Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Streik bei Bürgerämtern, Kitas und Müllabfuhr
Am Donnerstag veranstaltet Verdi erneut einen Warnstreik bei der Stadt. Am Uniklinikum, wo kommende Woche die Arbeit niedergelegt werden soll, kracht es angesichts des Ausstands zwischen Vorstand und Gewerkschaft
Die Gewerkschaft Verdi wird am Donnerstag neben den Kitas auch die Bürgerbüros und den Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt bestreiken. In diesen Bereichen wird es zu den spürbarsten Einschränkungen kommen. Online reservierte Termine in den Bürgerbüros, die alle geschlossen sein werden, entfallen ersatzlos. Mülltonnen bleiben am Donnerstag ungeleert stehen (nicht betroffen ist die gelbe Wertstofftonne). Die Müllautos fahren die Touren am Freitag in einer Woche, 23. Oktober, nach, so die Stadt. Bis dahin kann der Müll in Säcken aufbewahrt werden, die dann am 23. Oktober entsorgt werden. Die Wertstoffhöfe haben geschlossen.
Bei der Stadt geht man davon aus, dass 17 städtische Kitas am Donnerstag geschlossen haben werden. In 13 Einrichtungen ist ein Notbetrieb absehbar, geöffnet werden wohl nur vier Einrichtungen haben. Bei einigen Einrichtungen herrschte am Mittwoch noch Unklarheit. Mitunter wird die Schließung von Krippe, Kindergarten und Hort unterschiedlich gehandhabt. Betroffen sind vom Warnstreik nur städtische Kitas. Einrichtungen privater oder kirchlicher Träger werden am Donnerstag nicht bestreikt.
In München hatten die Stadt und der dortige Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas die Warnstreiks angesichts der ohnehin schon vorhandenen Belastungen in der Corona-pandemie deutlich kritisiert. Eva-maria Hermanns vom Augsburger Amt für Kinderbetreuung wollte sich zur laufenden Tarifauseinandersetzung nicht äußern. Einen Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas in Augsburg gibt es im aktuellen Kindergartenjahr noch nicht, weil die Elternbeiratswahlen in den Einrichtungen noch laufen.
Verdi argumentiert, dass die Kitamitarbeiter gute Arbeit leisten und entsprechend bezahlt werden sollen.
Trotz der verschärften Coronasituation wollen die Mitarbeiter des Universitätsklinikums Augsburg (UKA) an ihrem zweitägigen Streik kommenden Montag und Dienstag (19. und 20. Oktober) festhalten. Das erklärten Beschäftigte und Verdi-vertreter bei einem Pressegespräch am Mittwoch.
In der Notdienstvereinbarung, die mit der Klinikleitung geschlossen wurde, gibt es eine Obergrenze von 25 Corona-patienten auf der Normalstation oder zehn auf der Intensivstation. Sollte dieser Fall eintreten, werde der Streik nicht stattfinden, so Oberärztin und Mitglied der Verdi-streikleitung, Renate Demharter.
Man gehe davon aus, dass man ohne eine Gefährdung der Patienten am Klinikum streiken könne, zumal bislang im UKA keine besonderen personellen Vorkehrungen wegen Corona vorgenommen würden. Laut Demharter wurden im UKA am Mittwoch 13 Patienten mit Covid-symptomen und vier Covidverdachtsfälle behandelt; drei Corona-patienten lagen auf der Intensivstation.
Nach den bisherigen Plänen sollen bei dem 48-stündigen Ausstand im Universitätsklinikum Augsburg vier Stationen komplett ausfallen, weitere Abteilungen könnten nur mit reduzierter Kapazität arbeiten, heißt es. Auch der Op-bereich und die Anästhesie werden wieder bestreikt.
Am Mittwochabend kritisierte die Klinikums-leitung den anstehenden Streik scharf. Verdi agiere „verantwortungslos“, wenn 207 Betten unversorgt bleiben und somit planbare Operationen verschoben werden müssten. Planbar bedeute nicht, dass es sich um beliebig verschiebbare Eingriffe handelt, so
Vorstandsvorsitzender Prof. Michael Beyer. „Wir reden hier von schwerkranken Tumorpatienten.“Der Streik in der jetzigen Pandemiesituation sei „völlig unangemessen“. Beyer verwies auf die steigende Zahl an Corona-patienten. Innerhalb weniger Tage habe es eine Verdopplung der Patienten mit entsprechenden Symptomen im Universitätsklinikum gegeben. Am Mittwochabend bezifferte das Krankenhaus die Zahl der behandelten Patienten mit 16.
Laut Klinikum habe man der Gewerkschaft Verdi vorgeschlagen, gemeinsam an die Öffentlichkeit zu treten und bessere Rahmenbedingungen und Bezahlung für die Mitarbeiter zu fordern. Im Gegenzug hätte die Gewerkschaft den Streik absagen sollen. Das sei abgelehnt worden. Inzwischen könne man den Eindruck gewinnen, dass „Patientensicherheit nicht für alle gleich wichtig ist“, so Beyer.