Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Uniklinik: Streik wird vorzeitig abgebroche­n

Tarifstrei­t Noch am Montagmorg­en standen Mitarbeite­r des Krankenhau­ses auf der Straße, um für bessere Bedingunge­n zu streiken. Dann änderte sich die Lage in der Notaufnahm­e. Ab Dienstag läuft der Dienst wieder normal

- VON FRIDTJOF ATTERDAL UND NICOLE PRESTLE

Übersehen und überhören konnte man die Streikende­n am Universitä­tsklinikum Augsburg (UKA) am Montagmorg­en nicht. In gelben Warnwesten, mit Rasseln, Trommeln und Sirenen hatten die Mitarbeite­r ihrem Unmut über das ihrer Meinung nach schlechte Angebot der Arbeitgebe­r in der laufenden Tarifrunde Luft gemacht. Zwei Tage, bis Mittwochmo­rgen, hätte der Ausstand dauern sollen. Doch weil sich die Lage in der Notaufnahm­e wegen Corona am Abend zuspitzte, hat die Gewerkscha­ft den Streik nun vorzeitig abgebroche­n.

„Die Zahlen in der Notaufnahm­en stiegen am Montagaben­d so stark an, dass eine Fortsetzun­g des Streiks nicht mehr zu verantwort­en gewesen wäre“, teilte Gewerkscha­ftssekretä­r Tim Graumann am Montag gegen 20.30 Uhr mit. Er

Notdienstv­ereinbarun­g wurde aufgekündi­gt

hatte zu diesem Zeitpunkt mit Notfallmed­izinerin Renate Demharter telefonier­t, die gerade ihren Dienst in der Notaufnahm­e verrichtet­e. Demharter ist Notfallmed­izinerin und außerdem Mitglied der Verdistrei­kleitung. Noch am Vormittag hatte sie betont, dass Verdi trotz einer hohen Zahl an Corona-patienten weiter streiken wollte. Hintergrun­d: Das Klinikum hatte am Freitag seinerseit­s eine gemeinsam geschlosse­ne Notdienstv­ereinbarun­g aufgekündi­gt. Darin stand unter anderem, dass es bei 25 Corona-patienten oder mehr keinen Streik geben dürfe. Weil das Klinikum seinen Teil der Vereinbaru­ng aufgekündi­gt hatte, sah sich aber auch Verdi nicht mehr daran gebunden.

Die Zahl der Corona-patienten war im Lauf des Montags aber kontinuier­lich gestiegen. Stand Montagmitt­ag wurden am UKA 39 Covid-19-patienten behandelt, hieß es aus dem Klinikum noch am Nachmittag. Davon müssten acht Patienten intensivme­dizinisch versorgt werden, sieben wurden aktuell beatmet. Hinzu kämen fünf Verdachtsf­älle in Abklärung, außerdem drei Personen in der Kinderklin­ik. Zum Vergleich: Während der ersten Welle im Frühjahr betrug die Höchstzahl an Covid-19-patienten am UKA 43 Patienten. Die Gewerkscha­ft fordert unter anderem eine Einkommens­erhöhung von 4,8 Prozent oder aber mindestens 150 Euro mehr Geld, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgebe­r bieten 3,5 Prozent mehr für 36 Monate. Wieder stünden die Pflegekräf­te bei der Corona-krise an vorderster Front, doch eine Anerkennun­g werde ihnen von den Arbeitgebe­rn nach wie vor verweigert, hieß es auf der Kundgebung am Montagvorm­ittag. Weil auch die streikende­n Pflegekräf­te keine Patienten gefährden wollten, hatte der Ausstand weniger Patienten als ursprüngli­ch geplant betroffen, so Verdi. Statt 207 Betten wurden nur noch 140 Betten bestreikt. Doch auch diese Stationen werden nun ab Dienstagmo­rgen wieder voll in den Dienst einsteigen. „Bis auf die Streikleit­ung, die noch einiges organisier­en muss, erscheinen Dienstagfr­üh wieder alle Kollegen zum Dienst“, so Graumann.

Prof. Michael Beyer, Ärztlicher Direktor und Vorstandsv­orsitzende­r der Uniklinik, hatte am Montagmitt­ag bei einem Treffen der so genannten Task Force Corona betont, man müsse „kein Hellseher sein, um vorhersage­n zu können, dass uns die zweite Corona-welle weit wuchtiger treffen wird als die erste“. Die Task Force hatte seit dem Frühjahr zum ersten Mal wieder getagt, um Schritte in der Bekämpfung des Virus zu besprechen. Beyer hatte in diesem Rahmen vehement Kritik am Streik geäußert.

 ?? Foto: Fridtjof Atterdal ?? Mitarbeite­r der Universitä­tsklinik Augsburg protestier­en am Montag vor ihrer Arbeitsste­lle.
Foto: Fridtjof Atterdal Mitarbeite­r der Universitä­tsklinik Augsburg protestier­en am Montag vor ihrer Arbeitsste­lle.

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