Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schlagabta­usch um Minister Scheuer

Opposition fordert Entlassung – auch die Wähler sehen den Politiker skeptisch

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Berlin/augsburg Im Bundestag haben sich Union und Opposition ein Wortgefech­t zur gescheiter­ten Pkwmaut geliefert. Csu-abgeordnet­e nahmen am Donnerstag Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) vor Angriffen in Schutz. Opposition­spolitiker forderten erneut die Entlassung Scheuers. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-CHEF Markus Söder müssten umgehend handeln, sagte etwa Grünen-fraktionsv­ize Oliver Krischer bei einer Aktuellen Stunde. Scheuer habe gegen Haushalts- und Vergaberec­ht verstoßen, wahrschein­lich mehrere Male das Parlament belogen und einen Schaden von mehreren hundert Millionen Euro für den Steuerzahl­er verursacht. Auch der Fdp-politiker Christian Jung attackiert­e Scheuer erneut hart. Der Vorwurf der Lüge stehe im Raum.

Für die Debatte auf Verlangen der Grünen unterbrach derMaut untersuchu­ngsausschu­ss extra seine Sitzung. Der Csu-abgeordnet­e Michael Frieser sagte, die Opposition wolle nur Zirkus und nicht die Suche nach der Wahrheit. Scheuer habe nicht gegen Haushalts- und Vergaberec­ht verstoßen, es gebe kein Fehlverhal­ten des Ministers. Scheuer und Manager der einstigen Betreiberf­irmen hatten sich in der vergangene­n Woche als Zeugen im Untersuchu­ngsausschu­ss in zentralen Darstellun­gen widersproc­hen.

Sollte sich herausstel­len, dass der Verkehrsmi­nister tatsächlic­h Fehler gemacht hat, verliert er zumindest die Rückendeck­ung der Wähler. Fast neun von zehn Deutschen sind der Meinung, dass Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) zurücktret­en sollte, sofern ihm im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Pkw-maut ein Fehlverhal­ten nachgewies­en wird: 87,4 Prozent sagen, dass er sein Ministeram­t in diesem Falle niederlege­n sollte. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey im Auftrag unserer Redaktion. Lediglich 7,1 Prozent der insgesamt 5052 Befragten halten Scheuers Rücktritt selbst im Falle eines nachgewies­enen Fehlverhal­tens für nicht notwendig. Der Rest (5,5 Prozent) ist unentschie­den.

Falls der Untersuchu­ngsausschu­ss zu dem Ergebnis kommt, dass Scheuer bei der Vergabe der Pkwmaut Fehler gemacht hat, hätte er selbst unter Anhängern seiner eigenen Partei keinen Rückhalt mehr. Mehr als vier von fünf Unions-wählern (81,9 Prozent) sind der Meinung, dass ein Rücktritt dann unausweich­lich wäre. Unter den Anhängern von Grünen, SPD und Linke ist das Ergebnis am eindeutigs­ten: Hier sagen jeweils rund 95 Prozent der Befragten, dass Scheuer sein Amt als Verkehrsmi­nister dann niederlege­n sollte.

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