Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie die neue Spitalgasse ankommt
Aus der Spitalgasse ist nach der Sanierung eine kleine Flaniermeile geworden. Doch es gibt ein Problem – und ein Gastronom steht nun vor einer Herausforderung
Seit dem Umbau der Spitalgasse muss Jim Murdock eine Stufe mehr zur Eingangstür seiner Kneipe hochgehen. Das Niveau des Platzes vor dem „Murdock’s Irish Pub“wurde aus baulichen Gründen gesenkt. Das ist aber nur eine Kleinigkeit angesichts der vielen Veränderungen in der Spitalgasse in der Altstadt. Die kurze Gasse, die an der Puppenkiste vorbei zur Freilichtbühne führt, wurde seit dem Frühjahr 2019 saniert. Nun ist sie fast fertig. Nur noch an dem neuen Platz vor dem Murdock’s müssen die restlichen Pflastersteine verfugt werden.
Nachdem in der Gasse viele Monate lang Baugruben und Absperrungen nicht zum Flanieren einluden, herrscht nun mehr Betrieb. Fußgänger, Rad- und Autofahrer teilen sich den Raum, es gibt keine Bürgersteige mehr. In der ausgewiesenen Spielstraße darf nur in Schrittgeschwindigkeit gefahren werden – so, wie es auch in der Bäckergasse der Fall ist.
Mit diesen letzten Baumaßnahmen hat die Stadt die Achse Bäckerund Spitalgasse, die ineinander übergehen, vervollständigt. Auch in der Spitalgasse laden neue Bänke zum Verweilen ein, es gibt neue Fahrradständer sowie Abfalleimer. Und es wurden Grünflächen geplant und Bäume gepflanzt: zwei Blaseneschen und sieben Kirschbäume – ohne Frucht. Allein in der Spitalgasse wurden rund 135 000 neue Pflastersteine verlegt – inklusive dem Platz beim Rabenbad. Annika Beißer, die in der Nähe wohnt, freut sich, „dass es mit dem Kinderwagen nicht mehr holpert“.
Auch Christian Umbrich ist von der Sanierung angetan. Er schiebt einen Bekannten, der im Paritätischen Hospitalstift am Rabenbad lebt, mit dem Rollstuhl über das neue Pflaster. „Ich finde, dass die Spitalgasse sehr ansprechend geworden ist“, meint er. Allerdings seien nun mehr Autos unterwegs als früher.
Linda Marschall vom Puppenkisten-shop ist froh, dass der ewige Baustellenstaub die Fenster ihres Geschäftes nicht mehr länger verschmutzt. Ihr fällt aber auf, dass sich viele Autofahrer nicht an die Schrittgeschwindigkeit halten. „Die Leute haben noch nicht kapiert, dass wir jetzt eine Spielstraße haben.“In der Bäckergasse hat es tatsächlich auch eine gewisse Zeit gedauert, bis Auto- und Radfahrer das Tempo verringert haben. Allerdings nicht Immer wieder ist der Ordnungsdienst deshalb vor Ort. Mit der Sanierung wollte die Stadt den Weg zu den Wassertürmen am Roten Tor ansprechender gestalten, damit Touristen auch einen Eindruck vom Umfeld erlangen. Die Türme zählen zu den Sehenswürdigkeiten der Welterbestadt.
Nach Angaben der Stadt sind auch einige Bereiche im Sommer für die Gastronomien angedacht, die ansonsten als Parkplätze genutzt werden können. In der Spitalgasse befinden sich etwa die Bäckerei Laxgang, die Haifischbar, das Wirtshaus Zum bayrischen Herzl sowie das Murdock’s bei der Freilichtbühne. Jim Murdock, der seit vielen Jahren den dortigen Biergarten im Sommer bewirtet, bekommt nun eine weitere Freifläche zur Verfügung: den neu gestalteten Platz vor seiner Eingangstür. Wie er ihn bewirtschaften wird, weiß der Gastronom noch nicht genau.
„Das ist auch eine Frage der Kapazität. Was können wir leisten, denn unsere Küche ist nicht groß.“Zudem müsse er sich noch mit dem Ordnungsamt abstimmen. Der 58-Jährige freut sich über die dazualle. gewonnene Fläche, hätte manches aber anders gemacht. Ihn stört, dass zwischen seinem Pub und dem Platz eine Garagenzufahrt durchführt. Diese hätte man laut Murdock verlegen können, so wie es zur Baustellenzeit schon gemacht wurde. Zudem versteht er nicht, warum der Platz eine schräge Ebene hat. „Wie ist es, wenn ich auf den Tischen Cappuccino serviere. Schwappt der dann über?“, fragt sich Murdock. Aber in seinen 40 Jahren Gastronomie-erfahrung hat der Ire schon viel erlebt. Er wird auch dafür eine Lösung finden.