Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
An der Spitze der Bewegung
Ausgerechnet der sündteure und pfeilschnelle Porsche Panamera gehört zu den gefragtesten Hybriden
Klammheimlich hat sich Porsche an die Spitze der (Hybrid-)bewegung gesetzt. Mehr als jeder zweite europäische Panamera-kunde entscheidet sich für die Kraft der zwei Herzen. Deshalb legen die Zuffenhausener zum Facelift, das getreu dem Motto „Oh wie schön ist der Panamera“optisch kaum verändert wurde, bei der Reichweite und bei der Modellpalette nach. Zwischen den 4 E-hybrid (jetzt 480 PS) und dem Turbo S E-hybrid (künftig 700 PS) schieben die Verkaufsstrategen den 4 S E-hybrid mit 560 PS.
Wie man anhand dieser stattlichen Ps-parade schon sieht: Hybrid ist nicht gleich Hybrid. Und schon gar nicht bei Porsche. Zwar kann der Panamera Grün und bis zu 54 Kilometer auch rein elektrisch rollen, aber eigentlich ist die E-maschine eher zuständig für die Performance. Beim 4S E-hybrid setzt Porsche auf das bewährte Antriebssystem. Der Elektromotor sitzt dabei im Getriebe und nicht auf Vorderoder Hinterachse. Von hier aus bewegen die 136 PS den Panamera allein, oder schieben kräftig mit an.
Der 2,9 Liter große V6-biturbomotor bringt noch mal 440 PS mit in die Ehe. Damit steigt die Mitgift auf 560 PS und 750 Nm Drehmoment. Ein starkes Paar, das bei der Vereinigung den 2,2 Tonnen schweren Porsche in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 wuchtet. Höllisch schnell und durchzugskräftig – so wie es die Porsche-klientel fühlen will.
Verbessert wurde vor allem die Batteriekapazität. Fast ein Drittel mehr Speicherplatz bietet der nun 17,9 kwh große Akku, der im Heck eingebaut ist. Übrigens ohne großen Kofferraumverlust. Optimiert haben die Techniker auch das Zusammenspiel der beiden Maschinen. Grundsätzlich startet der Panamera im Elektro-modus. Und jetzt hängt es vom Gefühl im Gas-strom-fuß ab, wann sich der Sechszylinder zuschaltet. Bis zu einem Pedalwinkel von 50 Prozent ruft die E-maschine ihre volle Leistung ab. Fühlt sich ziemlich gut an, immerhin bringt sie 400 Nm Drehmoment.
Wer das Pedal weiter durchdrückt, fällt erst mal in ein Loch. Noch mal zehn Prozent mehr, erst jetzt startet das 2,9-Liter Triebwerk hörbar durch. Den Leerweg haben die Techniker bewusst eingebaut, damit man so lang wie möglich emissionsfrei fährt.
Bewegt sich der Panamera im Hybridmodus, merkt man den Übergang kaum. Hier spielen die beiden Maschinen Ping-pong. Aufschlag hat immer der für die jeweilige Situation beste Antrieb. Mehr Elektro in der Stadt, mehr Verbrenner auf Überlandfahrt. Für die Betriebsstrategie nützt der Panamera dabei Geländedaten wie Berg- und Talfahrten. Vorausschauend sogar, wenn das Navi aktiv ist. Außerdem passt sich das System an den jeweiligen Fahrstil seines Besitzers an.
Natürlich kann man sich auch von all den vernünftigen Fesseln befreien und die schiere Power genießen. Sport Plus heißt das auch beim Hybrid-porsche – dann funktioniert der Elektromotor als zusätzliche Raketenstufe zum Boosten. Aus der eleganten Luxus-limousine wird ein veritabler Rennwagen. Damit er auch Runde für Runde seine volle Power abrufen kann, wird die Batterie immer schnellstmöglich auf 80 Prozent aufgeladen.
Das Vergnügen einen Panamera fahraktiv über die Straßen zu scheuchen kann man auch auf gute alte Art und Weise haben. Dafür gibt es jetzt den neuen Achtzylinder im Turbo S mit der schieren Gewalt von 630 PS und 820 Nm Drehmoment (0 auf 100 in 3,1 Sekunden).
Für Freunde der gediegeneren Kräfteverwaltung steht der GTS mit 480 PS und 620 Nm Drehmoment zur Verfügung. Der weist neuerdings eine Besonderheit auf. Für Kunden, die den Saugmotor vermissen, wurde die Kraftentwicklung des Turbos an die Leistungskurve eines vergleichbaren Saugers künstlich angepasst. Hat funktioniert, bilden wir uns zumindest ein.