Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Grüne scheitern mit Forderung nach Corona‰gesetz

Dass der Landtag in der Krise keine Kompetenz hat, sorgt für Unbehagen. Runder Tisch heftig umstritten

- VON ULI BACHMEIER

München Die Grünen im Landtag stehen mit ihrer Forderung nach einem eigenen bayerische­n Coronagese­tz allein. Zwar erntete ihr rechtspoli­tischer Sprecher Toni Schuberl im Grundsatz einige Zustimmung für seinen Wunsch nach einer besseren Beteiligun­g des Landtags in der Corona-politik. Den Gesetzentw­urf der Grünen aber lehnt die Mehrheit der Parlamenta­rier als nicht praktikabe­l und obendrein verfassung­swidrig ab. Ein Antrag der Freien Wähler, der ebenfalls auf eine engere Einbindung des Landtags über einen Runden Tisch zielt, wurde mit den Stimmen der Regierungs­parteien beschlosse­n.

Schuberl ließ in der Plenardeba­tte des Landtags kaum ein gutes Haar an den Corona-anordnunge­n der

Staatsregi­erung – zwar nicht an den Maßnahmen im Einzelnen, wohl aber an ihrer Gesamtheit. Er listete zahlreiche widersprüc­hliche Regelungen auf, zum Beispiel, dass an Gottesdien­sten im Freien nur 200 Gläubige teilnehmen dürften, bei Open-air-konzerten aber 400 Zuhörer zugelassen seien. „Das ist ein konzeptlos­er Regelwirrw­arr“, sagte Schuberl. Mit dem Gesetz der Grünen „würde das Regelwerk verständli­cher, schlanker und nachvollzi­ehbarer“. Die Anordnunge­n, so forderte er, müssten dem Grundsatz der Gleichbeha­ndlung folgen.

Dass durch die Corona-verordnung­en der Staatsregi­erung Grundrecht­e eingeschrä­nkt werden, der Landtag aber dabei keinerlei Entscheidu­ngsbefugni­sse hat, sorgt auch bei Parlamenta­riern anderer Fraktionen für Unbehagen. Schließlic­h handle es sich bei der Pandemie nicht mehr um einen kurzfristi­gen Notstand, sondern um einen Dauerzusta­nd, dessen Ende nicht abzusehen sei. Trotzdem fand Schuberl keine Mitstreite­r, auch nicht in den Reihen der Opposition.

Spd-fraktionsc­hef Horst Arnold sagte, er stehe „dem Grundgedan­ken“aufgeschlo­ssen gegenüber, äußerte aber erhebliche Zweifel, dass der Gesetzentw­urf rechtmäßig und das Gesetz praktikabe­l sei. Alexander Hold (Freie Wähler) räumte ein, dass es Regelungen gebe, die „nicht konsistent“seien. Auf diese Probleme aber gebe der Gesetzentw­urf der Grünen „null Antwort“.

Auf scharfen Widerspruc­h stieß der Vorstoß der Grünen bei der CSU. Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Tobias Reiß nannte den Gesetzentw­urf unsinnig und inhaltslee­r. Außerdem sei er verfassung­swidrig, weil beim Infektions­schutz die Gesetzgebu­ngskompete­nz beim Bund liege. Und praktikabe­l sei der Vorschlag auch nicht. Bayern brauche in der Krise keine parlamenta­rischen Verfahren, sondern Handlungsk­ompetenz.

Staatskanz­leiministe­r Florian Herrmann (CSU) ging noch weiter und warf Schuberl vor, mit seiner Auflistung angeblich widersprüc­hlicher Regelungen die Corona-politik ins Lächerlich­e zu ziehen. „Machen Sie Ihre Punkte im Kabarett, wir müssen sie im Dienst der Bevölkerun­g machen“, sagte Herrmann.

Heftig umstritten war danach auch der Antrag der Freien Wähler, den der schwäbisch­e Abgeordnet­e Fabian Mehring auf den Weg gebracht hatte. Ein Runder Tisch, so Mehring, könne zu einem „Schultersc­hluss“zwischen Staatsregi­erung und Landtag führen. Das sahen allerdings nur die Freien und die CSU so. Spd-fraktionsc­hef Arnold geißelte das Vorhaben als „Placebo-beteiligun­g“.

Lesen Sie dazu auch den Kommen‰ tar auf der vorherigen Seite.

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Foto: Hoppe, dpa Die Grünen kritisiere­n, dass der Landtag nichts mitzureden hat.

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