Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klimaschüt­zer wollen Baum besetzen

Protestcam­p steht jetzt seit 100 Tagen. Ans Aufgeben denken die Aktivisten nicht

- VON JÖRG HEINZLE

Das Klimacamp neben dem Rathaus feiert ein „Jubliäum“. Am Donnerstag war der 100. Tag der Dauer-demonstrat­ion für mehr Klimaschut­z. Die Aktivisten haben angekündig­t, dass sie in dem Zeltlager auch über den Winter bleiben wollen. So lange, bis die Politik auf ihre Forderunge­n eingehe. Für den Samstag haben sie ein Jubiläumsp­rogramm organisier­t – und sie planen die symbolisch­e Besetzung eines Baumes.

Anfang Juli hatten die Klimaschüt­zer ihr Lager eingericht­et. Die Stadt wollte es nach kurzer Zeit räumen lassen mit der Begründung, es handle sich nicht mehr um eine vom Gesetz geschützte Demonstrat­ion. Doch das Verwaltung­sgericht gab in einer Eilentsche­idung den Campern recht, sie durften erst mal bleiben. Seitdem sorgen sie für Gesprächss­toff. Auch deshalb, weil es fast niemanden kaltlässt. Immer wieder suchen Passanten das Gespräch. Was Ingo Blechschmi­dt, einer der Initiatore­n des Camps, jedoch fehlt, ist ein offizielle­r Austausch mit der Stadt. Bisher habe es nur Gespräche im Vorbeilauf­en oder zu Fragen wie dem Brandschut­z gegeben. Blechschmi­dt sagt, es sei schade, dass die Stadt mit den Aktivisten, die überwiegen­d Schülerinn­en und Schüler seien, nicht mehr ins Gespräch kommen wolle. Und er fragt: „Was sollen wir denn sonst noch machen, um gehört zu werden?“Eine Aktion, die Aufmerksam­keit erregen wird, soll am Samstagabe­nd stattfinde­n.

Dann wollen die Klimaschüt­zer symbolisch einen Baum am Kaufbach besetzen und auf ihm 24 Stunden lang ausharren. Es geht um eine Trauerweid­e. Das Tiefbauamt hatte die Fällung beantragt, weil Wurzeln den Kanal beschädigt haben sollen. Die auch bei der Stadt angesiedel­te Naturschut­zbehörde hat die Fällung aber bisher nicht erlaubt. Blechschmi­dt sagt, mit der Besetzung des Baumes wollten die Aktivisten zeigen, dass sie die Anwohnerin Kampf um den Baum unterstütz­en wollen – speziell auch eine 77-jährige Frau, die sich für den Erhalt starkmacht.

Ebenfalls am Samstag gibt es um 14.30 Uhr eine Diskussion­srunde mit lokalen Politikern, um 17.30 Uhr liest der Augsburger Dieter Rieken aus seinem Buch „Land unter“. Am Samstag wird im Rathaus auch der Friedenspr­eis der Stadt verliehen – an den evangelisc­hen Landesbisc­hof Heinrich Bedford-strohm und Kardinal Reinhard Marx. Im Camp erwartet man mit Spannung, ob die prominente­n Kirchenver­treter sich zum Camp äußern – oder vielleicht sogar vorbeischa­uen.

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Foto: Jörg Heinzle Seit 100 Tagen steht das Klimacamp ne‰ ben dem Rathaus.

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