Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Projekte nicht gegeneinan­der ausspielen“

Die Initiatore­n stellen einen Zusammenha­ng zwischen Theater- und Schulsanie­rungen her. Oberbürger­meisterin Eva Weber verwahrt sich dagegen. In die Schulen sei bereits viel investiert worden

- VON STEFAN KROG

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hält es in der Diskussion über die Kosten der Theatersan­ierung und angesichts des Bürgerbege­hrens zur Kostenredu­zierung für „nicht statthaft, Theater- und Schulsanie­rungen gegeneinan­der auszuspiel­en“. Die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens argumentie­ren unter anderem damit, dass das Geld, das die Stadt in die Theatersan­ierung steckt, an anderer Stelle fehlen werde. Zuletzt hatte die Stadt bekannt gegeben, angesichts steigender Kosten bei Schulsanie­rungen den anstehende­n dritten Sanierungs­abschnitt am Rudolf-diesel-gymnasium nach hinten schieben zu müssen.

Weber betonte am Freitag, dass die Stadt dem Thema Bildung oberste Priorität einräume und dies auch angesichts der Herausford­erungen der Staatsthea­tersanieru­ng, die zwischen 283 und 321 Millionen Euro kosten wird, weiter so halten werde. „Auch wenn es dringend notwendig ist, kann der Sanierungs­stau aber nicht von heute auf morgen aufgelöst werden“, so Weber. Im laufenden Jahr habe man den Schuletat nochmals erhöht. Von 2008 bis 2022 seien im städtische­n Haushalt knapp 384 Millionen Euro für Schulen vorgesehen gewesen. Dies entspricht einem Durchschni­tt von 27,5 Millionen Euro pro Jahr. In der Zeit der Regierung von Oberbürger­meister Paul Wengert (SPD) seien pro Jahr im Schnitt 9,2 Millionen Euro investiert worden. Sowohl Theater- als auch Schulsanie­rungen seien Jahrhunder­tprojekte.

Die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens kritisiere­n, dass die Stadt angesichts der Kostenstei­gerungen die Verschuldu­ng erhöhen werde, während die Corona-krise die Spielräume für andere Projekte schrumpfen lasse. Die Stadt geht davon aus, bis zum Jahr 2038 rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr für die Theaterkre­dittilgung ausgeben zu müssen, wenn man die Belastunge­n hochrechne­t.

Weber sagt, die Pandemie werde die städtische­n Finanzen belasten. Darauf müsse man reagieren. „Aber wir dürfen nicht die langfristi­gen Ziele und Projekte, die für unserer Stadt und für unsere Stadtgesel­lschaft wichtig sind, aus den Augen verlieren.“Momentan komme man mit dem ursprüngli­ch gesetzten Finanzieru­ngsund Schuldenra­hmen hin, werde aber künftig das Kreditvolu­men erhöhen müssen, um die Mehrkosten aufzufange­n. Dies werde frühestens 2022 der Fall sein.

Gegebenenf­alls könne man in den ersten Jahren noch Tilgungsfr­eiheit vereinbare­n. Bis die Rückzahlun­g der zusätzlich­en Schulden anlaufe, seien die Folgen der Corona-krise womöglich schon wieder am Abklingen. Die Finanzieru­ng bleibe eine Herausford­erung, mit der Kreditaufn­ahme bekomme man aber handhabbar­e Raten. „Nicht alles ist finanzierb­ar. Die Schulen bleiben aber auf Priorität eins“, so Oberbürger­meisterin Weber.

Das Bürgerbege­hren, das kommende Woche anlaufen soll, fordert einen sofortigen Stopp von Auftragsve­rgaben und Planungen für die Theatersan­ierung. Damit müsste zum einen der Erweiterun­gsbau neu geplant werden, der für die zuletzt bekannt gewordenen Kostenstei­gerungen mit verantwort­lich ist. Zum anderen würde die bereits laufende Sanierung des Großen Hauses zum Erliegen kommen. Mit den aktuell vergebenen Aufträgen könne man noch bis April 2021 weiterbaue­n, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). „Danach würde eine massive Behinderun­g im Bauablauf eintreten, mit terminlich­en und kostenmäßi­gen Auswirkung­en.“

Jede Verzögerun­g führe allein schon deshalb zu höheren Kosten, weil die Baupreise weiter steigen, so Merkle. In den vergangene­n Jahren verteuerte­n sich diese um etwa fünf Prozent. Außerdem seien die einzelnen Schritte bei einem derartigen Projekt eng miteinande­r verzahnt und bauten teils aufeinande­r auf. Bauzeitver­längerunge­n durch einen Vergabesto­pp könnten Schadenser­satzforder­ungen von bereits beauftragt­en Firmen gegenüber der Stadt nach sich ziehen, weil diese nicht anfangen können.

Laut Merkle befinde man sich bei der Sanierung des Großen Hauses im Zeit- und Kostenplan. Bisher wurden laut Stadt 36,7 Millionen Euro ins Große Haus gesteckt (bei geplant 113,5 Millionen Euro). Auf Abbruch- und Bauarbeite­n entfällt mit 12,4 Millionen Euro der kleinere Teil. Den Großteil macht die Planung mit 24,3 Millionen Euro aus, so die Stadt. Die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens fürchten auch bei der laufenden Sanierung Kostenstei­gerungen, weil ein so altes Bauwerk unschöne Überraschu­ngen beherberge­n könne. Die Stadt hält dem entgegen, umfangreic­he Voruntersu­chungen gemacht zu haben. Voraussich­tlich Mitte 2021 wird es mehr Klarheit geben, weil dann etwa 50 Prozent der Gesamtsumm­e fürs Große Haus vergeben sein werden. Nachdem die Bühnentech­nik und alle Einbauten entfernt wurden, wird das Gebäude aktuell statisch ertüchtigt. Bis 2025 sollen die Arbeiten dort abgeschlos­sen sein.

Die Stadt hatte im Sommer bekannt gegeben, dass die Kostenmark­e von 186 Millionen Euro nicht gehalten werden kann, wenn man Baupreisst­eigerungen mit einrechne. Zudem ergaben sich beim Erweiterun­gsneubau Mehrkosten. Der Stadtrat stimmte mehrheitli­ch einer Fortsetzun­g des Projekts, das nun zwischen 283 und 321 Millionen Euro kosten soll, zu. Das Bürgerbege­hren will eine Kostensenk­ung.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad, Michael Hochgemuth ?? Das Theater Augsburg soll trotz gestiegene­r Sanierungs­kosten weiter umgebaut werden. Die Sanierung des Rudolf‰diesel‰gymnasiums muss dagegen verschoben werden. Bei Kritikern der Theatersan­ierung sorgt dies für Unmut. OB Eva Weber dagegen sagt: Schulen und Theater sind wichtig.
Fotos: Silvio Wyszengrad, Michael Hochgemuth Das Theater Augsburg soll trotz gestiegene­r Sanierungs­kosten weiter umgebaut werden. Die Sanierung des Rudolf‰diesel‰gymnasiums muss dagegen verschoben werden. Bei Kritikern der Theatersan­ierung sorgt dies für Unmut. OB Eva Weber dagegen sagt: Schulen und Theater sind wichtig.
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