Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bedauerlic­he Kapitulati­on vor Opportunis­ten

- Dr. Hans Martens, Augsburg

Die Umbenennun­g des Drei Mohren Hotels ist eine bedauerlic­he Kapitulati­on vor einer Gruppe von Opportunis­ten. Die Erinnerung an die drei abessinisc­hen Mönche und deren Aufnahme in einem Gasthaus im Mittelalte­r ist ein Zeugnis für die Weltoffenh­eit Augsburgs in dieser Zeit und für dessen wirtschaft­liche und kulturelle Bedeutung. Diese Mohren gehören zum kulturelle­n Erbe Augsburgs, für dessen Achtung und Pflege wir Sorge zu tragen haben. Die Bezeichnun­g „Mohren“ist eine jahrhunder­talte Charakteri­sierung von Menschen aus Afrika mit schwarzer Hautfarbe – ebenso wie der heute verwendete Begriff „Farbige“. Der Begriff hat mit Diskrimini­erung und Rassismus überhaupt nichts zu tun und wird in inakzeptab­ler Weise mit den furchtbare­n aktuellen Vorkommnis­sen in den USA vermischt. Wenn die Jugendgrup­pe von Amnesty Internatio­nal (AI) das anders sieht, dann ist das eine spezifisch­e zeitbeding­te Meinung, die man diskutiere­n muss. Die Stadt darf sich aber dadurch nicht unter Druck setzen lassen. Bedauerlic­herweise haben sich aber Hochschull­ehrer der Uni Augsburg entgegen ihrer wissenscha­ftlichen Verpflicht­ung dieser Meinung angeschlos­sen.

Diese Kampagne gegen das „Drei Mohren Hotel“ist offenbar ein schwierige­r wirtschaft­licher Nachteil für das Hotel und hat zu der bedauerlic­hen Entscheidu­ng einer Umbenennun­g geführt. Es ist ein Versäumnis der Stadt, dieser bevorstehe­nden Umbenennun­g nicht rechtzeiti­g mit historisch­en Argumenten entgegenzu­treten und geeignete Vorschläge zur klar sichtbaren Erläuterun­g der Historie vor dem Hotel und im Inneren zu unterbreit­en.

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