Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Leserbriefe
Scheinheilige Lobeshymnen
Zu „Wir haben bereits dreimal mehr In tensivfälle“(Politik) vom 26. Oktober: Da appellieren Frau Merkel und Herr Spahn seit Monaten an die Bevölkerung, sich verantwortungsvoll und solidarisch an die Coronaregeln zu halten, um die Krankenhauskapazitäten und das Pflegepersonal nicht zu überlasten.
Zur gleichen Zeit diskutieren eben diese Politiker darüber, Pflegeuntergrenzen beim Klinikpersonal einzuführen. Dabei ist die Personalbesetzung bereits in Normalzeiten kritisch.
Da klingen die Lobeshymnen der Politiker über die Pflegekräfte nur noch scheinheilig.
Petra Fischer, Augsburg
Das verdient Unterstützung
Zu „Ärzte unterstützen Coronakritik“(Bayern) vom 24. Oktober:
Auch wenn die Bayerische Staatsregierung von der Kritik des Gesundheitsamtsleiters Dr. Pürner nicht begeistert ist, so hat dieser doch völlig richtig gehandelt. Als Beamter ist er sogar dazu verpflichtet, Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit dienstlicher Anordnungen unverzüglich bei seinem unmittelbaren Vorgesetzten geltend zu machen. Denn letztendlich muss er allein für diese Anordnungen als Beamter geradestehen, nicht die Bayerische Staatsregierung. Dieses Verhalten verdient jegliche Unterstützung!
Ingo Klein, Bad Wörishofen
Eine rhetorische Frage
Zu „Können wir uns einen zweiten Lock down leisten?“(Seite 1) vom 24. Okto ber:
Ich betrachte das als rhetorische Frage. Wir konnten uns schon den ersten Lockdown nicht leisten. Das wird nur durch großzügige Kurzarbeitsregelung, Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und allerlei weitere Tricks sowie das Ausschütten unermesslicher ungedeckter Geldbeträge verschleiert. Das böse Erwachen wird hier erst noch kommen.
Wenn tausenden Parlamentariern, Ministern und Staatssekretären in Bundes- und Länderparlamenten bzw. Regierungen nach einem halben Jahr Pandemie nichts Besseres einfällt als Lockdown, dann haben sich diese entbehrlich gemacht. Mit welcher Wirtschaftskraft wollen wir denn in Zukunft unser immer noch hervorragendes Gesundheitssystem finanzieren?
Ludger Rosenberger, Krumbach
Einseitiges Musikangebot
Zu „Der BR hat erstmals eine Chefin“(Bayern) vom 23. Oktober:
Die Erwartungen an Katja Wildermuth, neue Intendantin des Bayerischen Rundfunks, sind groß, auch von meiner Seite. Unter ihrem Vorgänger hat sich für mich, über 70 Jahre alt, und meine Generation im Musikangebot des Rundfunksenders Bayern 1 eine unselige Entwicklung angebahnt und verfestigt. Während in früheren Jahren der Bayerische Rundfunk ein Sender mit Musik für alle Generationen war, ist der offen propagierte Schwerpunkt von B1 jetzt Musik aus den 80er Jahren, was hier einer sozialen Ausgrenzung meiner Generation gleichkommt.
Deutsche Musik mit Titeln aus den 50er, 60er und 70er Jahren tendiert gegen null. Daneben fehlt seltsamerweise auch weitgehend andere wohlklingende „Weltmusik“, wobei es doch wunderschöne französische Chansons gäbe, mitreißende irische Pubmusik, russische Musikballaden, tolle karibische, afrikanische oder hawaiianische Klänge – alles Fehlanzeige!
Theo Schilling, Bobingen
Förderung nur für Mütter
Zu „Wieder Rückschlag für die Gleich stellung“(Seite 1) und zu Gleichstel lung ist demokratische Pflicht“(Politik) vom 24. Oktober:
Warum wird eigentlich keine 50-Prozent-quote für Frauen im Kohlebergbau, auf einer Ölbohrinsel oder beim Militär gefordert oder umgekehrt keine Männerquote für Abiturienten (weiter mehr als 50% eines Jahrgangs sind weiblich)? In Wirklichkeit geht es den (überwiegend kinderlosen) Feministen nur um persönliche Machtbefriedigung.
Eine Förderung von Frauen ist nur für Mütter notwendig und sinnvoll, da Frauen aufgrund der Schwangerschaft und der Zeit danach wirklich ins berufliche Hintertreffen geraten (können).
Angela Czermin, Kaufering
Wo bleibt die Wahlfreiheit?
Ebenfalls dazu:
Ich wundere mich über die einseitige Darstellung. Es widerspricht von Grund auf meiner Vorstellung von Wahlfreiheit, wenn mir vorgegeben wird, nach Geschlecht, Lebensalter, Religion, sexueller Orientierung oder anderen Kriterien festgelegte Quoten wählen zu müssen.
Jürgen Brecht, Füssen
Kein Gottesstaat
Zu Türkei beklagt deutschen Hass“(Poli tik) vom 24. Oktober:
Herr Erdogan macht hier sehr deutlich, dass die in Deutschland lebenden Muslime (und Türken) eigentlich in seinen Machtbereich fallen. Von einem Despoten kann man auch nichts anderes erwarten.
Allerdings muss man fragen: Wo bleibt hier die Stellungnahme der Bundesregierung? In einem Rechtsstaat müssen Straftaten bei allen Religionen verfolgt werden dürfen, ansonsten nähern wir uns einem Gottesstaat, wie er in vielen Teilen der islamischen Welt normal ist. Walter Rauh, Haldenwang
Der Staat soll es richten
Zu „Corona kostet die Kirche Millionen“(Politik) vom 24. Oktober:
Die Kirche in Deutschland wie auch ihr „Mutterkonzern“im Vatikan haben im Laufe der Jahrhunderte mit ausgeklügelten Methoden Milliarden an Aktiva angehäuft. Die Kirchensteuer in Deutschland spülte aufgrund der hohen Beschäftigung immer neue Rekorde in die Kassen. Zusätzlich dazu bezahlt Vater Staat auch noch kräftig in die Kirche ein. Nun gehen die Einnahmen zurück (nicht nur wegen Corona, sondern weil der Mensch keine Perspektive mehr in der Kirche sieht), und da fällt den Kirchenoberen ganz schnell ein zu jammern.
Hier wäre Solidarität innerhalb der Kirche angebracht (Stichwort Länderfinanzausgleich). Aber dieses Wort hört man unter den Klerikern nicht so gerne.
Da soll es doch lieber wieder der Staat richten, der sich zwar nicht in Kirchenangelegenheiten einmischen darf, aber dessen Geld man gerne nimmt.
Frank Skupin, Kempten
Unglaublich, wie viel Geld wegen mangelnder Kompe tenz und Fehleinschätzungen in den Ministerien ver schwendet wird. Ist wohl ein starkes Geflecht aus Be günstigungen, Beziehungen und Zuwendungen, das sich dahinter verbirgt.
Michael Spann, Meitingen, zu „Regierung gibt für Berater 186 Millionen
Euro aus“(Politik) vom 26. Oktober