Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Das geht nur den BFV was an“
Aus coronabedingten Spielabsagen wollte der Verband ein Geheimnis machen. Nun lenkt er (ein bisschen) ein
Augsburg/kempten Corona ist auch beim Bayerischen Fußball-verband (BFV) ein heikles Thema. Erst recht, wenn die Presse anruft und wissen will, warum bei Spielabsagen – egal, ob im Vorfeld oder danach – die Öffentlichkeit nicht über den Grund der Absage informiert wird. Da fallen dann Sätze wie „Abgesagt ist abgesagt“oder „Das geht nur den BFV etwas an“. Auf Nachfrage unserer Zeitung, auf welchen Beschlüssen, Regeln oder Gesetzen diese Nicht-information basiert, möchte die Haus-anwältin erst einmal einen Nachweis, woraus sich der sogenannte Auskunftsanspruch unserer Zeitung eigentlich ergäbe. Auf derlei juristische Spielchen muss sich dann aber doch niemand einlassen, weil Bfv-medienchef Fabian Frühwirth (ein gelernter Journalist) gekonnt dazwischengrätscht – und einfach nur aufklärt: „Wir wollen nichts unter den Teppich kehren. Aber wir stecken datenschutzrechtlich in der Zwickmühle.“Egal, ob sich ein oder mehrere Spieler mit Covid-19 infiziert haben, oder eine Partie wegen eines Trauerfalls im Umfeld der Mannschaft abgesagt werden muss: Die Kommunikationshoheit liege immer erst beim Verein. Der Verband könne und wolle sich darüber nicht hinwegsetzen.
In ganz vielen Fällen seien die Vereine ja auch transparent und würden ihre Zuschauer darüber informieren, warum sie beispielsweise bei kurzfristig abgesagten Spielen unverrichteter Dinge wieder nach
Hause gehen mussten.
Dennoch spiele der Datenschutz für den Verband eine große Rolle. So habe es beispielsweise in einem Nachbar-bundesland einen Fall gegeben, bei dem ein Amateurkicker von seinem Arbeitgeber zu einer 14-tägigen Quarantäne gezwungen wurde, nur weil dieser von einem abgesagten Spiel des Vereins erfahren hatte, bei dem sein Angestellter regelmäßig kickt. „Da sind dann plötzlich schon Persönlichkeitsrechte betroffen“, sagt Frühwirth.
Um sich nicht der Geheimniskrämerei verdächtig zu machen, fährt der BFV deshalb nun eine Informationspolitik, bei der Coronafälle
nicht mehr einem einzelnen Verein und damit 20 bis 25 Spielern konkret zugeordnet werden können. „Wir werden künftig in regelmäßigen Abständen darüber informieren, wie viele Partien in einem Fußballkreis pandemiebedingt abgesagt wurden. Das können aber auch Verdachtsfälle oder reine Vorsichtsmaßnahmen sein“, sagt Bfvsprecher Frühwirth.
Die hohe Zahl an Absagen am ersten Spieltag sei vor allem deshalb zustande gekommen, weil viele Vereine Bedenken hatten, ob sie das aufwendige Hygienekonzept in allen Einzelheiten überhaupt erfüllen konnten. Inzwischen sei allerdings bayernweit ein erfreulicher Trend erkennbar.
Fielen in der Vorwoche noch knapp 14 Prozent aller Spiele aus, lag die Quote zuletzt nur noch bei 8,5 Prozent (siehe Info-kasten rechts).
Ursprünglich wollte der BFV Spielabsagen nur bei einer amtlichen Verfügung zur Quarantäne von Spielern oder Personen aus dem direkten Umfeld akzeptieren, doch in der Praxis reichen schon Krankheitssymptome aus, damit die Spielleiter vorsorglich Spiele absetzen. Selbst in den höchsten Spielklassen.
In der Regionalliga wurde vergangenes Wochenende der FC Memmingen auf der Fahrt nach Garching gestoppt, am Mittwoch wurde das Bayernliga-spiel des TSV Landsberg gegen Kirchanschöring kurzfristig gestrichen. Fälle, die sich in der anstehenden Erkältungszeit häufiger wiederholen werden.