Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der König, ein „Jetsetprolet“?
Willem-alexander und Máxima fliegen mit ihren Kindern nach Griechenland. Ihre Untertanen sollen wegen Corona zu Hause bleiben – und sind jetzt richtig sauer
Den Haag Knapp zwei Minuten dauert die Videobotschaft des niederländischen Königs Willem-alexander, 53, und seiner Frau Máxima, 49. Es sei ein tiefer Kniefall vor dem Volk, kommentierten Medien am Mittwoch. Fünf Tage nach dem Debakel um die Urlaubsreise der Oranje-familie nach Griechenland mitten in der Corona-pandemie entschuldigte sich das Paar. Willemalexander wandte sich deutlich angespannt direkt an die Bürger: „Es tut weh, Ihr Vertrauen in uns verletzt zu haben.“
Die Botschaft war sehr formell und höchst ungewöhnlich. Normalerweise wendet sich der König nur zu Weihnachten direkt ans Volk. Doch nun konnte der Hof nicht länger schweigen. Die Königsfamilie war am Freitag mit dem Regierungsflugzeug nach Griechenland geflogen, trotz der gerade verschärften Corona-maßnahmen. Die Niederlande mit ihren gut 17 Millionen Einwohnern gehören im Herbst zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern in Europa. 7730 Neuinfektionen verzeichneten die Gesundheitsämter allein am Dienstag. Das deutsche Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen Reisen dorthin. Teile des Landes sind im Lockdown, Restaurants, Bars und Cafés vielerorts komplett geschlossen. Die Regierung der Niederlande hatte die Bürger ermahnt, zu Hause zu bleiben und nicht zu verreisen. Doch setzten sich in den Flieger.
In der Heimat brach ein Sturm der Entrüstung los – in den Medien, in den sozialen Netzwerken und in der Politik. Daraufhin beschloss der König, nach rund 24 Stunden den Urlaub abzubrechen und nach Den Haag zurückzukehren. Doch am Mittwoch folgte der nächste Skandal. Denn anders als es zunächst schien, hatte nicht die gesamte Oranje-familie den Urlaub abgebrochen. Erst drei Tage nach ihren Eltern kehrten Kronprinzessin Amalia, 16, und ihre Schwester Alexia, 15, aus Griechenland zurück. Für Bürger und Politiker war dies erneut ein Beweis für fehlende Offenheit des Hofes. „Wurde das Volk an der Nase herumgeführt?“, titelte De Telegraaf.
Ministerpräsident Mark Rutte übernahm zwar die politische Verantwortung für die ganze Sache. Dazu ist er nach der Verfassung auch verpflichtet. Doch für die meisten Niederländer lag der Fehler
Königs beim König. Dem Monarchen fehle die „gesellschaftliche Antenne“, so De Telegraaf. „Seit seinem Amtsantritt versucht König Willem-alexander, ein Symbol der Verbindung zu sein. Mit seinem misslungenen Urlaub in Griechenland hat er diesem Image selbst einen Kratzer zugefügt.“
Der Kolumnist von De Volkskrant, Bert Wagendorp, wetterte: „Die Familie verhält sich wie verwöhnte Jetset-proleten, denen der Rest der Welt scheißegal ist.“
Es war nicht der erste Fehler des Königspaares in Corona-zeiten. Im Sommer hatten sich Máxima und Willem-alexander gut gelaunt mit einem Gastwirt in Griechenland fotografieren lassen: dicht nebeneinander, ohne Sicherheitsabstand, ohne Maske. Jetzt zeigt das Paar Reue. Willem-alexander versichert auf Video, dass er und seine Frau sich in der Corona-zeit weiter für ihr Volk einsetzen wollten. „Wir bleiben beteiligt, aber sind nicht unfehlbar.“