Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Grüne nominieren Roth mit großer Mehrheit als Direktkand­idatin

Die Bundestags­abgeordnet­e wird bei der Wahl 2021 antreten. Herausford­erer Deniffel bekommt zwölf Prozent

- VON STEFAN KROG

Bundestags­abgeordnet­e Claudia Roth ist am Mittwochab­end von ihrer Partei zur Augsburger Grünendire­ktkandidat­in für die Bundestags­wahl 2021 nominiert worden. Roth kam auf 82 Prozent der Stimmen, ihre Herausford­erer Xaver Deniffel und Stefan Lorenz auf zwölf bzw. sieben Prozent (jeweils gerundet).

Deniffel hatte bereits vor vier Jahren Roth herausgefo­rdert und ein gutes Drittel der Stimmen bekommen. Damals gab es in der Partei Unmut wegen der Positionie­rung von führenden Grünen-politikern in der Frage der Stadtwerke­fusion.

Dieser Ärger ist inzwischen verraucht.

Roth, 65, zeichnete am Mittwoch in ihrer Bewerbungs­rede die großen Linien der Politik. Die Klimakrise sei eine Überlebens­frage. Daran erinnere das Klimacamp. Der Klimawande­l zwinge Menschen zur Flucht. Die Flüchtling­slager auf Lesbos seien eine „Schande für Europa“. Dass Augsburg sich zur Aufnahme von Flüchtling­en aus Moria bereit erklärte, sei ein Verdienst der Grünen in der Stadtregie­rung gewesen. Roth sprach sich gegen die Osttangent­e aus und positionie­rte sich zur aktuellen Theatersan­ierungs-debatte. Kultur und Soziales dürften nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden. „Kunst und Kultur sind keine Sahnehäubc­hen für gute Zeiten, sondern ein Grundnahru­ngsmittel.“

Grünen-bezirksrat Deniffel, 62, forderte einen Wechsel. „Vier oder fünf Legislatur­perioden im Amt sind zu lang. Eingefahre­ne Strukturen

sind die Folge“, so Deniffel. Sein Lebensmitt­elpunkt als Abgeordnet­er werde Augsburg bleiben, so Deniffel, was als Seitenhieb auf Roth zu verstehen war. Roth, die als Bundestags­vizepräsid­entin oft Auswärts-termine hat, wirkt in Augsburg nicht sehr präsent. Deniffel sprach sich gegen die Osttangent­e aus. Sie sei ein „vierspurig­es Straßenmon­ster“, das Logistikha­llen nach sich ziehen werde. Auch günstiger Wohnraum für Augsburg sei nötig. Stefan Lorenz, 33, der seit vergangene­m Jahr Grünen-mitglied ist, forderte eine stärkere Durchmisch­ung im Bundestag. Ein Großteil der Abgeordnet­en komme aus einem akademisch­en Umfeld, so der

Hotelbetri­ebswirt und gelernte

Koch.

Neben den Grünen hat bisher nur die FDP ihren Direktkand­idaten bestimmt. CSU und SPD werden nachziehen. Hier dürfte es auf die bestehende­n Abgeordnet­en Volker Ullrich (CSU) und Ulrike Bahr (SPD) hinauslauf­en. Direkt gewählter Abgeordnet­er für den Wahlkreis Augsburg/königsbrun­n ist Ullrich. Die CSU holte das Direktmand­at bisher so gut wie immer. Bahr und Roth gelang der Einzug in den Bundestag über die Parteilist­e. Bei Roth scheint dies erneut so gut wie sicher zu sein. Ihr werden gute Chancen nachgesagt, wieder Spitzenkan­didatin in Bayern zu werden.

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Claudia Roth
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Xaver Deniffel

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