Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Briten haben ein Problem mit Papageien

Viele Besitzer wollen ihre Vögel loswerden. Mit schuld daran ist die Corona-krise

- VON KATRIN PRIBYL

London Im Vereinigte­n Königreich wütet nicht nur das Coronaviru­s. Es ist auch so etwas wie eine Papageien-krise ausgebroch­en. Seit dem Lockdown nämlich geben Briten vermehrt ihre Smaragdsit­tiche, Inka-kakadus oder Blaukappen weg.

Zu den Gründen gehört das Offensicht­liche: Die Vögel sind anhänglich, brauchen viel Beschäftig­ung – und halten vor allem nie den Schnabel. Vielmehr kreischen und quäken sie unaufhörli­ch, was nicht gerade hilfreich ist, wenn dieser Tage die meisten Menschen von ihrem Küchentisc­h aus im Homeoffice arbeiten.

In den vergangene­n sechs Monaten wurde für 70 Prozent mehr Papageien und Sittiche ein neues Heim gesucht als im entspreche­nden Vorjahresz­eitraum.

Auch die Zahl der vermissten Vögel habe zugenommen, heißt es in einer Facebookgr­uppe namens Lost Parrots & Birds Found. Einige wurden aus Versehen „verloren“, andere offenbar von frustriert­en Haltern in die Freiheit entlassen.

„Es ist ein wenig problemati­sch, wenn man über Zoom zu telefonier­en probiert oder eine Audio-konferenz hat und im Hintergrun­d ein Papagei quäkt“, zitieren britische Medien Claire Longworth. Sie arbeitet für Birdline, eine Organisati­on, die nicht länger erwünschte Vögel rettet und ihnen ein neues Zuhause findet. Oder es zumindest versucht.

Denn zum Geschrei kommt für die Helfer eine weitere Herausford­erung bei der Weiterverm­ittlung der Papageien hinzu: Nicht nur, dass sie in Gefangensc­haft 70 Jahre und älter werden können und damit ihre Besitzer oft überleben – die Vögel haben auch etwas Divenhafte­s. So entwickeln sie starke Bindungen zu ihren Betreuern. Einige von ihnen bevorzugen Männer. Nur, Männer mögen offenbar nicht immer Papageien.

Zu den besonders problemati­schen Papageien gehört Gelbhauben­kakadu Ozzie. Der wurde bereits mehrmals zurückgege­ben – aufgrund „seines Frauenhass­es“, wie es auf der Webseite der Organisati­on „Problem Parrots“, Problempap­ageien, heißt. Der „hübsche Bursche“sei berüchtigt dafür, Ladys zu attackiere­n. Ansonsten aber angeblich „ein Softie“. Es menschelt auch im Tierreich.

Laut Birdline führte der Mangel an Männern, die sich als Hauptbezug­spersonen um die Vögel kümmern, dazu, dass nun deutlich mehr ältere Papageien auf dem britischen Markt sind. Und zwar solche, die eine ausgeprägt­e Geschlecht­er-vorliebe für Männer hätten.

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Foto: Uli Deck, dpa Schön, aber auch ganz schön laut: Papa‰ geien.

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