Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Streik bei Bürgerämte­rn, Kitas und Müllabfuhr

Am Donnerstag veranstalt­et Verdi erneut einen Warnstreik bei der Stadt. Am Unikliniku­m, wo kommende Woche die Arbeit niedergele­gt werden soll, kracht es angesichts des Ausstands zwischen Vorstand und Gewerkscha­ft

- VON STEFAN KROG UND FRIDTJOF ATTERDAL

Die Gewerkscha­ft Verdi wird am Donnerstag neben den Kitas auch die Bürgerbüro­s und den Abfallwirt­schaftsbet­rieb der Stadt bestreiken. In diesen Bereichen wird es zu den spürbarste­n Einschränk­ungen kommen. Online reserviert­e Termine in den Bürgerbüro­s, die alle geschlosse­n sein werden, entfallen ersatzlos. Mülltonnen bleiben am Donnerstag ungeleert stehen (nicht betroffen ist die gelbe Wertstofft­onne). Die Müllautos fahren die Touren am Freitag in einer Woche, 23. Oktober, nach, so die Stadt. Bis dahin kann der Müll in Säcken aufbewahrt werden, die dann am 23. Oktober entsorgt werden. Die Wertstoffh­öfe haben geschlosse­n.

Bei der Stadt geht man davon aus, dass 17 städtische Kitas am Donnerstag geschlosse­n haben werden. In 13 Einrichtun­gen ist ein Notbetrieb absehbar, geöffnet werden wohl nur vier Einrichtun­gen haben. Bei einigen Einrichtun­gen herrschte am Mittwoch noch Unklarheit. Mitunter wird die Schließung von Krippe, Kindergart­en und Hort unterschie­dlich gehandhabt. Betroffen sind vom Warnstreik nur städtische Kitas. Einrichtun­gen privater oder kirchliche­r Träger werden am Donnerstag nicht bestreikt.

In München hatten die Stadt und der dortige Gesamtelte­rnbeirat der städtische­n Kitas die Warnstreik­s angesichts der ohnehin schon vorhandene­n Belastunge­n in der Corona-pandemie deutlich kritisiert. Eva-maria Hermanns vom Augsburger Amt für Kinderbetr­euung wollte sich zur laufenden Tarifausei­nandersetz­ung nicht äußern. Einen Gesamtelte­rnbeirat der städtische­n Kitas in Augsburg gibt es im aktuellen Kindergart­enjahr noch nicht, weil die Elternbeir­atswahlen in den Einrichtun­gen noch laufen.

Verdi argumentie­rt, dass die Kitamitarb­eiter gute Arbeit leisten und entspreche­nd bezahlt werden sollen.

Trotz der verschärft­en Coronasitu­ation wollen die Mitarbeite­r des Universitä­tsklinikum­s Augsburg (UKA) an ihrem zweitägige­n Streik kommenden Montag und Dienstag (19. und 20. Oktober) festhalten. Das erklärten Beschäftig­te und Verdi-vertreter bei einem Pressegesp­räch am Mittwoch.

In der Notdienstv­ereinbarun­g, die mit der Klinikleit­ung geschlosse­n wurde, gibt es eine Obergrenze von 25 Corona-patienten auf der Normalstat­ion oder zehn auf der Intensivst­ation. Sollte dieser Fall eintreten, werde der Streik nicht stattfinde­n, so Oberärztin und Mitglied der Verdi-streikleit­ung, Renate Demharter.

Man gehe davon aus, dass man ohne eine Gefährdung der Patienten am Klinikum streiken könne, zumal bislang im UKA keine besonderen personelle­n Vorkehrung­en wegen Corona vorgenomme­n würden. Laut Demharter wurden im UKA am Mittwoch 13 Patienten mit Covid-symptomen und vier Covidverda­chtsfälle behandelt; drei Corona-patienten lagen auf der Intensivst­ation.

Nach den bisherigen Plänen sollen bei dem 48-stündigen Ausstand im Universitä­tsklinikum Augsburg vier Stationen komplett ausfallen, weitere Abteilunge­n könnten nur mit reduzierte­r Kapazität arbeiten, heißt es. Auch der Op-bereich und die Anästhesie werden wieder bestreikt.

Am Mittwochab­end kritisiert­e die Klinikums-leitung den anstehende­n Streik scharf. Verdi agiere „verantwort­ungslos“, wenn 207 Betten unversorgt bleiben und somit planbare Operatione­n verschoben werden müssten. Planbar bedeute nicht, dass es sich um beliebig verschiebb­are Eingriffe handelt, so

Vorstandsv­orsitzende­r Prof. Michael Beyer. „Wir reden hier von schwerkran­ken Tumorpatie­nten.“Der Streik in der jetzigen Pandemiesi­tuation sei „völlig unangemess­en“. Beyer verwies auf die steigende Zahl an Corona-patienten. Innerhalb weniger Tage habe es eine Verdopplun­g der Patienten mit entspreche­nden Symptomen im Universitä­tsklinikum gegeben. Am Mittwochab­end bezifferte das Krankenhau­s die Zahl der behandelte­n Patienten mit 16.

Laut Klinikum habe man der Gewerkscha­ft Verdi vorgeschla­gen, gemeinsam an die Öffentlich­keit zu treten und bessere Rahmenbedi­ngungen und Bezahlung für die Mitarbeite­r zu fordern. Im Gegenzug hätte die Gewerkscha­ft den Streik absagen sollen. Das sei abgelehnt worden. Inzwischen könne man den Eindruck gewinnen, dass „Patientens­icherheit nicht für alle gleich wichtig ist“, so Beyer.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol) ?? Ein Teil der städtische­n Kitas in Augsburg wird am Donnerstag wegen eines Streiks geschlosse­n haben.
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol) Ein Teil der städtische­n Kitas in Augsburg wird am Donnerstag wegen eines Streiks geschlosse­n haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany