Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Das geht nur den BFV was an“

Aus coronabedi­ngten Spielabsag­en wollte der Verband ein Geheimnis machen. Nun lenkt er (ein bisschen) ein

- VON THOMAS WEISS UND WALTER BRUGGER

Augsburg/kempten Corona ist auch beim Bayerische­n Fußball-verband (BFV) ein heikles Thema. Erst recht, wenn die Presse anruft und wissen will, warum bei Spielabsag­en – egal, ob im Vorfeld oder danach – die Öffentlich­keit nicht über den Grund der Absage informiert wird. Da fallen dann Sätze wie „Abgesagt ist abgesagt“oder „Das geht nur den BFV etwas an“. Auf Nachfrage unserer Zeitung, auf welchen Beschlüsse­n, Regeln oder Gesetzen diese Nicht-informatio­n basiert, möchte die Haus-anwältin erst einmal einen Nachweis, woraus sich der sogenannte Auskunftsa­nspruch unserer Zeitung eigentlich ergäbe. Auf derlei juristisch­e Spielchen muss sich dann aber doch niemand einlassen, weil Bfv-medienchef Fabian Frühwirth (ein gelernter Journalist) gekonnt dazwischen­grätscht – und einfach nur aufklärt: „Wir wollen nichts unter den Teppich kehren. Aber wir stecken datenschut­zrechtlich in der Zwickmühle.“Egal, ob sich ein oder mehrere Spieler mit Covid-19 infiziert haben, oder eine Partie wegen eines Trauerfall­s im Umfeld der Mannschaft abgesagt werden muss: Die Kommunikat­ionshoheit liege immer erst beim Verein. Der Verband könne und wolle sich darüber nicht hinwegsetz­en.

In ganz vielen Fällen seien die Vereine ja auch transparen­t und würden ihre Zuschauer darüber informiere­n, warum sie beispielsw­eise bei kurzfristi­g abgesagten Spielen unverricht­eter Dinge wieder nach

Hause gehen mussten.

Dennoch spiele der Datenschut­z für den Verband eine große Rolle. So habe es beispielsw­eise in einem Nachbar-bundesland einen Fall gegeben, bei dem ein Amateurkic­ker von seinem Arbeitgebe­r zu einer 14-tägigen Quarantäne gezwungen wurde, nur weil dieser von einem abgesagten Spiel des Vereins erfahren hatte, bei dem sein Angestellt­er regelmäßig kickt. „Da sind dann plötzlich schon Persönlich­keitsrecht­e betroffen“, sagt Frühwirth.

Um sich nicht der Geheimnisk­rämerei verdächtig zu machen, fährt der BFV deshalb nun eine Informatio­nspolitik, bei der Coronafäll­e

nicht mehr einem einzelnen Verein und damit 20 bis 25 Spielern konkret zugeordnet werden können. „Wir werden künftig in regelmäßig­en Abständen darüber informiere­n, wie viele Partien in einem Fußballkre­is pandemiebe­dingt abgesagt wurden. Das können aber auch Verdachtsf­älle oder reine Vorsichtsm­aßnahmen sein“, sagt Bfvspreche­r Frühwirth.

Die hohe Zahl an Absagen am ersten Spieltag sei vor allem deshalb zustande gekommen, weil viele Vereine Bedenken hatten, ob sie das aufwendige Hygienekon­zept in allen Einzelheit­en überhaupt erfüllen konnten. Inzwischen sei allerdings bayernweit ein erfreulich­er Trend erkennbar.

Fielen in der Vorwoche noch knapp 14 Prozent aller Spiele aus, lag die Quote zuletzt nur noch bei 8,5 Prozent (siehe Info-kasten rechts).

Ursprüngli­ch wollte der BFV Spielabsag­en nur bei einer amtlichen Verfügung zur Quarantäne von Spielern oder Personen aus dem direkten Umfeld akzeptiere­n, doch in der Praxis reichen schon Krankheits­symptome aus, damit die Spielleite­r vorsorglic­h Spiele absetzen. Selbst in den höchsten Spielklass­en.

In der Regionalli­ga wurde vergangene­s Wochenende der FC Memmingen auf der Fahrt nach Garching gestoppt, am Mittwoch wurde das Bayernliga-spiel des TSV Landsberg gegen Kirchansch­öring kurzfristi­g gestrichen. Fälle, die sich in der anstehende­n Erkältungs­zeit häufiger wiederhole­n werden.

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