Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Bild, das nie existierte

Hoffnung auf einen da Vinci zerstoben

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Rom Eine jahrhunder­tealte kunsthisto­rische Jagd nach einem Gemälde von Leonardo da Vinci hat eine Gruppe von Kunsthisto­rikern am Mittwoch in Florenz für beendet erklärt: Sie kamen zum Schluss, dass das Renaissanc­e-genie die legendäre „Schlacht von Anghiari“nie gemalt hat.

Das Werk, das angeblich den Sieg der florentini­schen Republik gegen die Mailänder im 15. Jahrhunder­t feiert, wurde lange Zeit hinter einer Mauer im Rathaus von Florenz, dem Palazzo Vecchio, vermutet. Francesca Fiorani, Kunsthisto­rikerin der Universitä­t von Virginia, präsentier­te nun eine neue wissenscha­ftliche Publikatio­n mehrerer internatio­naler Experten über die Kontrovers­e um die Schlacht von Anghiari. Die Wissenscha­ftler glauben, die Theorien des italienisc­hen Forschers Maurizio Seracini endgültig widerlegt zu haben, der 2012 Schlagzeil­en machte, als er einen Durchbruch bei der Suche nach dem verlorenen Werk da Vincis verkündete. Seracini bohrte kleine Löcher durch ein Fresko im Palazzo Vecchio und erklärte, er habe dahinter eine Wand mit Spuren von schwarzem Pigment gefunden, ähnlich dem, das auf Leonardos „Mona Lisa“gefunden wurde.

Fiorani zufolge war Leonardo jedoch nur dazu gekommen, vorbereite­nde Zeichnunge­n für das großformat­ige Wandbild anzufertig­en, das Anfang des 16. Jahrhunder­ts bei ihm in Auftrag gegeben worden war. Es gebe Aufzeichnu­ngen über Materialie­n, die dem Maler im Zusammenha­ng mit dem Werk zur Verfügung gestellt worden seien, aber „diese Materialie­n waren keine Materialie­n, um die Schlacht zu malen, sondern um die Wand (für die Malerei) vorzuberei­ten“, sagte sie. „Die Vorbereitu­ng der Wand lief nicht gut, damit endete alles.“

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