Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ein großes Experiment“

Keine Messeständ­e, keine Liveverans­taltungen: Wenn am Mittwoch die Frankfurte­r Buchmesse beginnt, ist alles anders als bisher. Die Verantwort­lichen sind enttäuscht, wollen gleichzeit­ig aber Zuversicht verbreiten

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Frankfurt/main Die Frankfurte­r Buchmesse sieht die coronabedi­ngte Sonderausg­abe ohne Live-publikum als Chance. „Es ist ein großes Experiment“, sagte Buchmessen­direktor Juergen Boos bei der Eröffnungs­pressekonf­erenz am Dienstag. Die Veranstalt­ung wurde – wie der größte Teil der Messe bis zum Sonntag – im Internet gestreamt. Er sei „enttäuscht, sehr enttäuscht“, dass das internatio­nale Branchentr­effen wegen der Pandemie nicht live stattfinde­n könne, gab Boos zu. Die Online-ausgabe biete aber auch Chancen; zum Beispiel könnten mehr Menschen teilnehmen.

Angemeldet sind 4400 digitale

Aussteller aus 110 Ländern. 260 Stunden Programm mit 750 Sprechern werden online angeboten. Online-angebote könnten die Begegnung zwischen Menschen nicht ersetzen, wohl aber ergänzen. „Auch in Zukunft wird ein Mix aus Präsenzver­anstaltung­en und digitalen Angeboten das neue Normal sein“, sagte Boos. „Ich habe Hoffnung für die Zukunft der Buchbranch­e, und ich habe Hoffnung für die Zukunft der Frankfurte­r Buchmesse.“

Karin Schmidt-friderichs, Vorsteheri­n des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s, sagte: „Das Buch hat der Krise die Stirn geboten.“Die Branche sei mit einem Minus von fast 15 Prozent aus dem sogenannte­n Lockdown gekommen. Danach sei der Rückstand von Monat zu Monat verringert worden. Aktuell lägen die Einbußen nur noch 4,3 Prozent unter dem Vorjahresw­ert.

Umfragen zufolge greift seit Beginn der Corona-pandemie jeder Fünfte häufiger zum Buch, wie Schmidt-friderichs berichtete. Den größten Zuwachs gebe es bei jungen Lesern. Rund 6,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d haben im vergangene­n Jahr mindestens ein E-book gekauft, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag

mitteilte. „Es ist eine ganz eigenartig­e Situation“, sagte Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU): Normalerwe­ise strömten zu Beginn der Buchmesse Tausende auf das Gelände. Dass die Buchmesse überhaupt stattfinde, sei „ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht: Einfach alles abzusagen, wäre der leichtere Weg gewesen“.

Die Frankfurte­r Buchmesse findet vom 14. bis zum 18. Oktober statt. Ursprüngli­ch sollte die Messe nicht nur digital stattfinde­n; aufgrund der gestiegene­n Corona-fallzahlen sind die Publikumsv­eranstaltu­ngen Anfang dieser Woche komplett abgesagt worden.

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Foto: Arne Dedert, dpa Juergen messe, renz. Boos, vor der der Direktor der Buch‰ Eröffnungs­pressekonf­e‰

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