Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Klimaschützer wollen Baum besetzen
Protestcamp steht jetzt seit 100 Tagen. Ans Aufgeben denken die Aktivisten nicht
Das Klimacamp neben dem Rathaus feiert ein „Jubliäum“. Am Donnerstag war der 100. Tag der Dauer-demonstration für mehr Klimaschutz. Die Aktivisten haben angekündigt, dass sie in dem Zeltlager auch über den Winter bleiben wollen. So lange, bis die Politik auf ihre Forderungen eingehe. Für den Samstag haben sie ein Jubiläumsprogramm organisiert – und sie planen die symbolische Besetzung eines Baumes.
Anfang Juli hatten die Klimaschützer ihr Lager eingerichtet. Die Stadt wollte es nach kurzer Zeit räumen lassen mit der Begründung, es handle sich nicht mehr um eine vom Gesetz geschützte Demonstration. Doch das Verwaltungsgericht gab in einer Eilentscheidung den Campern recht, sie durften erst mal bleiben. Seitdem sorgen sie für Gesprächsstoff. Auch deshalb, weil es fast niemanden kaltlässt. Immer wieder suchen Passanten das Gespräch. Was Ingo Blechschmidt, einer der Initiatoren des Camps, jedoch fehlt, ist ein offizieller Austausch mit der Stadt. Bisher habe es nur Gespräche im Vorbeilaufen oder zu Fragen wie dem Brandschutz gegeben. Blechschmidt sagt, es sei schade, dass die Stadt mit den Aktivisten, die überwiegend Schülerinnen und Schüler seien, nicht mehr ins Gespräch kommen wolle. Und er fragt: „Was sollen wir denn sonst noch machen, um gehört zu werden?“Eine Aktion, die Aufmerksamkeit erregen wird, soll am Samstagabend stattfinden.
Dann wollen die Klimaschützer symbolisch einen Baum am Kaufbach besetzen und auf ihm 24 Stunden lang ausharren. Es geht um eine Trauerweide. Das Tiefbauamt hatte die Fällung beantragt, weil Wurzeln den Kanal beschädigt haben sollen. Die auch bei der Stadt angesiedelte Naturschutzbehörde hat die Fällung aber bisher nicht erlaubt. Blechschmidt sagt, mit der Besetzung des Baumes wollten die Aktivisten zeigen, dass sie die Anwohnerin Kampf um den Baum unterstützen wollen – speziell auch eine 77-jährige Frau, die sich für den Erhalt starkmacht.
Ebenfalls am Samstag gibt es um 14.30 Uhr eine Diskussionsrunde mit lokalen Politikern, um 17.30 Uhr liest der Augsburger Dieter Rieken aus seinem Buch „Land unter“. Am Samstag wird im Rathaus auch der Friedenspreis der Stadt verliehen – an den evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-strohm und Kardinal Reinhard Marx. Im Camp erwartet man mit Spannung, ob die prominenten Kirchenvertreter sich zum Camp äußern – oder vielleicht sogar vorbeischauen.