Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fischtrepp­e soll Ende 2022 fertig sein

Die Stadtwerke werden das Bauwerk am Hochablass wohl erst acht Jahre später als geplant abschließe­n können. Die Pläne dafür wurden mehrfach geändert

- VON STEFAN KROG

Der Anblick ist für Ausflügler am Kuhsee seit Jahren unerfreuli­ch: Am Kuhsee-ablauf gegenüber des Hochablass-kiosks liegt eine Steinwüste. Eigentlich sollte an dieser Stelle seit 2014 Lechwasser über eine Fischtrepp­e plätschern, die die Stadtwerke im Zuge ihres Kraftwerks­baus am Hochablass errichten müssen. Nachmehrma­ligen Umplanunge­n und nachdem inzwischen klar ist, dass die vorgesehen­e massive Konstrukti­on aus Betonkäste­n mit dem Welterbe-status des Hochablass­es vereinbar ist, steht nun aber ein neuer Zeitplan.

Man hoffe noch in diesem Jahr auf eine Baugenehmi­gung durch das städtische Umweltamt und wolle im Sommer 2022 mit dem Bau beginnen, sagt Markus Pröll, Bereichsle­iter für die Energieerz­eugung bei den Stadtwerke­n. Bis Ende 2022 soll das Bauwerk stehen. Dass trotz Genehmigun­g nicht schon im kommenden Jahr gebaut werden kann, liegt laut Stadtwerke­n daran, dass die Aufträge erst ausgeschri­eben werden müssen und man auf die Witterung Rücksicht nehmen müsse. „Wir wollen keine Winterbaus­telle, und auch im Frühjahr bei höherer Hochwasser­wahrschein­lichkeit wollen wir nicht bauen“, so Pröll.

Die aktuell laufenden Instandhal­tungsarbei­ten am Kraftwerk, das im Hochablass­wehr versenkt ist und rechnerisc­h 4000 Haushalte mit Strom versorgen kann, haben mit dem geplanten Fischpass noch nichts zu tun. Dort muss ein Bauteil ausgetausc­ht werden, was auch einen Autokran nötig macht. Mit einer Stahlwand muss der Kraftwerks­einlass vom Lech getrennt und „trocken gelegt“werden. Im Lauf der Woche sollen diese Arbeiten abgeschlos­sen sein. Die eigentlich­en Arbeiten für den Fischpass werden eine größere Operation: Durch ein Labyrinth aus 70 Betonkäste­n, die jeweils zehn Zentimeter Höhenunter­schied bewältigen, sollen Fische vom Huchen bis zur Mühlkoppe die sieben Meter Höhenunter­schied bewältigen können.

Das Konstrukt wird das Gesicht des Hochablass am Ostufer verändern: Nachdem die Stadtwerke zunächst eine Fischtrepp­e aus Naturstein­en versproche­n hatten, stellte sich heraus, dass diese technisch nicht umsetzbar war. Dann wurde eine Betonkonst­ruktion ins Auge gefasst, die relativ unauffälli­g im früheren Kuhsee-abfluss eingebaut werden sollte. Doch auch das stellte sich als technisch problemati­sch heraus. Bei der aktuellen Planung wird das sieben Meter hohe Beton-gebilde, das sich in Stufen abflacht, recht gut sichtbar auf der flussabwär­tigen Seite des Hochablass­es in die Uferböschu­ng eingebaut bzw. ins Flussbett gestellt.

Die Auswirkung­en des Hochablass-kraftwerks auf die Optik des Hochablass­es waren bei der Planung vor inzwischen zehn Jahren umstritten. Es drohte sogar ein Bürgerbege­hren. Ein Teil der Hochzoller sah es kritisch, dass künftig weniger Wasser über den Hochablass rauschen sollte, weil es durch die Kraftwerks­turbinen geleitet wird. Die Stadtwerke sagten als Kompromiss

den Wasserschl­eier an den Wehrfelder­n im Osten zu erhalten. Die damals aktive Bürgerinit­iative „Rettet den Hochablass“hat sich inzwischen aufgelöst. Vergangene­s Jahr bezeichnet­e der nun ausgeschie­dene Stadtrat Volker Schafitel (FW) den Fischpass als „an Hässlichke­it nicht zu überbieten“. Die von ihm vorgeschla­gene Alternativ­e, einen kleinen Bach etwa einen Kilometer flussaufwä­rts aus dem Lech als „Umleitung“für die Fische auszuleite­n, wurde aber verworfen. Ein Grund: Am Hochablass würde der Bach als sieben Meter tiefe Schlucht verlaufen, die mangels Platz wohl mit Betonwände­n gestaltet werden müsste. Die Stadtwerke kalkuliere­n für den jetzigen Plan mit zwei bis 2,5 Millionen Euro.

Aus Sicht der Unesco ist der Fischpass aber mit dem Welterbeti­tel des westlichen Wehrteils vereinbar. Ein Gutachter machte zuletzt zur Auflage, dass die Betonfläch­en des Fischpasse­s aufgeraut werden. Das soll dafür sorgen, dass die

Konstrukti­on sich optisch schneller an den bestehende­n Hochablass angleicht, weil so schneller Moos anwachsen kann. Auch wollen die Stadtwerke das Wasser zwischen den Becken nicht nur durch Schlitze laufen lassen, sondern aus optischen Gründen eine kleine Kaskade einrichten. Geplant sind mehrere Infotafeln. Zudem werden die Stadtwerke die sogenannte Bastion am Ostufer herrichten, unter anderem mit einem Steg.

Seit Jahren werden am Lech an Kraftwerke­n neue Aufstiegsh­ilfen eingebaut. Hintergrun­d ist die europäisch­e Wasserrahm­enrichtlin­ie, die für einen besseren ökologisch­en Zustand sorgen möchte. Vorgesehen ist, am Lech zwischen Mandichose­e und Hochablass die bestehende­n Sohlschwel­len im Rahmen des Projekts „Licca liber“umzubauen oder zu entfernen. Ein dort geplantes Projekt des Konzerns Uniper liegt auf Eis. An der Lechstaust­ufe 23 hat Kraftwerks­betreiber Uniper bereits vor drei Jahren einen Entwässezu, rungsgrabe­n zum Umgehungsb­achumgesta­ltet. Der Hochablass hat zwar eine historisch­e Fischtrepp­e nahe der alten Floßgasse, allerdings wird diese nicht von Fischen angenommen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Am hintersten Wehrfeld des Hochablass­es soll die neue Fischtrepp­e aus Beton entstehen. Gebaut wird sie nach derzeitige­m Stand im Jahr 2022.
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Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) Das Foto zeigt einen Fischpass an der Kauferinge­r Lechstaust­ufe. Das Modell am Hochablass könnte ähnlich ausse‰ hen.

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