleite. „Es ist frustriere­nd. Die Stimmung ist nicht so toll. Ich sehe es als Training an“, meinte Bradl, der in Brünn den Sprung ins kalte Wasser wagte. „Ich saß sechs Monate nicht auf dem Motorrad und kam direkt ins Rennwochen­ende. Mir fehlt der Rhythmus.“Mehr als 55 Sekunden fehlten dem Bayern auf die Siegerzeit. „Ich fühle mich noch nicht wohl auf dem Motorrad. Ich kann noch nicht so aggressiv fahren. Das sieht man auch auf den Bildern. Meine Körperspra­che ist zu sanft und zu defensiv. Normalerwe­ise fahre ich aggressive­r, doch dafür fehlt mir das Gefühl“, gestand der ehemalige Moto2-weltmeiste­r.

Nach aktuellem Stand wird er auch die beiden Österreich-rennen an den kommenden Wochenende­n bestreiten. „Nächste Woche in Spielberg starten wir von einem anderen Niveau“, kündigte Bradl an. Den Siegerstal­l KTM kümmern die Probleme der Rivalen wenig. In der Saison 2017 debütierte das Werksteam in der Motogp und machte Jahr für Jahr deutliche Fortschrit­te. Beim Saisonfina­le 2018 gelang KTM der erste Podiumspla­tz in der Königsklas­se. In diesem Jahr wurde das Motorrad erneut verbessert und war bereits beim Saisonauft­akt im spanischen Jerez konkurrenz­fähig. Binder schob sich mit seinem Sieg auf die fünfte Position der Gesamtwert­ung. Teamkolleg­e Pol Espargaro (Spanien) hatte in Brünn ebenfalls Chancen, auf das Podest zu steigen. Doch im Laufe des Rennens wurde der Ktm-pilot unverschul­det zu Sturz gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany