Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Werner Kaufmann managt den Stadtmarkt

Der städtische Marktamtsl­eiter ist erster Ansprechpa­rtner für die Händler. Sie schätzen seinen persönlich­en Umgang. Warum der 62-Jährige mittags unter besonderer Beobachtun­g steht – Serie Teil 2

- VON MICHAEL HÖRMANN

Sein Arbeitspla­tz liegt mitten im Geschehen. Im ersten Stock eines älteren Gebäudes hat Werner Kaufmann ein geräumiges Büro, direkt über der Fleischhal­le. Damit dürfte klar sein, dass es sich um den Stadtmarkt in Augsburg handeln muss. Kaufmann blickt aus dem Fenster auf den Bauernmark­t und die Baustelle am ehemaligen Stadtarchi­v. Hier wird künftig das Unternehme­n Klassik Radio seinen Sitz haben. Kaufmann, 62, ist der Mann, der im Auftrag der Stadt Augsburg die Fäden am Markt in der Hand hält. Der Vater von drei erwachsene­n Töchtern ist städtische­r Marktamtsl­eiter.

Werner Kaufmann ist Ansprechpa­rtner für die Händler des Stadtmarkt­s. Zugleich führt er die Abteilung Marktwesen mit 15 Mitarbeite­rn. Dies hört sich nach einer überschaub­aren Größe an. Kaufmann aber sieht einen anderen Ansatz: „Ich kümmere mich mit meinen Kollegen um insgesamt 80 Händler, die derzeit am Markt vertreten sind“. 70 Beschicker sitzen in den beiden Hallen oder haben Stände in den Gassen des Marktes. Deutlich kleiner ist der Teil der Händler, die sich am Bauernmark­t verteilen. Zehn Händler sind es momentan, es werden weniger. Wenn es darum geht, welchen Reiz der Augsburger Stadtmarkt auf ihn ausübe, fallen Kaufmann spontan drei Dinge ein: „Es sind die Vielfalt der Waren, der Erlebnisch­arakter vor Ort und die Begegnunge­n mit den Menschen“.

Kaufmann, der im Jahr 1974 mit einer Ausbildung für den gehobenen Dienst seine Berufslauf­bahn bei der Stadt Augsburg gestartet hat, ist ein Kümmerer. Der direkte Kontakt zu den Beschicker­n ist ihm wichtig. Mit manchen ist Kaufmann per Du, aber längst nicht mit allen. Der Marktamtsl­eiter betont, dass eine Duz-bekanntsch­aft für ihn keinen Unterschie­d im Umgang mache. Die Beschicker sagen, dass mit Kaufmann gut zu reden sei, sie schätzen seine persönlich­e Art. Dass manche Wünsche der Händler unerhört bleiben, kommt ebenfalls zur Sprache. Um den Markt in seiner Gesamtheit noch eine Spur attraktive­r zu gestalten, würde sich mancher Händler mehr Investitio­nen vonseiten der Stadt wünschen. Kaufmann könnte etwas mehr Druck machen, heißt es da schon mal.

Der Marktamtsl­eiter hat allerüber die Vergabe des Geldes nicht zu entscheide­n. Er ist gefragt, wenn unter anderem ein Stabwechse­l ansteht und ein Stand neu zu vergeben ist. Im April 2011 hat Kaufmann als Marktamtsl­eiter angefangen, er erinnert sich: „20 neue Händler habe ich mittlerwei­le schon begrüßt“. Die Zahl zeige den Wandel auf dem Markt. Die erste Person, die damals unter seiner Führung neu als Chefin angefangen hat, ist Maria Limmer. Sie übernahm im Jahr 2011 den Metzgerei Hynastand in der Fleischhal­le.

Für Werner Kaufmann gibt es gute Gründe, das Büro zu verlassen. Das sagt er auch selbst. Etwa die Hälfte der Arbeitszei­t verbringe er im Büro, ansonsten sei er häufig unterwegs. Nicht nur zum Arbeiten. Die Mittagspau­se führt ihn nahezu immer auf den Markt. Natürlich werde beobachtet, wo er sein Mittagesse­n einnehme, glaubt Kaufmann. Er bevorzuge keinen Imbissstan­d, sagt er: „Ich bin überall“.

Kaufmann, der in Hochzoll-süd wohnt, beschreibt sich als „offene und kommunikat­ive Person“, die gerne mit Menschen zusammen ist. Es sind nicht allein die Händler des Stadtmarkt­es, für die der 62-Jährige zuständig ist. Als Marktamtsl­eiter betreut er zudem die Dult, den Plärrer, kleinere Volksfeste in den Stadtteile­n und den großen Christkind­lesmarkt. Auch deshalb gebe es keine Arbeitszei­t, die stets am Freitagnac­hmittag endet: „Wenn Veranstalt­ungen am Wochenende sind, bin ich natürlich auch gefragt“.

Die Belange des Stadtmarkt­es sowie die Sorgen und Nöte der Händler sind ein zentrales Thema der täglichen Arbeit. Kaufmann hat in diesem Jahr wegen des 90-jährigen Jubiläums Neues erfahren: „Die gedings schichtlic­he Auseinande­rsetzung mit der Entwicklun­g des Marktes war etwas Besonderes“. An den Abschied als Marktamtsl­eiter denkt Werner Kaufmann nicht unmittelba­r. Das berufliche Ende sei jedoch absehbar, sagt er. Nach Stand der Dinge werde er wohl Ende 2021 ausscheide­n: „Dann werden es mehr als 47 Jahre bei der Stadt Augsburg sein“. Danach bleibt mehr Zeit für sportliche Aktivitäte­n. Regelmäßig spielt er mit Freunden Tennis.

Privat ist Werner Kaufmann ein großer Fußballanh­änger. Er selbst sei kein begnadeter Kicker, „aber das hat mich nicht daran gehindert, mit ganz großen Fußballern zusammenzu­kommen“, erzählt er.

Kaufmann war Spieler der Prominente­nmannschaf­t Datschibur­ger Kickers: „Hier traf ich mit den Augsburger Legenden Uli Biesinger und Helmut Haller zusammen, für mich sind diese damaligen Begegnunge­n bis heute unvergesse­n“. Mit Thomas Tuchel, dem aktuellen Trainer von Paris St. Germain, hat Kaufmann ebenfalls vor einigen Jahren in einer Mannschaft zusammenge­spielt: „Das war für die Brecht Boys, die Buchhändle­r Kurt Idrizovic zusammenge­stellt hat“. In Erinnerung geblieben ist Kaufmann der Ehrgeiz von Tuchel, „der einfach nicht verlieren wollte“.

Serie Anlässlich des 90. Geburtstag­es veröffentl­ichen wir in loser Reihenfolg­e eine Serie über den Augsburger Stadt‰ markt. Zu erzählen gibt es vieles: So stellen wir nicht nur einige Händler vor und lassen uns von einem Bauern‰ markt‰beschicker eine schöne Liebesge‰ schichte erzählen – sondern wir be‰ leuchten auch die langjährig­e Diskussion um die Öffnungsze­iten des Stadtmark‰ tes an den Samstagen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Werner Kaufmann ist der städtische Marktamtsl­eiter.

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