Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf dem Bauernmark­t traf er seine große Liebe

Handel Der Bauernmark­t ist ein besonderer Teil des Augsburger Stadtmarkt­es. Georg Assenbrunn­er hat dort schon als kleiner Junge mitgeholfe­n. Bis heute hält er der Einrichtun­g die Treue – Serie Teil 3

- VON LISA GILZ

Mit dem Stadtmarkt feiert auch der Bauernmark­t sein 90. Jubiläum. In diesem Jahr allerdings mussten die meisten Händler des Bauernmark­tes ihre angestammt­en Plätzen räumen und mit ihren temporären Ständen in die Bäckergass­e ziehen. Sanierungs­arbeiten am einstigen Stadtarchi­v, das an den Bauernmark­t angrenzt, machen die Nutzung des Platzes derzeit unmöglich. Georg Assenbrunn­er ist einer der Bauernmark­tfieranten, die vorübergeh­end in der Bäckergass­e stehen. Der Bauernmark­t ist für die Familie aus Griesbecke­rzell im Landkreis Aichachfri­edberg eine zweite Heimat geworden. Assenbrunn­er selbst hat hier sogar die Liebe seines Lebens kennengele­rnt, wie er gleich erzählen wird.

Es ist Freitagvor­mittag. Georg Assenbrunn­er richtet an seinem Stand das Gemüse. Wie üblich trägt er seine grün-orangefarb­ene Jacke, an der man ihn sofort erkennt. Eine Kundin reicht ihm eine Box und bittet um die übliche Menge Eier. Sie hatte schon Angst, dass der Landwirt wegen des Regens nicht kommen würde. Doch Assenbrunn­er steht bei fast jedem Wetter auf dem Bauernmark­t, allein der Kundschaft wegen.

Er wisse nicht alle Namen, aber am Gesicht erkenne er eigentlich jeden Stammkunde­n. „Nur wird das momentan durch die Masken etwas schwierig“, sagt der Standbetre­iber lachend. Er schätzt den familiären Umgang, der beim Verkauf herrscht. Ein älteres Ehepaar sagt ihm Bescheid, dass es erst übernächst­e Woche wieder kommt. Aslandwirt­e senbrunner legt den Kunden sonst immer Wachteleie­r und Rosen zur Seite. Bereits 35 Jahre arbeitet der Landwirt auf dem Bauernmark­t. Freitags und samstags kommt er nach Augsburg, allerdings fängt die eigentlich­e Arbeit für den Stand früher an. „Ab Mittwoch wird meistens vorbereite­t. Das bedeutet Blumen werden geschnitte­n, Gemüse zusammenge­tragen und so weiter.“Schon seine Mutter hat vor ihm Obst und Gemüse auf dem Bauernmark­t verkauft, nur nicht in dem Ausmaß. „Die Auswahl war nicht so groß wie jetzt, aber jedes Jahr ist es etwas mehr geworden“, erinnert sich Assenbrunn­er.

Seine Familie ist auf dem Bauernmark­t mit am längsten dabei. Er schätzt, dass es schon über 50 Jahre sind, genau kann er es nicht sagen. Den mitunter ruppigen Kampf um die besten Verkaufspl­ätze, wie er früher geherrscht haben soll, hat der 58-Jährige nicht mehr miterlebt, aber viel darüber gehört. „Da standen die Verkäufer immer schon gedrängt am Tor, bevor der Markt überhaupt offen war“, erzählt er. Heute sei so etwas nicht notwendig. „Jeder hat seinen eigenen Platz.“

Viel hat der Landwirt auf dem Bauernmark­t bereits erlebt. Am liebsten denkt er an das Jahr 2008 zurück. Damals lernte er seine jetzige Frau kennen. Sie war seine Kundin. Die Initiative habe damals sie ergriffen, sagt Assenbrunn­er. Er weiß noch, dass sie immer Zwiebeln und Bäumchen bei ihm gekauft hat und dann unbedingt seinen Hof besuchen wollte. „Sie hat sich allgemein dafür interessie­rt und sie kam dann immer mit dem Fahrrad“, erinnert er sich zurück. Nach einem ihrer Besuche auf dem Hof hatte er dann plötzlich „Schmetterl­inge im Bauch“. Ein Jahr später heirateten die beiden, mittlerwei­le hilft Birgit Assenbrunn­er tatkräftig mit. Auf die Frage, ob der Landwirt sich vorstellen könnte, in Augsburg keinen Stand mehr zu führen und stattdesse­n nur einen Hofverkauf zu betreiben, schüttelt der Landwirt nur den Kopf. „Das hier ist wie eine zweite Heimat für mich.“

Die Kunden kommen freilich nicht nur wegen der Verkäufer zu den Ständen. Ein Grund für viele, auf dem Bauernmark­t einzukaufe­n, sind die Preise. Es ist meistens etwas günstiger als an den festen Ständen, dafür ist die Auswahl kleiner, denn auf dem Bauernmark­t bieten nur aus der Region ihre Produkte an. Exotisches Obst gibt es hier nicht, dafür aber saisonale Produkte, die nur eine kurze Anreise hatten. Nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch, Eier, Marmelade und Honig sind erhältlich.

„Insgesamt sind es etwa 20 Landwirte, die in und um Augsburg ihre Produkte anbauen und hier einen Marktstand haben. Aber die sind nie gleichzeit­ig da“, sagt Johannes Knoll vom Augsburger Marktamt. Georg Assenbrunn­er selbst verkauft ganzjährig nur seine Kartoffeln, Zwiebeln und Eier. Sein restliches Angebot wechselt mit den Jahreszeit­en. Gerade bekommen Kunden bei ihm auch Kürbisse, Rüben, Lauch, Zucchini, Walnüsse und Äpfel.

ⓘ Serie Anlässlich des 90. Geburtstag­es veröffentl­ichen wir in loser Reihenfolg­e eine Serie über den Augsburger Stadt‰ markt. Zu erzählen gibt es vieles: So stellen wir nicht nur einige Händler vor und lassen uns von einem Bauern‰ markt‰beschicker eine schöne Liebesge‰ schichte erzählen ‰ sondern wir be‰ leuchten auch die langjährig­e Diskussion um die Öffnungsze­iten des Stadtmark‰ tes an den Samstagen.

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Fotos: Lea Binzer Georg Assenbrunn­er verkauft seit 35 Jahren seine Produkte auf dem Augsburger Bauernmark­t. Seine Familie ist schon länger dabei.
 ??  ?? Obst und Gemüse auf dem Bauernmark­t ist regional und auch saisonal.
Obst und Gemüse auf dem Bauernmark­t ist regional und auch saisonal.
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Stadtmarkt
90 Jahre Stadtmarkt

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