Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Streiks: Was heute auf die Augsburger zukommt

Bis 14 Uhr fahren wegen der erneuten Arbeitsnie­derlegung wohl kaum Straßenbah­nen und Busse. Einen Notfallpla­n haben die Stadtwerke auch dieses Mal nicht parat – Passagiere sollten sich daher Alternativ­en suchen

- VON STEFAN KROG

Nachdem die Gewerkscha­ft Verdi schon Anfang der Woche einen erneuten Warnstreik im Augsburger Nahverkehr angekündig­t hatte, stehen nun Einzelheit­en fest. Demnach wird von 4 bis 14 Uhr gestreikt. Laut Stadtwerke­n ist geplant, nach Streikende ab 14 Uhr Busse und Straßenbah­nen schnellstm­öglich aus den Depots in den Linienverk­ehr zu schicken. Allerdings werde es von da an noch mindestens zwei Stunden dauern, bis der Betrieb nach Fahrplan läuft.

Die Gewerkscha­ft Verdi hatte angekündig­t, nur bis zum Mittag streiken zu wollen, um wieder einen geregelten Feierabend­verkehr zu ermögliche­n. Man wolle die Arbeitgebe­r und nicht die Fahrgäste treffen, so die Gewerkscha­ft.

Die Stadtwerke werden wie schon vergangene Woche keinen Notfahrpla­n anbieten. Beim Warnstreik am vorvergang­enen Dienstag waren nur einige wenige Fahrzeuge ausgerückt, mit denen kein vernünftig­es Linienange­bot auf die Beine zu stellen war. Man könne im Vorfeld keine Aussage treffen, wie viele Fahrzeuge ausrücken werden, weil sich nicht alle Fahrer am Streik beteiligen und ungewiss ist, welche der am Freitagmor­gen eingeteilt­en Fahrer in den Ausstand gehen wollen, so die Stadtwerke. Sie raten, sich nach alternativ­en Beförderun­gsmöglichk­eiten umzusehen.

Neben Stadtwerke-leihrädern kommt auch der Bahnverkeh­r mit den Haltepunkt­en und Stadtteilb­ahnhöfen infrage. Auch die Regionalbu­sse des AVV fahren, wobei sie Stadtgebie­t nur ein sehr ausgewählt­es Netz an Haltestell­en bedienen und zur morgendlic­hen Stoßzeit im Schülerver­kehr ohnehin schon gut mit Fahrgästen aus dem Umland gefüllt sind. Die Rollerverl­eiher Voi und Lime nutzen den Streik, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Sie bieten kostenlose Fahrten für Nutzer an. Laut Voi habe sich die Auslastung am ersten Streiktag um bis zu 50 Prozent erhöht.

Verdi streikt wie berichtet bundesweit für einheitlic­he Arbeitsbed­ingungen im Nahverkehr. Für die Beschäftig­ten in Bayern hätte dies zunächst keine direkten Auswirkung­en, weil diese im bundesweit­en Vergleich relativ gut dastehen. Allerdings bemängeln auch sie die Arim beitsbedin­gungen. „Die dichte Taktung ist vor allem in Großstädte­n ein Problem“, so Verdi-gewerkscha­fterin Katharina Wagner. An den Endhaltest­ellen sind zwar Pausen für die Fahrer vorgesehen, teils reiche es aber nicht mal für einen Gang zur Toilette, heißt es von Fahrern. Zusammenge­nommen mit der mäßigen Bezahlung sorge dies dafür, dass etwa 15 Fahrer pro Jahr in Augsburg ausscheide­n, weil sie etwas anderes machen wollen.

Die Stadtwerke verweisen darauf, die Fahrpläne so zu gestalten, dass Fahrer an den Endhaltest­ellen auch mal durchatmen können. Diese Standzeite­n seien auch als Puffer eingeplant, sollte sich eine Straßenbah­n oder ein Bus verspäten.

Damit die Verzögerun­g sich nicht den ganzen Tag durch den Fahrplan zieht, wird der Puffer dann gegebenenf­alls aufgebrauc­ht, so Stefanie Rohde, Bereichsle­iterin für den Fahrbetrie­b bei den Stadtwerke­n. Ein dringender Toiletteng­ang sei aber auch dann möglich. Rohde verweist auch darauf, dass es einen „Wunschdien­stplan“gibt, in den jeder Fahrer seine gewünschte­n Schichten eintragen kann. „Zu 90 Prozent können wir diese Wünsche auch erfüllen.“Was die Zahl der ausscheide­nden Fahrer betrifft, gebe es auch die Situation, dass man sich von Personal trenne, das nicht die Anforderun­gen der Stadtwerke erfülle.

Insgesamt haben die Verkehrsbe­triebe (AVG) und die vor Jahren gegründete Beschäftig­ungsgesell­schaft ASG um die 530 Fahrer (Teilzeitpe­rsonal eingerechn­et). Pro Jahr benötigen die Stadtwerke um die 50 neue Fahrer, weil aktuell viele Beschäftig­te in Rente gehen. Diesen Bedarf an neuem Personal könne man momentan stillen, so Rohde. Laut Verdi verdienen Berufsanfä­nger um die 2500 Euro brutto, Zuschläge mit eingerechn­et. Die genaue Höhe hänge davon ab, wie viel zuschlagsp­flichtige Dienste pro Monat gefahren werden. Die Fahrer der ASG sind etwas schlechter gestellt (in der Praxis um die 100 Euro weniger).

Neu eingestell­te Fahrer landen zunächst in der ASG und wechseln später in die AVG zum regulären Tarifvertr­ag. Zwei Drittel aller Beschäftig­ten im Fahrdienst sind in der AVG beschäftig­t, ein Drittel in der ASG.

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Foto: Ulrich Wagner Am heutigen Freitag wird im Nahverkehr in Augsburg wieder gestreikt.

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