Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn Bürger für ihre Stadt stiften gehen
Stiftungen haben in Augsburg eine 700 Jahre lange Tradition. „Mein Augsburg“wurde jetzt 20 Jahre alt
Die Idee zu „Mein Augsburg“lieferte die Ex-bürgermeisterin Margarete Rohrhirsch-schmid (CSU). Sie bemerkte im Jahr 2000 im Stadtgebiet einen Bedarf an bürgernahen Investitionen in soziale und kulturelle Projekte. „Rohrhirsch-schmid kam als Sozialreferentin viel rum und sah, wo es hakte“, so Gerda Rutsche, langjährige Tourismusdirektorin und Mitgründerin von „Mein Augsburg“. Mit Rohrhirschschmid gehörte sie zu den Stifterinnen, zwölf Jahre leiteten sie als Vorstände diese erste Bürgerstiftung.
In Augsburg gibt es 162 Stiftungen. Die älteste, das Paritätische Hospitalstift, geht auf die Gründung des Heilig-geist-spitals im Jahr 1150 zurück. Zum Vergleich: München hat 1038 Stiftungen; damit liegt die Landeshauptstadt deutschlandweit hinter Hamburg (1445 Stiftungen) auf Platz zwei. Das Besondere bei Gemeinschaftsstiftungen: Jeder Augsburger kann mit einer Zahlung von 2600 Euro einsteigen. Dafür erhält er Stimmrecht auf
Lebenszeit. Einzelspenden sind unabhängig möglich, auch zweckgebunden. „Es ist gut, etwas zu geben, das den eigenen Tod überdauert. Deswegen bin ich Stifterin geworden“, sagt Gerda Rutsche.
Zum Jubiläumsempfang übergab die Stiftung dem Freiwilligen-zentrum ein Lastenfahrrad im Wert von 5500 Euro. Leiter Wolfgang Krell ist beeindruckt. So eine Anschaffung habe er für die 1500 Freiwilligen, die im Zentrum koordiniert und geschult werden, schon im Blick gehabt, doch es fehlte das Geld. „Der Aufbau ist für 30 Kilo Last zugelassen. Damit lässt sich ein kompletter Infostand transportieren“, erklärt er. Das Fahrrad soll auch von anderen Initiativen ausgeliehen werden können.
„Stiften ist etwas Nachhaltiges“, erklärte OB Eva Weber beim Empfang
unter den Arkaden des Schaezlerpalais. Schwerpunkte von „Mein Augsburg“sind Kultur, Heimatpflege, Naturschutz und Denkmalpflege. Seit 2000 wurden etwa 485 000 Euro ausgezahlt. Dazu zählen der Aufzug im Kleinen Goldenen Saal, Holzsitzinseln in der Fußgängerzone, das Wasserrad am Schwallech und der Publikumspreis beim Internationalen Violinwettbewerb Leopold Mozart. Außerdem wurden sowohl der Spielplatz im Botanischen Garten als auch der Wasserspielplatz der Youfarm nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden Georg Erdmann mit je 20000 Euro sowie das Eingangsportal des Fugger-und-welser-museums mit 36 000 Euro gefördert.
Als die Feuerwehr im Winter 2002 die Wiesen am Roten Tor für eine natürliche Eisfläche unter Wasser
setzte, ging dies auf das Konto von „Mein Augsburg“. Der Kapitalstock, der zu Beginn von 44 Stiftern zusammengetragen wurde, lag 2002 bei 450000 Euro. Inzwischen sind bei „Mein Augsburg“100 Einzelstifter, Unternehmen und Institutionen versammelt, das Kapital beträgt jetzt 800 000 Euro. Viel Geld fließt in Bildung und in die Jugendarbeit anderer Initiativen. Zur kontinuierlichen Bildungsarbeit zählt der jährliche Schreibwettbewerb für die Augsburger Schulen, an dessen Ende jeweils die Produktion eines Buches mit den ausgezeichneten Texten steht. Und Generationen von Viertklässlern paukten mit dem Heimatkundebuch „Mein Augsburg“die Topografie, Bevölkerung und Geschichten ihrer Stadt – ein Gemeinschaftsprojekt der Stiftung mit dem Wißner-verlag.