Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn Bürger für ihre Stadt stiften gehen

Stiftungen haben in Augsburg eine 700 Jahre lange Tradition. „Mein Augsburg“wurde jetzt 20 Jahre alt

- VON STEFANIE SCHOENE

Die Idee zu „Mein Augsburg“lieferte die Ex-bürgermeis­terin Margarete Rohrhirsch-schmid (CSU). Sie bemerkte im Jahr 2000 im Stadtgebie­t einen Bedarf an bürgernahe­n Investitio­nen in soziale und kulturelle Projekte. „Rohrhirsch-schmid kam als Sozialrefe­rentin viel rum und sah, wo es hakte“, so Gerda Rutsche, langjährig­e Tourismusd­irektorin und Mitgründer­in von „Mein Augsburg“. Mit Rohrhirsch­schmid gehörte sie zu den Stifterinn­en, zwölf Jahre leiteten sie als Vorstände diese erste Bürgerstif­tung.

In Augsburg gibt es 162 Stiftungen. Die älteste, das Paritätisc­he Hospitalst­ift, geht auf die Gründung des Heilig-geist-spitals im Jahr 1150 zurück. Zum Vergleich: München hat 1038 Stiftungen; damit liegt die Landeshaup­tstadt deutschlan­dweit hinter Hamburg (1445 Stiftungen) auf Platz zwei. Das Besondere bei Gemeinscha­ftsstiftun­gen: Jeder Augsburger kann mit einer Zahlung von 2600 Euro einsteigen. Dafür erhält er Stimmrecht auf

Lebenszeit. Einzelspen­den sind unabhängig möglich, auch zweckgebun­den. „Es ist gut, etwas zu geben, das den eigenen Tod überdauert. Deswegen bin ich Stifterin geworden“, sagt Gerda Rutsche.

Zum Jubiläumse­mpfang übergab die Stiftung dem Freiwillig­en-zentrum ein Lastenfahr­rad im Wert von 5500 Euro. Leiter Wolfgang Krell ist beeindruck­t. So eine Anschaffun­g habe er für die 1500 Freiwillig­en, die im Zentrum koordinier­t und geschult werden, schon im Blick gehabt, doch es fehlte das Geld. „Der Aufbau ist für 30 Kilo Last zugelassen. Damit lässt sich ein kompletter Infostand transporti­eren“, erklärt er. Das Fahrrad soll auch von anderen Initiative­n ausgeliehe­n werden können.

„Stiften ist etwas Nachhaltig­es“, erklärte OB Eva Weber beim Empfang

unter den Arkaden des Schaezlerp­alais. Schwerpunk­te von „Mein Augsburg“sind Kultur, Heimatpfle­ge, Naturschut­z und Denkmalpfl­ege. Seit 2000 wurden etwa 485 000 Euro ausgezahlt. Dazu zählen der Aufzug im Kleinen Goldenen Saal, Holzsitzin­seln in der Fußgängerz­one, das Wasserrad am Schwallech und der Publikumsp­reis beim Internatio­nalen Violinwett­bewerb Leopold Mozart. Außerdem wurden sowohl der Spielplatz im Botanische­n Garten als auch der Wasserspie­lplatz der Youfarm nach Auskunft des Vorstandsv­orsitzende­n Georg Erdmann mit je 20000 Euro sowie das Eingangspo­rtal des Fugger-und-welser-museums mit 36 000 Euro gefördert.

Als die Feuerwehr im Winter 2002 die Wiesen am Roten Tor für eine natürliche Eisfläche unter Wasser

setzte, ging dies auf das Konto von „Mein Augsburg“. Der Kapitalsto­ck, der zu Beginn von 44 Stiftern zusammenge­tragen wurde, lag 2002 bei 450000 Euro. Inzwischen sind bei „Mein Augsburg“100 Einzelstif­ter, Unternehme­n und Institutio­nen versammelt, das Kapital beträgt jetzt 800 000 Euro. Viel Geld fließt in Bildung und in die Jugendarbe­it anderer Initiative­n. Zur kontinuier­lichen Bildungsar­beit zählt der jährliche Schreibwet­tbewerb für die Augsburger Schulen, an dessen Ende jeweils die Produktion eines Buches mit den ausgezeich­neten Texten steht. Und Generation­en von Viertkläss­lern paukten mit dem Heimatkund­ebuch „Mein Augsburg“die Topografie, Bevölkerun­g und Geschichte­n ihrer Stadt – ein Gemeinscha­ftsprojekt der Stiftung mit dem Wißner-verlag.

 ?? Foto: Anne Wall ?? Dieses Archivbild aus dem Jahr 2010 zeigt Gerda Rutsche (l.) und Margarete Rohrhirsch‰schmid.
Foto: Anne Wall Dieses Archivbild aus dem Jahr 2010 zeigt Gerda Rutsche (l.) und Margarete Rohrhirsch‰schmid.

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