Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Schulen nicht alleine lassen
Mit diesem Tempo hat offenbar niemand gerechnet: Nach Überschreitung des Corona-grenzwertes steigen die Infektionszahlen in Augsburg rasant weiter. Für viele Menschen ist es unverständlich, dass nach Überschreitung des Schwellenwertes 50 an Augsburger Schulen nicht bereits die dritte Stufe im Maßnahmenkatalog des Kultusministeriums gilt. Sie besagt, dass Klassen geteilt werden können, also dass auf eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht umgeschwenkt werden kann.
Doch Kann ist kein Muss. Die Vorschläge des Freistaats verschaffen jeder Kommune Spielraum, um den richtigen Zeitpunkt für den Start der dritten Stufe festzulegen. Die Frage ist: Wann wird das sein? Bereits jetzt kommen die Abläufe an manchen Schulen – insbesondere wie im Fall der Realschule Maria Ward – an ihre Grenzen.
Lehrer werden über Gebühr strapaziert, Schüler können so nicht mehr voll auf ihre Kosten kommen. Wenn das alles toleriert wird, nur damit der Präsenzunterricht an allen Schulen gewährleistet werden kann, wird dafür ein teurer Preis gezahlt. Die Vorteile des Unterrichts an der Schule liegen auf der Hand: Schüler werden in ihrem gewohnten Umfeld und mit allen Möglichkeiten, die eine Schule bietet, unterrichtet, die Lehrer haben alle im Blick, die arbeitenden Eltern wissen ihre Kinder gut betreut.
Doch wenn der Schulbetrieb aufgrund der fortschreitenden Corona-pandemie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, hat auch niemand etwas davon. Die Stadt muss das Infektionsgeschehen an jeder Schule genau im Blick behalten und den betroffenen Einrichtungen engagiert zur Seite stehen und sie nicht mit ihren Problemen alleine lassen – zum Wohle aller.